Marktberichte

EZB oder Fed? Euro tanzt unter die 1,36

(Foto: dpa)

Zuletzt gerät die europäische Gemeinschaftswährung wegen der ultralockeren Geldpolitik der EZB unter Druck. Dann stützt die Aussicht auf vorerst anhaltend niedrige Zinsen in den USA. Doch diese Euphorie scheint nun verflogen.

Der Kurs des Euro ist am Freitag gefallen. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,3588 Dollar fest nach 1,3620 Dollar am Donnerstag. Der Dollar kostete damit 0,7359 (0,7342) Euro. Die Gemeinschaftswährung bewegte sich im Verlauf des Freitags aber in einer recht ordentlichen Handelsspanne - vpn 1,3570 bis 1,3635 Dollar. Am Abend stand sie bei 1,3575 Dollar.

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,17

Der Euro profitierte zunächst von der Aussicht auf eine vorerst unverändert lockere US-Geldpolitik. Die US-Notenbank Fed hatte den Leitzins Mitte der Woche bei null bis 0,25 Prozent belassen. Nur ein Zentralbanker will ihn noch dieses Jahr erhöhen, zwölf Kollegen 2015 und drei weitere wollen damit bis 2016 warten. Zuletzt war der Euro wegen der ultralockeren Geldpolitik der EZB unter Druck geraten. Anfang Juni hatte die Gemeinschaftswährung nur knapp über 1,35 Dollar notiert.

Regierungskrise belastet Zloty

Investoren kehren dem polnischen Zloty in Folge des Abhörskandals um den Innenminister und Notenbankchef des Landes den Rücken. Dollar und Euro verteuerten sich um jeweils rund 0,4 Prozent auf 3,06 Zloty beziehungsweise rund 4,16 Zloty. "Ein politisches Risiko ist momentan erkennbar", sagte ein Devisenhändler. Die Nachrichten aus Polen würden in anderen Ländern zunehmend wahrgenommen. "Es herrscht ein wenig Panik", ergänzte der in Warschau ansässige Händler.

Vor allem die Sorge vor Neuwahlen treibt die Investoren um. Auslöser der politischen Krise sind Mitschnitte eines Gesprächs zwischen Innenminister Bartlomiej Sienkiewicz und Notenbankchef Marek Belka, die das Magazin "Wprost" in Auszügen veröffentlicht hatte. Belka bot demnach im Juli vorigen Jahres Konjunkturhilfen der Zentralbank an und verlangte im Gegenzug die Entlassung des damaligen Finanzministers Jacek Rostowski. Dieser verlor tatsächlich seinen Posten im November 2013 bei einer Kabinettsumbildung.

Nach Angaben der Zentralbank sind die Mitschnitte zwar aus dem Kontext gerissen. Doch seit der Veröffentlichung am vergangenen Samstag steigt der Druck auf die Beteiligten. Verschärft hat sich Krise zudem, weil die Behörden "Wprost"-Redaktionsräume durchsuchten. Kritiker sprechen von einem Angriff auf die Pressefreiheit.

Nächster regulärer Termin für eine polnische Parlamentswahl wäre im Herbst 2015. Vorgezogene Wahlen sind möglich, wenn Zweidrittel der Abgeordneten dafür stimmen.

Quelle: ntv.de, bad/ddi/rts/dpa

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