Der "sichere Hafen" ist gefragt Gold auf historischem Hoch
19.04.2011, 20:50 UhrNach dem Warnsignal einer einflussreichen Ratingagentur scheint Gold für Anleger das einzig Wahre. Die seit Wochen dauernde Edelmetall-Hausse gewinnt noch einmal an Dynamik: Die Preise für Gold und Silber legen deutlich zu, die Risikofreude nimmt stetig ab.
Die Warnung der an die Adresse der USA hat auch die Anleger an den Rohstoffmärkten bewegt. Die Investoren griffen reflexartig zu Gold. Die Kurse für das Edelmetall schossen in die Höhe. Der Preis für eine Feinunze (rund 31 Gramm) kletterte im US-Handel auf einen Rekord von 1499,31 Dollar und blieb damit nur hauchdünn unter der 1500-Dollar-Marke.
Auch Silber war gesucht: Der Silberpreis stieg auf den höchsten Stand seit 1980 und erreichte in der Spitze 43,92 Dollar pro Unze.
"Sicherheit" geht vor
"Gold ist noch immer die erste Wahl als sicherer Anlagehafen", sagte ein Händler. Derzeit gebe es viele schlechte Nachrichten, die das gelbe Edelmetall beliebt machten. Gold hat sich in den vergangenen sieben Tagen um rund 40 Dollar je Feinunze verteuert. Neben der Drohung von S&P, den USA die Rating-Bestnote "AAA" zu entziehen, bremste auch die Diskussion um eine Umschuldung Griechenlands die Risikofreude der Anleger.
Das bekam vor allem der Ölpreis zu spüren: Die US-Sorte WTI verbilligte sich um mehr als einen Dollar auf 105,88 Dollar je Barrel. Brent verbilligte sich um 1,4 Prozent auf 119,84 Dollar pro Fass. Am Ölmarkt fielen die Preise auch deshalb, weil Mitglieder der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) in den vergangenen beiden Tagen vor einer nachlassenden Nachfrage und einer zu starken Belastung für die Weltkonjunktur infolge der hohen Ölpreise gewarnt hatten. Der weltgrößte Ölexporteur Saudi-Arabien hatte am Sonntag erklärt, wegen der geringeren Nachfrage seine Produktion gedrosselt zu haben.
Der fallende Ölpreis sei zudem dadurch begründet, dass China versuche, sein Wirtschaftswachstum im Zaum zu halten - und in den USA die Öl-Lagerbestände sehr hoch seien, sagte Jonathan Barratt, Manager bei Commodity Broking Services in Melbourne: "S&P ist deshalb nur ein Faktor." Aus all diesen Gründen müsse man mit einer Neubewertung des Ölpreises beginnen. Die Faktoren, die den Ölpreis zuvor hätten steigen lassen, seien nun nicht mehr da. Den Analysten der Commerzbank zufolge dürften die Kämpfe in Libyen und die anhaltenden Unruhen in den arabischen Ländern zwar einem deutlichen Rückgang der Preise entgegenstehen. "Für einen neuerlichen Preisanstieg bedarf es dagegen neuer preistreibender Nachrichten", erklärten die Analysten in einem Marktkommentar.
Kupfer wieder teurer
Der Preis für Kupfer erholte sich dagegen von seinen Vortagesverlusten, als er infolge des S&P-Kommentars um fast 2 Prozent nachgegeben hatte. Am Dienstag notierte das Industriemetall 1,1 Prozent fester bei 9325 Dollar je Tonne. Händler machten für den Anstieg vor allem charttechnische Faktoren verantwortlich, nachdem der Kupferpreis sechs Tage lang unter Druck gestanden hatte. Die Gesamtstimmung bleibe aber weiter angespannt, sagte Analystin Natalie Robertson von ANZ: "Der Markt hat den Risiko-Modus ausgeschaltet."
Quelle: ntv.de, dpa/rts