70 Dollar je Fass in Reichweite Ölpreis steigt kräftig
01.06.2009, 15:19 UhrDie Hoffnung auf eine raschen Aufschwung in China sorgt über Pfingsten für Auftrieb an den Rohstoffmärkten. Beobachter sehen weitere Argumente, die für steigende Preise sprechen.

Der Ölpreis entsteht woanders: Steve Pratt überwacht Messinstrumente auf einer Offshore-Plattform vor der Küste Kaliforniens.
(Foto: AP)
Die Hoffnung auf eine Konjunkturerholung in China hat die Rohstoffpreise am Pfingstmontag auf breiter Front in die Höhe getrieben. Hinzu komme die Schwäche des Dollar, die für Anleger aus anderen Währungsgebieten die Rohstoffe wechselkursbedingt günstiger machten, sagten Experten. Öl, das sich im Mai schon um 30 Prozent verteuert hat, nahm die 70-Dollar-Marke je Barrel ins Visier. Der Goldpreis näherte sich wieder der 1000-Dollar-Marke. Auch die Metallpreise zogen an und notierten so hoch wie seit Mitte Oktober nicht mehr.
Die Daten aus China machten nach Einschätzung von Händlern die negativen Schlagzeilen aus Detroit wieder wett, wo der Antrag des Autobauers GM auf Gläubigerschutz nach Kapitel elf des US-amerikanischen Insolvenzrechts bereits erwartet worden war.
"Der Dollar ist wieder unter Druck, und generell sind die Rohstoffe im Moment gefragt", faste Simon Weeks, Analyst bei der Bank of Nova Scotia zusammen. In China - der inzwischen weltweit drittgrößten Volkswirtschaft nach den USA und Japan - verzeichnete das verarbeitende Gewerbe dank einer Zunahme der Exportaufträge im Mai ein leichtes Wachstum.
Der offizielle Einkaufsmanagerindex (PMI) fiel im Mai zwar leicht auf 53,1 Punkte von 53,5 Zählern im Vormonat, blieb damit aber den dritten Monat in Folge über der Marke von 50 Zählern, ab der Wachstum signalisiert wird. Der vielbeachtete Einkaufsmanagerindex des in Hongkong ansässigen Forschungsinstituts CLSA stieg sogar auf ein Zehn-Monats-Hoch von 51,2 Punkten nach 50,1 Zählern im April.
Ölpreis steigt um drei Prozent
Das Fass (159 Liter) US-Leichtöl der Sorte West Texas Intermediate (WTI) kostete in der Spitze am Montag mit 68,29 Dollar und damit drei Prozent mehr als zuletzt am Freitagabend in New York. Nordseeöl der Sorte Brent verteuerte sich um bis zu 3,3 Prozent auf 67,69 Dollar.
Der Markt setze auf eine Erholung der Wirtschaft weltweit und damit auf eine steigende Ölnachfrage, erklärten Analysten. Zugleich sei von der Opec vorläufig keine Erhöhung der Fördermengen zu erwarten. Viele Analysten halten die Preisentwicklung aber für verfrüht. "Es besteht das Risiko, dass die Wirtschaft nicht ganz hält, was die Daten derzeit versprechen, und daher könnte der Markt vom Tempo der Erholung enttäuscht werden", warnte David Moore, Rohstoffanalyst der Commonwealth Bank of Australia.
Viele Analysten fürchten zudem, dass der höhere Ölpreis das Inflationsrisiko angesichts der Nullzinspolitik vieler Notenbanken weltweit drastisch verstärkt. Daher flüchteten viele Anleger wieder ins Gold, das traditionell als inflationssichere Anlage gilt. Somit verteuerte sich die Feinunze (31,1 Gramm) zeitweise um ein Prozent auf 988,50 Dollar.
Gold sei sowohl für die Konjunkturoptimisten wie die -pessimisten attraktiv, erklärte Weeks von der Bank of Nova Scotia weiter. "Wenn alles gut wird, ist Gold als Teil des Rohstoffsektors gesucht", führte Weeks aus. Wer meine, die Krise sei noch nicht ausgestanden, sehe im Gold ebenfalls eine gute Anlage. Einige Analysten warnten aber, dass inzwischen viele institutionelle Anleger am Gold-Futuremarkt hohe Positionen aufgebaut haben, die einen Anstieg des Goldpreise bremsen könnten.
Auch die Preise für die Industriemetalle zogen kräftig an. Kupfer verteuerte sich zeitweise auf über 5000 Dollar je Tonne und notierte damit so hoch wie seit Mitte Oktober nicht mehr.
Quelle: ntv.de, rts