Marktberichte

Verluste über Verluste Nikkei bricht ein

Während sich die Wallstreet am Donnerstag bereits wieder zu stabilisieren schien, setzte sich an den asiatischen Börsen am Freitag die Panik der vergangenen Tage fort. Die meisten Indizes landeten auf neuen Jahrestiefständen, zahlreiche Einzelwerte mussten erneut Abschläge im zweistelligen Prozentbereich hinnehmen. Dies galt insbesondere für Rohstofftitel und die Papiere exportorientierter Unternehmen. Der Verweis auf die mittlerweile günstigen Bewertungen in Asien konnte kaum einen Anleger überzeugen. Getreu dem Leitspruch "die Baisse nährt die Baisse" nahmen die Marktteilnehmer die Verkäufe anderer Anleger zum Anlass, um ihrerseits ihre Titel abzustoßen.

Ein deutlicher Anstieg des Yen gegenüber dem Dollar und die Gewinnwarnung von Sony haben in Japan erneut zu massiven Verkäufen geführt. Der Nikkei brach um 9,6 Prozent auf 7649 Punkte ein und markierte damit ein weiteres 5-Jahres-Tief. Die Marktteilnehmer befürchten jetzt bereits, dass Japans Leitindex bald auch unter das Tief aus dem Jahr 2003 rutschten könnte. Dies würde bedeuten, dass der Nikkei dann wieder so niedrig notieren würde wie seit 1982 nicht mehr. Einmal mehr wurden vor allem Papiere aus dem Elektronik- und Technologiesektor verprügelt. Sony selbst rutschten um 14,1 Prozent ab, Sharp verbilligten sich um 13,7 Prozent und Canon um 12,6 Prozent. Die Aktie des Industrieroboter-Herstellers Fanuc fiel um 16,0 Prozent. Im Halbleiter-Segment schrammten Advantest um 11,9 Prozent und Tokyo Electron um 10,6 Prozent nach unten. Auch die Automobilwerte wurden gemieden. Hier gaben etwa Toyota Motor 6,4 Prozent ab, nachdem dort der Absatz im vergangenen Quartal erstmals seit sechs Jahren gefallen war. Honda Motor fielen um 5,7 Prozent und Mazda Motor um 9,1 Prozent. Die Aktie des Reifenherstellers Bridgestone verbilligte sich um 6,4 Prozent; die Titel des Baumaschinen-Herstellers Komatsu gaben 11,6 Prozent ab.

In Korea ist der Kospi um weitere 10,6 Prozent auf 938 Zähler eingebrochen und hat damit die psychologisch bedeutsame 1000-Punkte-Linie nach unten durchbrochen. Auf Wochensicht hat er somit rund 20 Prozent verloren. Selbst während der Asienkrise in den Jahren 1997/1998 ist ein solcher Wochen-Kursverlust nicht eingetreten. Korea hat damit die düsterste Börsenwoche seit Generationen hinter sich gebracht. Schwere Abschläge gab es etwa bei den zyklischen Werten aus dem Elektroniksektor. Hier schlitterten Samsung Electronics nach einem schwachen Ausblick um weitere 13,8 Prozent nach unten; Hynix Semiconductor und LG Electronics brachen um die an der Börse Seoul maximal möglichen 15 Prozent ein. Die Aktie von Hyundai Motor, die am Donnerstag noch nach erfreulichen Quartalszahlen gut zugelegt hatte, rutschte um 7,9 Prozent ab. Die Titel der Tochter Kia Motors verbilligten sich um 14,8 Prozent. Daneben verloren Hanwha Corp. 15 Prozent. Die Gruppe gehört laut einer Meldung der Korea Development Bank jetzt zu den Favoriten im Bietergefecht um die Werft Daewoo Shipbuilding.

Die äußerst schwache Entwicklung vieler anderer asiatischer Börsen hat auch in Hongkong ein neuerliches Kursmassaker ausgelöst. Der Hang Seng Index rutschte um weitere 8,3 Prozent auf 12.618 Zähler ab und landete damit auf seinem Tagestief. Allein im Monat Oktober hat er damit 30 Prozent an Wert eingebüßt. Von seinem Allzeithoch aus dem vergangenen Jahr ist er inzwischen rund 60 Prozent gefallen. Stark in Mitleidenschaft gezogen wurden heute die Titel der Hongkonger Banken.

Zuvor hatten Morgan Stanley ihr Kursziel für HSBC und Standard Chartered deutlich nach unten gesetzt. HSBC verbilligten sich daraufhin um 12,5 Prozent; Standard Chartered verloren 13,4 Prozent. Im China-Finanzsektor gaben Bank of China 9,5 Prozent und China Construction Bank 8,5 Prozent ab. ICBC verloren vor Veröffentlichung des Quartalsberichts 7,4 Prozent. Schwer gebeutelt wurde auch der Rohstoffsektor, wo PetroChina um 11,0 Prozent und CNOOC um 9,0 Prozent abrutschten. Zijin Mining verbilligten sich um 16,3 Prozent. Unter den übrigen Marktschwergewichten gaben China Mobile 6,5 Prozent und Hutchison Whampoa 6,6 Prozent ab.

In Taiwan ging der TAIEX um 2,9 Prozent nach unten auf 4589 Punkte. Im Vergleich zu den übrigen asiatischen Indizes hat er damit vergleichsweise gut abgeschnitten. Dies ist allerdings in erster Linie einer Verordnung der Aufsichtsbehörden zu verdanken, wonach die dort notierten Einzelwerte pro Handelstag nur noch um maximal 3,5 Prozent fallen können. Allerdings soll am kommenden Montag wieder die alte Regelung in Kraft treten. Dann liegt der maximale Tagesabschlag wieder bei 7 Prozent. Für lange Gesichter sorgten unter anderem aktuelle Exportdaten. Demnach sind die Ausfuhren des Landes im September nur noch um 2,8 Prozent gestiegen, was dem niedrigsten Anstieg seit 2002 entspricht. Zu den Verlierern gehörten dementsprechend die von der globalen Konjunkturentwicklung besonders betroffenen Technologiewerte.
Hier gaben etwa Taiwan Semiconductor 3,2 Prozent ab, United Microelectronics fielen um 3,5 Prozent. AU Optronics verbilligten sich um 3,3 Prozent. Der LCD-Produzent hatte gestern einen deutlichen Gewinneinbruch melden müssen. Im Finanzsektor verloren Chinatrust Financial 3,3 Prozent und Yuanta Financial ebenfalls 3,3 Prozent.

In China gab der Shanghai Composite Index 1,92 Prozent auf 1839 Zähler ab. Der Shanghai A-Share Index fiel um 1,91 Prozent auf 1932 Punkte.

Quelle: ntv.de

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