Börsenausblick Oktober der Crashmonat?
05.10.2008, 11:47 UhrIn der kommenden Woche wird sich zeigen, ob der Oktober seinem Ruf als Crashmonat gerecht wird. Experten werden zwar nicht müde darauf hinzuweisen, dass statistisch gesehen der September der eigentliche Krisenmonat ist, aber ob mit den Verlusten der Vorwochen bereits das Gröbste überstanden ist, darf getrost bezweifelt werden.
Spätestens seit dem am Mittwoch mitgeteilten ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe kann nicht mehr geleugnet werden, dass die Finanzkrise auf die Realwirtschaft übergeschwappt ist. "Rezessionsniveau" lautete der Kommentar der Volkswirte der Postbank angesichts der deutlich unter den Erwartungen liegenden Zahlen. Der Einbruch der US-Industrieaufträge, der einen Tag später gemeldet wurde, unterstreicht die Dramatik der Lage. "Der Auftragseinbruch lässt befürchten, dass die US-Industrie vor einem miserablen Herbst steht", so Heinrich Bayer von der Postbank.
Die Daten der Vorwochen, die die Hoffnung geschürt hatten, die US-Wirtschaft komme noch einmal mit einem blauen Auge davon, sind damit hinfällig. Die kommende Berichtssaison birgt daher diesseits wie jenseits des Atlantiks erhebliche Sprengkraft. Die Konsensprognosen gelten als nach wie vor zu hoch, so dass sich die vermeintlich günstigen Bewertungen, die noch gerne als Argument für Aktienengagements angeführt werden, als Trugschluss erweisen könnten.
Die Experten der Landesbank Berlin warnen, es sei von einer Fortsetzung des laufenden Gewinnrevisionsprozesses auszugehen, der in der anstehenden Berichtssaison neue Dynamik erhalten könnte. Credit Suisse geht davon aus, dass das globale Wirtschaftswachstum auf 2,5 Prozent zusammenschmelzen und so 1,2 Prozent unterhalb des Konsens liegen werde.
Täglich grüßt die Finanzkrise
Damit werden die Börsen von gleich zwei Seiten in die Zange genommen. Denn die Finanzkrise hat nun auch Europa mit voller Wucht erreicht, so dass täglich mit neuen Hiobsbotschaften aus dem Bankenbereich gerechnet werden muss. Sollte es zum "worst case", also einer Reihe von Zusammenbrüchen größerer Institute in kurzem zeitlichen Abstand kommen, dürfte es schwierig werden, auf die üblichen Stützungsaktionen zurückzugreifen.
Was den Finanzmärkten in diesem Fall bevorsteht, hat das vorläufige Scheitern des US-Hilfspakets eindrucksvoll gezeigt. Sollte die nachgebesserte Variante ebenfalls nicht durch gewunken werden, sind massive Einbrüche höchst wahrscheinlich.
Doch sollte man nicht alle Hoffnung fahren lassen. So könnte die Verabschiedung der Rettungsmaßnahmen zu einer kräftigen Erholung führen. Schützenhilfe könnte auch von der Europäischen Zentralbank kommen, die unter Hinweis auf inflationäre Gefahren bislang von Zinssenkungen abgesehen hat. "Wir halten es für möglich, dass die EZB bereits Anfang kommender Woche den Leitzins senkt. Wenn der US-Kongress das Rettungspaket für den US-Finanzsektor beschließt und die Regierungen der großen EWU-Staaten am Wochenende zusammentreffen und eventuell gemeinsame Maßnahmen vereinbaren, könnte auch für die EZB die Zeit zum Handeln gekommen sein", meinen die Volkswirte der Postbank.
Im Falle eines Falles: Zinssenkung
Der stark überverkaufte europäische Aktienmarkt dürfte in diesem Fall eine Gegenbewegung in Richtung der 6.000 Punkte im DAX bringen, während neue Verwerfungen sogar in den Viererbereich führen dürften. Als Eckpunkte für die kommende Woche lassen sich daher charttechnisch lediglich die Marken von 5.300 Punkten als nächste nennenswerte Unterstützung sowie Widerstände bei 5.866 und 6.000 nennen.
Mit Spannung wird auf die Eröffnung der US-Berichtssaison geblickt, die traditionell mit den Alcoa-Zahlen am Dienstag ihren Auftakt hat. Am Freitag berichtet der Mischkonzern General Electric. Am gleichen Tag legt der Agrochemiekonzern Monsanto seine Zahlen vor, was für K+S von großer Bedeutung ist.
Die Konjunkturdaten der kommenden Woche dürfen dagegen in den Hintergrund treten. Ohnehin steht den Aktienmärkten von konjunktureller Seite her eine eher ruhige Woche bevor. Jenseits des Atlantiks steht am Montag der Beschäftigungsindikator für den September an.
Am Dienstag legt die Federal Reserve Bank die Protokolle zum Zinssentscheid am 16. September vor. Aufgrund der jüngsten Ereignisse gilt dieser allerdings als bereits überholt. Am Mittwoch stehen die anstehenden Hausverk äufe im Fokus. Aus deutscher Sicht stehen die Auftragseingänge der deutschen Industrie im Blickpunkt, die am Dienstag veröffentlicht werden.
Quelle: ntv.de