Im Sog von Euro und Aktienmärkten Ölpreise fallen
28.12.2011, 21:37 Uhr
Kriegsspiele in der Straße von Hormus
(Foto: REUTERS)
Die Kursverluste an den Aktienmärkten setzten die Ölpreise unter Druck. Die Sorten Brent und WTI kosten am späten Abend nur noch rund 108 beziehungsweise 99 Dollar je Barrel. Konjunkturdaten aus den USA und Japan ziehen die Gold- und Kupferpreise nach unten.
Der Ölpreis hat am Mittwoch die Gewinne des Vortags wieder abgegeben, nachdem es an den Aktienmärkten zu Kursverlusten gekommen war und der Euro zum US-Dollar nachgegeben hatte. Die Aussicht auf zusätzliche Sanktionen gegen Iran verhinderten aber ein stärkeres Nachgeben des Ölpreises.
An der New Yorker Rohstoffbörse Nymex fiel der nächstfällige Februar-Kontrakt auf ein Barrel Leichtöl der Sorte WTI um 2,0 Prozent auf 99,36 Dollar. An der ICE verbilligte sich der Februar-Kontrakt auf Brentöl um 1,6 Prozent auf 107,56 Dollar.
Mit der negativen Eröffnung der US-Aktienbörsen geriet der Ölpreis unter Druck. Ursächlich für die Risikoaversion der Anleger waren die Schuldenkrise in der Eurozone und speziell die Situation Italiens. Das Land brachte zwar am Mittwoch Kurzläufer zu deutlich niedrigeren Zinsen am Markt unter als in den vergangenen Wochen, doch blieben Zweifel, ob die Auktion italienischer Staatsanleihen mit längeren Laufzeiten am Donnerstag ähnlich erfolgreich verlaufen wird.
Die Renditen italienischer Anleihen, die nach der Kurzläufer-Auktion nachgegeben hatten, näherten sich rasch wieder der kritischen Marke von 7 Prozent. Eine Refinanzierung auf diesem Niveau dürfte Italien nicht auf längere Sicht bewältigen. Die Sorge um Italien drückte den Euro zum Dollar auf den tiefsten Stand seit fast einem Jahr, was die Nachfrage aus der Eurozone dämpfte und den Ölpreis ebenfalls belastete.
Unterdessen droht Iran mit der Sperrung der Straße von Hormus. Diese Meerenge zwischen dem Persischen Golf und dem Arabischen Meer ist die weltweit wichtigste Ölhandelsroute. Die USA und einige europäische Länder erwägen derzeit neue Sanktionen gegen Iran, um die Regierung in Teheran zur Zusammenarbeit mit der internationalen Gemeinschaft beim umstrittenen iranischen Atomprogramm zu bewegen.
Goldpreis gibt leicht nach
Die Unsicherheit über die weitere Entwicklung der Weltkonjunktur im nächsten Jahr belastete den Goldpreis. Die Feinunze verbilligte sich um 0,5 Prozent auf 1584 Dollar beziehungsweise auf 1211 Euro. Händler begründeten den Preisrückgang mit durchwachsenen Konjunkturdaten aus den USA und schlechten Daten aus Japan. In der weltgrößten Volkswirtschaft war im Dezember zwar das Verbrauchervertrauen gestiegen. Zugleich hatten aber neue Immobiliendaten für Enttäuschung gesorgt.
In Japan war die Industrieproduktion im November überraschend deutlich gefallen. Schon seit Wochen wird Gold Händlern zufolge meist als bloße Anlage gehandelt und nicht als sicherer Hafen. Dennoch dürfte diese Funktion des gelben Metalls den Goldpreis weiter stützten. Im laufenden Jahr hat der Goldpreis knapp zwölf Prozent zugelegt.
Kupfer auf dem Rückzug
Der Rückgang der Industrieproduktion in Japan und Gewinnmitnahmen belasteten auch den Kupferpreis in London. Eine Tonne des vor allem in der Bauindustrie verwendeten Metalls verbilligte sich in London um 1,2 Prozent auf 7548 Dollar. Laut Händlern setzten viele Anleger für 2012 nicht auf Rohstoffe. "Es gibt nichts Sichereres als Bargeld", fasste Tan Teng Boo, Analyst bei Dapital Dynamics in Kuala Lumpur zusammen. Die Schuldenkrise in der Euro-Zone dürften Analysten zufolge das Wachstum weltweit bremsen. Schon im jetzt zu Ende gehenden Jahr hat Kupfer den Anlegern wenig Freude gemacht: Rund 22 Prozent hat sich der Preis seit Jahresbeginn reduziert.
Im November ist in Japan die Industrieproduktion um 2,6 Prozent geschrumpft, deutlich stärker als mit 0,8 Prozent erwartet. Vor allem die Hochwasserkatastrophe in Thailand dürfte dafür verantwortlich sein, erklärten Analysten. Denn Elektronik- und Autohersteller waren von Lieferengpässen nach der Überflutung vieler Fabriken betroffen gewesen.
Schwache Immobiliendaten aus den USA drückten zusätzlich auf die Stimmung im Kupferhandel. In der weltgrößten Volkswirtschaft kommt die Wohnbaubranche einfach nicht aus der Krise heraus, was die Nachfrage nach Kupfer ebenfalls dämpft.
Quelle: ntv.de, DJ/dpa/rts