Anleger machen Kasse Minuszeichen in Tokio
09.11.2010, 12:15 UhrDie asiatischen Aktienmärkte stehen am Dienstag unter dem negativen Einfluss von Gewinnmitnahmen. Nach dem Kletterkurs der vergangenen Tage wächst die Vorsicht unter Investoren.
Gewinnmitnahmen haben die asiatischen Aktienmärkte am Dienstag belastet. Vor allem in Tokio wollten die Anleger nach der jüngsten Rally Kasse machen, sagten Händler. Der Euro geriet wegen der wieder verstärkt in den Fokus gerückten Schuldenkrise in Europa weiter unter Druck. Der Goldpreis setzte seine Rekordjagd fort und stieg auf ein neues Hoch über 1400 Dollar je Feinunze. Auch andere Rohstoffe waren gefragt und verteuerten sich.
An der Tokioter Börse schloss der Nikkei-Index der 225 führenden Werte 0,4 Prozent tiefer bei 9694 Punkten. In den vorangegangenen vier Handelstagen hatte der Leitindex noch mehr als sechs Prozent zugelegt. Der breiter gefasste Topix gab 0,2 Prozent auf 839 Zähler nach. Die trotz des weiter starken Yen mehrheitlich besser als erwarteten Ergebnisse der Unternehmen hätten allerdings leicht gestützt, hieß es.
Auch an anderen Börsen in Fernost ging es bergab. Der chinesische Leitindex in Shanghai notierte 0,8 Prozent schwächer, die Börse in Hongkong lag 1 Prozent im Minus. Dagegen konnten die Märkte in Südkorea und Taiwan leicht zulegen.
In Asien lasteten auch wieder aufkommenden Sorgen in Bezug auf die Schuldenkrise in der Eurozone auf den Kursen. "Der Markt hatte mit der Zinsentscheidung der US-Notenbank sowie den Arbeitsmarktdaten zuletzt wichtige Impulsgeber. Nun da die Entscheidung für eine weitere geldpolitische Lockerung gefallen ist und die Daten bekannt sind, konzentriert sich das Interesse der Investoren wieder auf die Eurozone", so ein Analyst.
In Tokio trübten außerdem die negativen Vorgaben aus den USA die Stimmung. Verluste bei Finanztiteln und ein stärkerer Dollar hatten am Montag die Leitindizes an der Wall Street knapp ins Minus gezogen. Der Verkaufsdruck war Händlern zufolge allerdings nicht sehr groß. Nach dem Drei-Monatshoch beim Nikkei am Vortag herrsche am Markt grundsätzlich eine optimistische Stimmung. Die Anleger seien aber nach den kräftigen Kursanstiegen der vergangenen Tage etwas vorsichtig geworden. "Um seine Gewinne auszubauen, braucht der Nikkei Unterstützung von den anderen Börsen", sagte Fondsmanager Tomomi Yamashita von Shinkin Asset Management.
Auf der Verlierer-Seite standen vor allem die Aktien von Skymark Airlines, die fast 16 Prozent einbrachen. Skymark will als erste japanische Fluggesellschaft das Airbus-Großraumflugzeug A380 kaufen. Skymark bestellte sechs der weltgrößten Passagiermaschinen für 2,1 Milliarden Dollar. Allerdings steht das Flugzeug gerade besonders im Blickpunkt, weil ein A380 der australischen Airline Qantas kürzlich wegen eines Triebwerkschadens notlanden musste.
Bei den Einzelsektoren zeigten sich vor allem die Exportwerte schwach. So verloren Olympus 4,2 Prozent, Sony gaben um 0,9 Prozent nach, Kyocera verbilligten sich um 1,3 Prozent. Sumitomo Metal Mining schlossen mit einem Abschlag von 2,1 Prozent. Das Unternehmen habe einen enttäuschenden Ausblick bezüglich der weiteren operativen Entwicklung gegeben, hieß es zur Begründung.
Mit einem Aufschlag von zwei Prozent gehörte dagegen der größte japanische Werbekonzern Dentsu zu den Gewinnern in Tokio. Dank Einsparungen und einem florierenden TV-Werbegeschäft hob das Unternehmen seine Gewinnprognose für das bis Ende März laufende Geschäftsjahr an.
Die Aktien von Aiful Corp haussierten um 32 Prozent. Das Unternehmen sagt für das erste Halbjahr einen Nettogewinn von 3,4 Mrd. Yen, nachdem zuvor noch mit einem Minus von mehr als drei Mrd. Yen gerechnet hatte. Isuzu Motors verzeichneten nach Bekanntgabe von Quartalszahlen ein Plus von 2,1 Prozent.
Leichte Gewinne in Südkorea
Mit einem leichten Plus ging die Börse Seoul aus dem Handel. Die Umsätze waren allerdings niedrig, da der Fokus des Marktes bereits auf das G-20-Treffen am kommenden Wochenende gerichtet war. Der Kospi verbesserte sich um 0,3 Prozent auf 1947 Zähler.
"Mit den zuletzt stark gestiegenen Kursen, dem Fokus auf dem G-20-Treffen und den erneuten Sorgen bezüglich der Schuldensituation in der Eurozone gibt es deutlich weniger Gründe für einen weiteren starken Anstieg des Marktes", so ein Teilnehmer. Zudem werde schon mit Spannung auf die Zinsentscheidung der koreanischen Notenbank in der kommenden Woche gewartet. Ökonomen rechnen hier mit einer Anhebung um 25 Basispunkte. Sollte die chinesische Notenbank zudem weitere geldpolitische Maßnahmen beschließen, dann könnte es zu einer etwas stärkeren Korrektur kommen.
Gesucht waren vor allem die Telekomwerte. Hier legten KT Corp. um 3,4 Prozent zu, nachdem das Unternehmen besser als erwartete Ergebnisse für das dritte Quartal bekannt gegeben hatte. Die Aktien von Mitbewerber SK Telecom kletterten um 1,2 Prozent. Auch die Schiffsbauwerte verzeichneten Kursgewinne. Hier wurde auf die positiveren Aussichten für den Sektor nach einem Anstieg bei den Auftragseingängen verwiesen. Hyundai Heavy Industries gewannen 1 Prozent und Daewoo Shipbuilding & Marine Engineering verteuerten sich um 2,8 Prozent.
Dagegen zeigten sich die Technologiewerte mit Abgaben. Hier sei es nach den jüngsten starken Aufschlägen zu Gewinnmitnahmen gekommen, hieß es. Samsung Electronics verloren 0,5 Prozent, Hynix und LG Display verzeichneten jeweils ein Minus von 1,5 Prozent.
Verluste in China
Gewinnmitnahmen bei den Immobilien- und Bankentiteln sorgten am Aktienmarkt in Shanghai für Abgaben. Hintergrund waren Sorgen, dass die chinesische Notenbank ihre Geldpolitik weiter straffen könnte, sollten die Inflationsdaten für Oktober höher als erwartet ausfallen.
Der Shanghai Composite reduzierte sich um 0,8 Prozent auf 3135 Punkte. In Hongkong gab der Hang-Seng-Index 1 Prozent auf 24.711 Zähler nach. Auch hier sprachen Händler von Gewinnmitnahmen nach den jüngsten Kursaufschlägen. Der Index hatte an den vergangenen sechs Handelstagen um 8,1 Prozent zugelegt.
Im Fokus des Interesses stehe nun die Bekanntgabe der Verbraucherpreise für Oktober am Donnerstag, hieß es in Shanghai. Hier rechnen Analysten mit einem Anstieg um 4 Prozent. "Der Markt wartet, welche Maßnahmen die Notenbank ergreift, um die Inflation im Griff zu behalten", so ein Beobachter. Am 20. Oktober hatte die chinesische Notenbank erstmals seit drei Jahren wieder die Zinsen erhöht; einen Tag vor Bekanntgabe der Verbraucherpreise für September.
Bei den Immobilienwerten verloren Poly Real Estate Group 4,1 Prozent und China Vanke gaben 4 Prozent ab. Auch bei den Bankenwerten kam es zu verstärkten Gewinnmitnahmen. China Merchants Bank fielen um 2,5 Prozent und China Everbright Bank gingen mit einem Minus von 2,9 Prozent aus dem Handel. Die Aktien hatten an den vergangenen sechs Handelstagen um 5,4 bzw. 12,8 Prozent zugelegt.
Quelle: ntv.de, rts/DJ