Im roten Bereich Europa verliert weiter
24.09.2002, 20:06 UhrDie europäischen Börsen lagen auch am zweiten Handelstag der Woche im roten Bereich und setzten damit ihre Talfahrt weiter fort. Immerhin konnten die besser als erwarteten Daten zum US-Verbrauchervertrauen am Nach- mittag die Verluste reduzieren. Die neuesten Konjunkturdaten aus Euroland waren dagegen kein Grund zur Freude.
Der Stoxx 50 gab 1,1 Prozent auf 2.275 Punkte nach, der Eurostoxx verlor 1,4 Prozent auf 2.187 Zähler.
Gute Konjunkturdaten gab es am Nachmittag aus den USA. Der Index für das US-Verbrauchervertrauen des Wirtschaftsforschungsinstituts Conference Board fiel im September auf 93,3 Punkte nach revidierten 94,5 Punkten im August zurück. Damit lag der Wert aber immer noch deutlich über den Analystenerwartungen von 92,3 Punkten.
Zudem richtete der Markt sein Augenmerk auf die US-Notenbank Fed. Am Abend - nach Börsenschluss in Europa - meldete sich die Fed zu Wort, um die Ergebnisse der turnusmäßigen Sitzung des Offenmarktausschusses bekanntzugeben. Die Leizinsen werden demnach unverändert auf dem tiefsten Stand seit gut 40 Jahren bleiben. Experten hatten bereits im Vorfeld nicht mit einer Zinssenkung gerechnet, hoffen aber angesichts der pessimistischen Einschätzung der Währunghüter möglicherweise noch in diesem Jahr auf eine weitere Zinssenkung. Zugleich warnte die Fed erneut vor einer Abschwächung der wirtschaftlichen Entwicklung. Als Grund nannte die Fed erhöhte geopolitische Risiken, die zur Ungewissheit über den Verlauf der Konjunkturerholung beitrügen.
Durchwachsen waren die jüngsten Wirtschaftsdaten aus Euroland. In Frankreich sind die Konsumausgaben im Monat August stark zurückgegangen und aus den Niederlanden wurde für den Monat September ein starker Rückgang des Verbrauchervertrauens gemeldet. Immerhin ist der Handelsbilanz-Überschuss in der Eurozone laut Mitteilung der Europäischen Zentralbank (EZB) im Juli auf 14,2 Mrd. Euro gestiegen nach 10,9 Mrd. Euro im entsprechenden Vorjahresmonat.
Aber auch am Dienstag beschäftigte die Anleger in Europa die Irak-Krise. Der britische Premier Blair legte am Dienstag ein Papier zum Irak vor, in dem es heißt, die Militärplanung des Landes lasse es zu, dass einige Massenvernichtungswaffen innerhalb von 45 Minuten zum Einsatz bereit seien. Der irakische Präsident Saddam Hussein plane zudem, chemische und biologische Waffenlager anzulegen und sei bereit, diese Waffen auch einzusetzen. Die Börsianer seien von dieser neuen Nachricht weiter verunsichert worden, so ein Händler. Es sehe nicht so aus, als sei der Konflikt zwischen den USA und dem Irak noch friedlich zu lösen.
Zu den großen Verlierern gehörte die Aktie der France Telecom, die 1,7 Prozent auf 7,51 Euro fiel. Einem Zeitungsbericht zufolge muss der Telekom-Konzern größere Summen für die Reparatur von Flutschäden in Südfrankreich einplanen.
Der französische Mobilfunkanbieter Orange könnte nach Worten des Konzern-Chefs Pontal die eigene Umsatzprognose für das laufende Jahr leicht verfehlen. Bislang war die France Telecom-Tochter von einem Umsatzwachstum von 15 Prozent ausgegangen. Die Aktie verlor 2,1 Prozent auf 4,70 Euro.
Der Telekom-Ausrüster Alcatel fiel 7,8 Prozent auf 2,12 Euro. Die Aktie hat im laufenden Jahr bereits 90 Prozent an Wert eingebüßt. Es gebe nicht genügend Transparenz, wie es bei den Franzosen weitergehe, so ein Händler. Es seien zwar Restrukturierungsmaßnahmen angekündigt worden, viel Klarheit hätten diese aber nicht gebracht. Zudem drohe eine Abstufung der Kreditwürdigkeit durch die Rating-Agentur Standard & Poor’s.
Der französische Versorger Vivendi Environnement hat im ersten Halbjahr 2002 rund 22 Prozent weniger verdient als im Vorjahr. Das Nettoergebnis liege bei 213 Millionen Euro, so die Franzosen. Die Aktie fiel 1,9 Prozent auf 18,66 Euro.
Vivendi Universal lag mit 2,2 Prozent bei 12,31 Euro im Minus. Der Medienkonzern, der rund 40 Prozent an Vivendi Environnement hält, hat für morgen eine Vorstandsitzung einberufen, bei der über die künftige Strategie des Unternehmen beraten werden soll.
Einen Absturz gab es für die Aktie der Air France, die 13,5 Prozent auf 8 Euro fiel. Der steigende Öl-Preis belaste das Papier, so ein Händler. Zudem fürchteten die Anleger, dass die Krise im Irak den weltweiten Tourismus wieder zurückwerfe. Schließlich gebe es auch noch Sorgen, dass die Air France-Piloten einen neuen Streik planten, die ihr 4-tägiger Warnstreiks zu Beginn des Monats keine Wirkung gezeigt habe.
Quelle: ntv.de