Inside Wall Street Panik bei der Fed
18.03.2008, 08:13 UhrDie Fed ist verzweifelt. In einer Sonntags-Sitzung hat der Offenmarktausschuss nur zwei Tage vor der nächsten offiziellen Sitzung den Diskontsatz gesenkt und den Finanzmärkten weitere 30 Milliarden Dollar an Liquidität zur Verfügung gestellt. Auf so panische Maßnahmen kann die Wall Street eigentlich nur mit einem Crash reagieren.
Nur zwei Tage vor der Fed-Sitzung hat der Offenmarktausschuss der amerikanischen Notenbank den Diskontsatz um 25 Basispunkte auf 3,25 Prozent gesenkt. Eine weitere Senkung - und eine Senkung des Leitzinses um bis zu 100 Basispunkte auf nur noch 2 Prozent - wird für Dienstag erwartet.
Dass die Notenbank weniger als 48 Stunden vor dem nächsten Meeting dem Markt erneut entgegenkam, könnten Anleger durchaus als panisch und damit negativ auslegen. Ein positiver Effekt für den Markt hingegen droht von vorneherein nur sporadisch zu sein. Schon seit Wochen gelingt es der Fed selbst mit radikalen Zinssenkungen und kreativen Liquiditätsspritzen nur stundenweise für Kauflaune zu sorgen.
Experten an der Wall Street fragen sich zudem immer mehr, wann die ständigen Zinssenkungen der Notenbank auf den angeschlagenen Verbraucher durchwirken. Der zahlt zur Zeit nämlich nur theoretisch niedrigere Zinsen für seine Hypothek, weil Banken die Zinssenkungen nicht in vollem Umfang weiterreichen und auch die über Sonderfinanzierungen von der Fed gestellte Liquidität lieber zur Sanierung des eigenen Portfolios nutzen.
Zudem haben die Zinssenkungen weiter verheerende Auswirkungen auf den Dollar, der gegenüber sämtlichen internationalen Vergleichswährungen weiter abbaut. Zum Börsenstart an den asiatischen Märkten fiel die US-Währung am Montagmorgen (Sonntagabend Ortszeit Washington) unter 97 Yen und damit auf den tiefsten Stand seit mehr als zwölf Jahren.
Insider auf dem New Yorker Parkett rechnen mit einem Ausverkauf von US-Papieren. Dass sich die Börsen in den letzten Wochen noch einigermaßen stabil hielten, schieben viele nicht etwa einer immer wieder aufkommenden Nachfrage zu als vielmehr nervösen Short-Sellern, die ihre Leerverkäufe schon bei relativ geringen Kursstürzen zur Gewinnmitnahme eindecken. Sind einmal die Leerverkäufer bärisch - was durch die unorthodoxe Sonntags-Sitzung der Fed durchaus beschleunigt werden könnte - dürften an der Wall Street alle Dämme brechen.
Quelle: ntv.de