Krise wieder voll entbrannt Ölpreise gehen in Deckung
01.11.2011, 13:25 Uhr
(Foto: REUTERS)
Die überraschende Ankündigung aus Athen erwischt die Märkte auf dem falschen Fuß: Eine Volksabstimmung in Griechenland birgt Beobachtern zufolge nicht unerhebliche Risiken für den Zusammenhalt der gesamten Währungsunion. Die Angst vor einer Eskalation der Schuldenkrise facht die schwelenden Konjunktursorgen neu an.
Mit der angekündigten Volksabstimmung in Griechenland über das neue Rettungspaket ist an den Rohstoffmärkten die Unsicherheit zurückgekehrt. Vor allem die Preise für Öl und Kupfer rutschten ab. Wer nach dem Euro-Gipfel in der vergangenen Woche auf ein schnelles Ende der Schuldenkrise gehofft habe, sei bitter enttäuscht worden, sagte ein Händler.
Zusätzliche Unsicherheit schürten Konjunkturdaten aus China, wo die Industrie im Oktober mit dem langsamsten Tempo seit Februar 2009 gewachsen ist. "Das alles zusammengenommen lässt die Risikofreude der Anleger wieder dahinschmelzen", sagte Ong Yiling, Analyst bei Phillip Futures.
Griechenlands Ministerpräsident Giorgos Papandreou hatte am Montagabend angekündigt, das Referendum über das Euro-Rettungspakt werde in einigen Wochen abgehalten, wenn die Einzelheiten zu dem Paket bekannt seien. Nach Meinung vieler Experten ist eine Staatspleite Griechenlands damit wieder sehr viel wahrscheinlicher geworden, auch ein Austritt aus der Eurozone wird nicht ausgeschlossen.
Vor diesem Hintergrund verbilligte sich Kupfer um bis zu vier Prozent auf 7670 Dollar je Tonne, den tiefsten Stand seit sechs Tagen. Das Industriemetall hatte sich in der vergangenen Woche noch um 14 Prozent verteuert.
Der Preis für US-Öl der Marke WTI fiel um bis zu drei Prozent auf 90,41 Dollar je Fass, Nordsee-Öl Brent gab um bis zu knapp zwei Prozent auf 107,45 Dollar nach. Händlern zufolge spielte am Ölmarkt auch der Kollaps von MF Global eine Rolle. Das US-Brokerhaus, das sich mit Wetten auf europäische Staatsanleihen verhoben hatte, musste am Montag Insolvenz beantragen. Solche Nachrichten verstärkten die Sorgen um die weitere Entwicklung der Weltwirtschaft, sagte ein Händler.
Der Goldpreis ging am Dienstag ebenfalls auf Talfahrt - Experten zufolge lastete vor allem der wieder stärkere Dollar auf dem Preis. Das Edelmetall kostete 0,7 Prozent weniger bei 1701,75 Dollar je Feinunze. Ein festerer Greenback macht in Dollar gehandelte Rohstoffe für Anleger in anderen Währungsräumen teurer. Den Analysten der Commerzbank zufolge dürfte Gold aber schon bald wieder von seinem Status als sicherer Hafen profitieren, sollte die Unsicherheit über den Ausgang der europäischen Schuldenkrise anhalten.
Quelle: ntv.de, rts