Flucht in Sicherheit Goldpreis über 900 Dollar
11.01.2008, 17:00 UhrAuf seiner Rekordjagd ist der Goldpreis erstmals über die Marke von 900 US-Dollar gestiegen. Eine Feinunze (31,1 Gramm) kostete am Freitag in New York in der Spitze 900,10 US-Dollar. Dies war ein Anstieg gegenüber dem Handelsschluss am Vortag von 6,50 US-Dollar. Im weiteren Verlauf gab der Goldpreis wieder etwas nach und notierte bei 898,70 US-Dollar.
Erst vor wenigen Tagen hatte das Edelmetall den langjährigen Rekordschlussstand von 850 US-Dollar je Feinunze aus dem Jahr 1980 übertroffen. Grund für die aktuelle Rekordjagd ist die Unsicherheit der Anleger angesichts der Kredit- und Konjunkturprobleme in den USA. Gold gilt als vermeintlich sicherer Hafen und Schutz vor Inflation.
"Der Höhenflug des Metalls scheint kein Ende zu finden", sagte LBBW-Analyst Frank Schallenberger. "Preisrücksetzer sollten zu Käufen genutzt werden, denn die 900er-Marke wird vermutlich nur ein Zwischenziel sein - im Jahresverlauf dürfte der Goldpreis bis auf 1000 US-Dollar pro Feinunze klettern."
Edelmetall-Experte Ronald Leung von Lee Cheong Gold Dealers in Hongkong mahnte aber zur Vorsicht. Angesichts des starken Engagements spekulativ orientierter Anleger im Edelmetall-Markt wachse mit jedem Kursanstieg des Dollar das Risiko drastischer Rückschläge.
US-Notenbankchef Ben Bernanke hatte am Vorabend ein trübes Bild für die Aussichten der US-Konjunktur gezeichnet. Er stellte zudem aggressive Zinssenkungen in Aussicht, um ein Abgleiten in eine Rezession zu verhindern. Sobald eine Zentralbank ihre Geldpolitik lockert, steigt allerdings das Risiko einer anziehenden Teuerung. Gold gilt in Zeiten wirtschaftlicher Schwäche oder steigender Inflation als sichere Anlage.
Auch Silber verteuerte sich und kostete mit bis zu 16,29 US-Dollar je Feinunze so viel wie seit rund drei Jahrzehnten nicht mehr. "Anders als Gold liegt Silber jedoch noch weit vom Allzeithoch entfernt", betonte Analyst Eugen Weinberg von der Commerzbank. "Dies lag 1980 bei 49,45 Dollar." Sollte die Gold-Rallye anhalten, könne sich Silber auf bis zu 18 Dollar verteuern.
Kupfer verteuerte sich ebenfalls und kostete zeitweise 7340 US-Dollar je Tonne. "Kupfer war überverkauft", sagte ein Londoner Rohstoff-Analyst. Zahlreiche Verbraucher hätten im vierten Quartal 2007 ihre Lagerbestände reduziert und kehrten nun in dem Markt zurück, um ihren täglichen Bedarf zu decken. Kurzfristig könne es daher weiter aufwärtsgehen, langfristig sei er jedoch pessimistisch, sagte der Experte.
Am Rohöl-Markt stabilisierte sich der Preis für diesen wichtigen Rohstoff. Die beiden führenden Sorten Brent und WTI lagen nach mehreren Tagen mit Kursverlusten fast unverändert bei 92,24 beziehungsweise 93,78 US-Dollar je Barrel (159 Liter). Die Aussicht auf deutliche US-Zinssenkungen hätten die Spekulationen auf eine Rezession der weltgrößten Volkswirtschaft gedämpft, sagten Börsianer. Für Nervosität sorgte außerdem die Meldung, ein Öltanker sei in einem nigerianischen Hafen nach zwei Explosionen in Flammen aufgegangen. Das afrikanische Land ist der weltweit achtgrößte Öl-Exporteur.
Quelle: ntv.de