Marktberichte

Verkürzter Handel Dow schließt über 17.000

Die New York Stock Exchange vor dem verlängerten Wochenende: Der Schlusskurs liegt bei 17.068 Punkten, die Barriere ist geknackt.

Die New York Stock Exchange vor dem verlängerten Wochenende: Der Schlusskurs liegt bei 17.068 Punkten, die Barriere ist geknackt.

(Foto: imago/UPI Photo)

Die knisternde Spannung vor den US-Arbeitsmarktdaten entlädt sich in neue Kursrekorde: Die starken Daten vom US-Arbeitsmarkt heben den Dow Jones zum ersten Mal überhaupt über die Marke von 17.000 Punkten. Muss die Fed nun früher wenden?

Starke US-Arbeitsmarktdaten haben den US-Leitindex Dow Jones Industrial Average mit seinen 30 Standardwerten aus der US-Unternehmenslandschaft erstmals in seiner 118-jährigen Geschichte über die Marke von 17.000 Punkte katapultiert. Zeitweise stieg der Dow am Donnerstag bis auf 17.074,65 Punkte.

Die gute Stimmung hielt bis zum Handelsschluss an: Am Vorabend des Unabhängigkeitstags am 4. Juli schlossen die US-Börsen nach einer verkürzten Sitzung deutlich im Plus. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte beendete den Tag 0,5 Prozent fester bei 17.068 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500 stieg 0,5 Prozent auf 1985 Zähler. Beide Barometer schlossen damit so hoch wie nie zuvor. Der Composite-Index der Technologiebörse Nasdaq rückte 0,6 Prozent auf 4485 Punkte vor. Das ist der höchste Schlussstand seit dem Jahr 2000. Der Auswahlindex Nasdaq 100 setzte seine Rally fort und stieg um 0,6 Prozent auf 3923 Punkte.

Im Wochenvergleich verbesserte sich der Dow um 1,3 Prozent, der S&P um 1,2 Prozent und der Nasdaq um zwei Prozent. Wegen des Feiertags "Independence Day" bleiben die US-Märkte am Freitag geschlossen.

Wichtigstes Konjunktursignal des Tages war der offizielle Job Report zur Lage im US-Arbeitsmarkt: Die US-Wirtschaft hat im Juni mit 288.000 neuen Stellen satte 73.000 mehr geschaffen als erwartet, was die Aktienindizes in nie gesehene Höhen trieb. Von einem "gewaltigen Anstieg" sprach BMO-Analyst Jack Ablin. Es war bereits der fünfte Monat in Folge, in dem die Zahl der neuen Stellen über 200.000 liegt. Auch die Arbeitslosenquote fiel mit 6,1 Prozent unerwartet niedrig aus und erreichte den niedrigsten Stand seit dem Herbst 2008.

Das Defizit in der US-Handelsbilanz war im Mai zudem etwas stärker als erwartet zurückgegangen. "Die USA hat die Wachstumsschwäche des ersten Quartals klar hinter sich gelassen und die Erholung nimmt wieder tüchtig Fahrt auf", sagte der Börsianer. Laut Volkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank in Liechtenstein erhöht dies aber zugleich die Wahrscheinlichkeit, dass die US-Währungshüter bereits in der ersten Jahreshälfte 2015 mit einer Zinserhöhung reagieren müssen. Bislang werde solch ein Schritt erst in der zweiten Jahreshälfte 2015 erwartet, merkte er an.

Anleger sehen die starken Konjunktursignale daher mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Gute Daten signalisieren eine Erholung - gut für Aktien. Doch zugleich wächst die Furcht, die Fed könnte früher Richtung härtere Geldpolitik abschwenken - Gift für die Aktienkurse. Laut den Daten der CME Group ist die Wahrscheinlichkeit einer Zinsanhebung bereits im Juni 2015 nun auf 57 Prozent gestiegen nach zuvor 51 Prozent. Zum Handelsstart entscheiden sich die Börsianer aber erst einmal fürs Kaufen.

Auch auf längere Sicht dürfte der boomende Arbeitsmarkt Aktien antreiben, sagte Michael Purves von Weeden & Co: "Die Daten zeigen, dass die großen konjunkturellen Trends nach oben laufen". Börsianer, die den bisherigen Anstieg verpasst hätten, würden nun zum Einsteigen ermutigt. Andere Marktteilnehmer wiesen allerdings darauf hin, dass nun auch die Angst vor einer vorgezogenen Zinserhöhung umgehen könnte. Laut den Daten der CME Group ist die Wahrscheinlichkeit einer Zinsanhebung schon im Juni 2015 nun auf 57 Prozent gestiegen nach zuvor 51 Prozent.

Auf der Ebene der Einzelwerte entschieden sich die US-Anleger vor allem für konjunkturnahe Branchen, wie etwa Industrie- und Rohstoffwerte. So stiegen die Aktien von Caterpillar um 1,4 Prozent. Exxon-Papiere gewannen 1 Prozent. Weniger gefragt waren die defensiven Versorgeraktien, die in der jüngsten Rally ganz vorne mitgelaufen waren.

Favorit im Dow waren nach einem positiven Analystenkommentar die Aktien von Goldman Sachs mit plus 1,5 Prozent. Die Microsoft-Titel waren Schlusslicht mit minus 0,2 Prozent.

Ein schwacher Ausblick drückte die Aktie von Synnex. Der technische Industrie- und Geschäftsdienstleister hatte am Vorabend nach der Schlussglocke zwar Zweitquartalszahlen über Markterwartung ausgewiesen, verschreckte Anleger jedoch mit einer darunter liegenden Gewinnprognose für die laufende Periode. Die Aktie rauschte um 4,8 Prozent nach unten.

Noch entschiedener straften Investoren die Titel von Bind Therapeutics ab, die 10 Prozent abwärts liefen. Das Biotechnologieunternehmen beendete die Forschungszusammenarbeit mit Amgen. Zur gemeinsamen Entwicklung eines Tumormittels wird es nicht kommen. Die Amgen-Aktie legte 1,5 Prozent zu.

Die Aktien von Regado Biosciences brachen sogar um mehr als 58 Prozent ein. Das Pharmaunternehmen hatte mitgeteilt, eine Studie zu einem neuen Medikament unterbrochen zu haben.

Für Irritationen sorgten Aussagen des Daimler-Managers Wolfgang Bernhard. Mehreren Analysten zufolge sagte der Lkw-Vorstand des Stuttgarter Konzerns, sein früherer Arbeitgeber Volkswagen bereite eine milliardenschwere Übernahme des US-Nutzfahrzeug-Herstellers Paccar vor. Die Niedersachsen wiesen dies entschieden zurück. Paccar-Aktien legten an der Wall Street trotzdem um 5,4 Prozent zu. VW-Titel verloren 0,2 Prozent und waren damit einziger Dax-Verlierer.

Die Petsmart-Aktie sprang 12,5 Prozent in die Höhe. Der Hedgefonds Jana Partners hat enthüllt, dass er 9,9 Prozent an dem Tierfutter-Einzelhändler hält.

Die seit gerade einmal einer Woche an der Nasdaq notierten Papiere des Actionkamera-Herstellers Gopro schlossen mit minus 0,7 Prozent auf 41,75 Dollar erneut im roten Terrain. Am vergangenen Donnerstag waren die Aktien zu 24 Dollar das Stück ausgegeben worden und an der Börse dann raketengleich in die Höhe gestiegen. Bis Dienstag hatten sie ihren Wert bereits verdoppelt, seither erfolgen leichte Gewinnmitnahmen.

Am Vorabend des Unabhängigkeitstags wurde in New York nur bis 19 Uhr deutscher Zeit verkürzt gehandelt. Am Freitag bleiben die US-Börsen komplett geschlossen. An der New York Stock Exchange wechselten rund 540 Millionen Aktien den Besitzer. 1741 Werte legten zu, 1284 gaben nach und 127 blieben unverändert. An der Nasdaq schlossen bei Umsätzen von 990 Millionen Aktien 1762 im Plus, 841 im Minus und 155 unverändert.

Die US-Kreditmärkte ließen nach Jobdaten Federn. Die zehnjährigen Staatsanleihen verloren 4/32 auf 98-24/32. Die Rendite stieg auf 2,6447 Prozent. Der 30-jährige Bond sank 6/32 auf 98-2/32 und rentierte mit 3,4788 Prozent. Händler sagten, dass Investoren ihr Kapital aus den Bonds abgezogen und in die riskanteren Aktien umgeschichtet hätten.

Der Euro hielt sich im US-Handel auf niedrigem Niveau bei 1,3608 Dollar. Neben der Aussicht auf bald wieder steigende Zinsen in den USA nach dem Arbeitsmarktbericht belasteten Aussagen der EZB zu dauerhaften Mini-Zinsen im Euroraum. Den Referenzkurs hatte die EZB gegen Mittag noch auf 1,3646 (Mittwoch: 1,3656) Dollar festgesetzt.

Quelle: ntv.de, sla/mmo/DJ/dpa/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen