Marktberichte

Nordseesorte bei 100 Dollar Ölpreise verlieren Auftrieb

Tanker vor der "San Francisco Bay Bridge": Der schwache Arbeitsmarkt signalisiert eine weniger starke US-Wirtschaft (Archivbild).

Tanker vor der "San Francisco Bay Bridge": Der schwache Arbeitsmarkt signalisiert eine weniger starke US-Wirtschaft (Archivbild).

(Foto: REUTERS)

An den Rohstoffmärkten wirkt der Rutsch unter eine denkwürdige Preismarke noch nach: Erstmals seit gut 15 Monaten kosten Rohöl der führenden europäischen Sorte Brent wieder weniger als 100 Dollar je Barrel.

Die Ölpreise können sich nach den deutlichen Vortagesverlusten etwas stabilisieren: Trotz der Krisen im Nahen Osten und in der Ukraine war Brent am Montag erstmals seit Juni 2013 unter die Marke von 100 US-Dollar gefallen.

Am Morgen kostet ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Oktober 99,99 US-Dollar. Das waren 21 Cent weniger als zu Wochenbeginn. Ein Fass Rohöl der US-Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) verteuert sich dagegen um 24 Cent auf 92,88 Dollar.

Unterstützung kommt von den anstehenden Signalen aus den USA: Händler verweisen auf die Mitte der Woche erwarteten Lagerdaten. Der WTI-Preis sei erstmals wieder seit vier Tagen gestiegen, hoben Marktbeobachter in diesem Zusammenhang hervor. Laut Umfragen wird mit einem Rückgang bei den Lagerbeständen gerechnet.

Den Rutsch unter die 100-Dollar-Marke bei Brent erklärten Marktteilnehmern mit der Unsicherheit hinsichtlich der Frage, wie sich die weltweite Konjunktur entwickeln wird. Auch Entspannungssignale von den weltpolitischen Krisenherden drücken auf die Notierungen. Der Preis fiel zu Wochenbeginn im Tagestief bis auf 99,72 Dollar und erholt sich gegen Montagmittag nur leicht auf 100,14 Dollar, was immer noch ein Minus zum späten Freitag von 0,7 Prozent anzeigt. Für die US-Ölsorte WTI ging es unterdessen um 0,8 Prozent auf 92,58 Dollar je Fass nach unten.

Bereits am Freitag hatten die Ölpreise geschwächelt, nachdem der US-Arbeitsmarktbericht enttäuscht hatte. Der schwache Arbeitsmarkt signalisiert eine weniger starke US-Wirtschaft, was wiederum die potenzielle Nachfrage nach Öl dämpft. Daneben stehen die wirtschaftlichen Perspektiven Chinas und Europas im Blick. Diese beiden Volkswirtschaften mit einem ordentlichen Ölappetit sind laut VTB Capital gegenwärtig entscheidende Faktoren bei der Herausbildung der Ölpreise.

Folgen für Nachfrage, Angebot und Preise

Darüber hinaus drückt auch die Entspannung in der Ukraine-Krise, wo der jüngst vereinbarte Waffenstillstand noch hält. Allerdings gibt es sehr viel Unsicherheit über die weitere Entwicklung dort. Auch andere Faktoren könnten noch den Preis beeinflussen, etwa das Referendum über die schottische Unabhängigkeit oder die anhaltenden Spannungen im Nahen Osten.

"Alle diese Vorgänge haben direkte Auswirkung auf Nachfrage, Angebot und Preise von Öl und wirken zudem indirekt über die Risikobereitschaft oder Währungsbewegungen", sagt David Hufton vom Broker PVM: "Wir wissen nicht, wie es weitergeht."

Die Commerzbank sieht den fallenden Ölpreis mit Skepsis. Der Markt sei derzeit offenbar "auf einem Ohr taub" und nehme nur für den Preis negative Meldungen auf. Zudem sei der Preisrückgang auch stark spekulativ getrieben. Die Bank verweist auf den massiven Aufbau von Leerverkäufen, die zum Beispiel bei US-Öl mit rund 76.000 Kontrakten mittlerweile so hoch lägen wie zuletzt im Dezember 2012.

Den massiven Anstieg des Pessimismus hält die Bank wegen der vielen geopolitischen Risiken für wenig begründet. Die Stimmung könnte schnell wieder drehen, sollte es zu tatsächlichen Produktionsausfällen bei Öl kommen. Die Bank erwähnt die möglichen weiteren Wirtschaftssanktionen gegen Russland, die auch große russische Ölunternehmen betreffen sollen. Außerdem habe China im August rund 6 Prozent mehr Rohöl und 36 Prozent mehr Ölprodukte als im Vormonat eingeführt.

Allerdings greifen sich manche Marktteilnehmer auch andere Daten heraus. So seien die Gesamtimporte nach China allenfalls gemischt ausgefallen und hätten die Sorge nach fallendem Energiebedarf geweckt, heißt es in eienr Studie von JP Morgan.

Quelle: ntv.de, mmo/DJ/dpa

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