Alcoa und die kranke Konjunktur Größter Tagesverlust 2012
10.04.2012, 22:40 Uhr
(Foto: REUTERS)
Die US-Berichtssaison wrft ihre Schatten voraus. Bevor Alcoa nachbörslich mit Quartalszahlen kommt, ziehen sich die Anleger zunehmend aus dem Markt zurück, denn dieser ist Experten zufolge in diesem Jahr bereits gut gelaufen - zu gut. Damit ist es Zeit für eine Korrektur.
Die Wall Street geht mit Verlusten in die Bilanzsaison, der Dow mit dem größten Tagesverlust des Jahres. Vor dem Start durch den Aluminiumkonzern Alcoa am Dienstagabend schlossen die wichtigsten Indizes deutlich im Minus. In den Kursverlusten beim S&P 500, der den fünften Handelstag in Folge in den roten Zahlen stand, sahen manche Anleger günstige Kaufgelegenheiten. Andere sprachen von einer überfälligen Korrektur, nachdem der Index seit Jahresbeginn fast zehn Prozent gewonnen hatte. Industriewerte verloren, Technologie-Aktien setzten den Verlusten mit Zugewinnen dagegen Grenzen.
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte verlor 1,7 Prozent auf 12.715 Punkte, der bisher größte Tagesverlust in diesem Jahr. Der breiter gefasste S&P-500 gab 1,7 Prozent nach auf 1358 Zähler, der Index der Technologiebörse Nasdaq 1,8 Prozent auf 2991 Stellen. In Frankfurt ging der Dax mit einem Minus von 2,5 Prozent bei 6606 Zählern aus dem Handel.
Konjunktur krankt
"Alcoa ist Konjunktur, und Konjunktur wird heute verkauft", stellte ein Händler fest. Die Aktie des Aluminium-Konzerns, der traditionell die US-Berichtssaison eröffnet fällt mit einem Tagestief von 9,39 Dollar auf den niedrigsten Stand seit drei Monaten. Hinter Alcoa gaben auch Caterpillar, Exxon Mobil, United Technologies und General Electric stärker nach, alles überdurchschnittlich konjunkturabhängige Aktien.
Analysten rechnen für das erste Quartal mit dem geringsten Wachstum im Jahresvergleich seit der Finanzkrise. "Sollten die Zahlen der Unternehmen enttäuschend ausfallen, dann haben wir den perfekten Sturm für den Markt", sagt ein Händler. Angesichts des jüngsten starken Anstiegs der Kurse könnte es dann zu einem deutlichen Rückschlag kommen. Die Lagerbestände im US-Großhandel sind im Februar deutlich stärker gestiegen als erwartet, worauf die Kurse an Wall Street ihr Minus ausbauten.
Besonders stark unter Druck gerieten aber - wie schon in Europa die Finanzwerte. So fielen am Indexende Bank of America um 4,4 Prozent. Für die Papiere von JP Morgan und American Express ging es um 2,1 sowie 1,7 Prozent nach unten.
Die Apple-Aktie erreichte kurzzeitig mit 644 Dollar einen neuen Rekordwert, verlor danach aber und schloss 1,2 Prozent im Minus bei 630 Dollar. Der angeschlagene Internetpionier Yahoo verlor 0,7 Prozent. Konzernchef Scott Thompson konnte Anleger mit seinen Umbauplänen nicht überzeugen. Yahoo will sich im Kampf gegen die Rivalen Google und Facebook neu aufstellen. Zudem werde der Konzern zunächst sein Kerngeschäft mit Maildiensten, Suchfunktionen und Nachrichten stärken, schrieb Thompson in einer Mail an Mitarbeiter. Erst vor wenigen Tagen hatte er den Abbau von 2000 der 14.000 Stellen im Konzern angekündigt. Alcoa, das nach Handelsschluss seine Bilanz vorlegen sollte, notierte 2,3 Prozent im Minus auf 9,38 Dollar.
Anteilsscheine von Best Buy wurden so tief wie seit Dezember 2008 nicht mehr gehandelt und lagen im Verlauf 5,9 Prozent im Minus bei 21,32 Dollar. Konzernchef Brian Dunn war nach 28 Jahren bei der weltgrößten Verbraucher-Elektronik-Kette zurückgetreten.
Zu den größten Gewinnern in New York zählten die Aktien von Supervalu mit einem Plus von mehr als 15 Prozent. Die drittgrößte US-Supermarktkette - Betreiber von Jewel-Osco, Albertsons und Save-A-Lot - hatte die Anleger mit einem hohen Quartalsgewinn überrascht und zudem auch noch für das Gesamtjahr einen höheren Gewinn prognostiziert als bislang von Analysten erwartet.
Quelle: ntv.de, bad/rts/DJ