Nur Tokios Börse verliert Gute Laune in Fernost
01.11.2010, 11:20 UhrStarke Industriedaten aus China verhelfen Asiens Börsen zu einem überwiegend freundlichen Wochenstart. Der japanische Aktienmarkt schließt allerdings im Minus, der starke Yen lastet auf den Kursen.
Der japanische Aktienmarkt ist mit Verlusten in die Woche gestartet. Das lag zum einen am Yen, der weiter in der Nähe eines Rekordhochs zum Dollar notiert. Zum anderen hielten sich viele Investoren zurück, da im Wochenverlauf wichtige politische und wirtschaftliche Weichenstellungen anstehen: die US-Kongresswahl am Dienstag, die Entscheidung der US-Notenbank über eine weitere geldpolitische Lockerung am Mittwoch, die anschließende zinspolitische Sitzung der japanischen Zentralbank sowie der US-Arbeitsmarktbericht am Freitag.
Für gute Stimmung an vielen Märkten in Fernost sorgte der chinesische Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe. Dieser stieg im Oktober auf ein Sechs-Monats-Hoch und lag deutlich höher als von Volkswirten erwartet. In seinem Sog legte der MSCI-Index für die asiatischen Aktien mit Ausnahme der Tokioter Börse 1,8 Prozent zu. Besonders stark waren die Kursgewinne an den Handelsplätzen in Hongkong und Shanghai. Auch die Börsen in Seoul, Singapur und Taiwan notierten deutlich höher.
In Tokio dagegen ging es mit den Kursen bergab. Der Nikkei-Index der 225 führenden Werte beendete den Handel 0,5 Prozent tiefer bei 9154 Punkten. Der breiter gefasste Topix-Index gab 0,9 Prozent auf 803 Zähler nach. Der hohe Kurs der Landeswährung, der Japans wichtige Exportwirtschaft schwächt, dominierte weiter das Marktgeschehen. Zum Wochenbeginn notierte der Yen zum Dollar mit 80,43 Yen. Im frühen Handel war die US-Währung mehr als einen Yen auf 81,60 Yen nach oben geschossen. Dies hatte Spekulationen geweckt, Japan greife erneut in den Markt ein, um den Yen-Kurs zu drücken. Doch der Dollar gab seine Kursgewinne rasch wieder ab. Händler zufolge handelte es sich wohl eher um eine technische Reaktion als eine Intervention.
Impulse für die Wechselkursentwicklung dürfte diese Woche vor allem die Federal Reserve liefern. Mit Spannung schauen die Märkte darauf, welches Volumen das weithin erwartete Programm der US-Notenbanker zum Ankauf von Anleihen haben wird. Die Aussicht auf diese geldpolitische Lockerung hat den Dollar zuletzt belastet. Eine höhere Geld-Versorgung der Märkte verringert gemeinhin den Wert der betreffenden Währung.
Unter den Einzelwerten stachen in Tokio unter anderem die Aktien von Honda heraus. Der Kurs des Autoherstellers rutschte um 5 Prozent ab, nachdem das Unternehmen seine Gewinnprognose nicht so stark angehoben hatte wie am Markt erwartet. Unter Druck standen auch Toyota Motor, nachdem der japanische Autohändler-Verband einen heimischen Verkaufsrückgang im Oktober von 24,2 Prozent zum Vorjahr berichtet hatte. Die Aktie verlor 1,6 Prozent. Hier belasteten auch Sorgen wegen der weiteren Entwicklung des Yen
Nomura-Titel brachen ebenfalls um 5 Prozent ein. Das Wertpapierhandelshaus hatte mit seinen Quartalsergebnissen für Enttäuschung bei den Investoren gesorgt.
Gewinne in Seoul
Unerwartet gut ausgefallene chinesische Konjunkturdaten und die Stärke der meisten anderen ostasiatischen Börsen haben die Aktien in Seoul nach oben geführt. Der Kospi legte um 1,7 Prozent auf 1915 Zähler zu. Die Erholung am Aktienmarkt fiel einem Analysten zufolge deutlicher aus als erwartet. Als Grund wurde immer wieder der chinesische Einkaufsmanagerindex genannt, der sich im Oktober deutlich auf 54,8 von 52,9 verbessert hatte.
In nächster Zeit könne es im Vorfeld wichtiger Ereignisse zu gesteigerter Volatilität kommen, wie Teilnehmer vermuten. Sie verweisen in erster Linie auf die Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank, die am 2. und 3. November stattfindet. Hier erwarten die Märkte neue Informationen zum weiteren Geldpolitik der Federal Reserve.
Zu den gesuchten Sektoren gehörten Autowerte, was Teilnehmern zufolge die Erwartungen auf robuste Verkäufe im vierten Quartal reflektiere. Hyundai Motor kletterten 6,2 Prozent und Kia Motors haussierten 10,2 Prozent ins Plus.
Auch Aktien von Sicherheitsgesellschaften zeigten sich mit Hoffnungen auf steigende Gewinne im Aufwind. Daewoo Securities gewannen 4,1 Prozent und Samsung Securities 3,7 Prozent.
Dagegen gerieten Technologiewerte unter Druck. Die Investoren fürchten schwächere Viertquartalsergebnisse, die von einer zurückgehenden Nachfrage belastet sein könnten. LG Electronics fielen um 2,2 Prozent und Hynix um 1,9 Prozent.
Gute Laune in China
Der heimische Einkaufsmanagerindex sorgte natürlich auch den chinesischen Börsen für Gesprächsstoff. Der Shanghai Composite Index gewann 2,5 Prozent auf 3054 Punkte. Damit hat sich der Markt nach vier Tagen mit Abschlägen wieder erholt.
Analysten nehmen nun die technische Hürde von 3100 Punkten in den Blick. In dieser Woche dürfte der Markt diese Marke testen, wobei die Investoren auf eine mögliche neue Runde quantitativer Lockerungen durch die Federal Reserve spekulieren, heißt es.
Metallwerte folgten den steigenden Metallpreisen an der Shanghai Futures Exchange. So gewannen Jiangxi Copper 5,8 Prozent und Zijin Mining Group 6,3 Prozent. Baoshan Iron & Steel kletterten um 1, 7 Prozent. Das Management hatte zuvor betont, der Ausblick bleibe im dritten Quartal unverändert - ungeachtet des Rückgangs beim Nettogewinn um 16 Prozent.
Gegen den Trend zeigten sich Immobilienentwickler leichter. Medienberichten zufolge könnte die Regierung neue verschärfende Maßnahmen wie eine Erhöhung der Hypothekenzinsen für Zweitwohnungen einführen. China Vanke fielen um 0,6 Prozent und Poly Real Estate Group um 0,5 Prozent.
Quelle: ntv.de, rts/DJ