Dax-Vorschau Schwere Woche erwartet
31.01.2009, 16:11 UhrGlaubt man der Statistik, sieht es für Aktienanleger in diesem Jahr schlecht aus: Im Januar verbuchte der Dax ein deutliches Minus. Wie an der Wall Street gilt das auch an deutschen Börsenplätzen als schlechtes Omen: Denn statistisch gesehen gibt die Tendenz des Januar die Richtung für das Gesamtjahr vor. In den vergangenen 13 Jahren lag dieser Indikator nur drei Mal daneben. Dass der Dax auch die erste Handelswoche im Minus beendete, deutet statistisch noch stärker auf ein verlustreiches Jahr hin. Seit 1996 beendete der Index in allen Jahren, in denen die Tendenz der Auftaktwoche und die des Januar übereinstimmten, das Börsenjahr mit dem selben Vorzeichen.
"Bis jetzt sieht es nach einem noch schlechteren Jahresbeginn als 2008 aus", resümieren die Aktienstrategen von Fortis. Auch die erste Woche im Februar dürfte holprig werden, was Experten zufolge vor allem an der anlaufenden Berichtssaison in Deutschland liegt. "Die anstehenden Unternehmensergebnisse werden unserer Einschätzung nach schlecht ausfallen", sagte Aktienstratege Markus Wallner von der Commerzbank. "Die Berichtssaison wird für hohe Volatilität sorgen."
Mit Zahlen warten unter anderem Infineon, Air Berlin, Heidelberger Druck, Kuka, Altana und IDS Scheer auf. Die Deutsche
Bank veranstaltet ihre Jahrespressekonferenz; das vorläufige Jahresergebnis für das Geschäftsjahr 2008 wird am Donnerstag erwartet. "Der eine oder andere Gewinnschock wird dabei sein und den Anlegern verdeutlichen, dass die Wirtschaftskrise nicht nur in den USA tobt, sondern auch hierzulande", sagt Stratege Wallner.
Die technische Erholung dürfte angesichts zu erwartender Negativmeldungen vorbei sein, konstatiert die Landesbank Berlin. Die Experten dort rechnen damit, dass der Dax neue Tiefststände testen wird und unter 4000 Punkte fällt. In der abgelaufenen Woche hat der Dax rund fünf Prozent gewonnen und lag am Freitagnachmittag bei 4370 Punkten.
Finanzwerte unter Beobachtung
Nachdem die Aussicht auf eine "Bad Bank" in den USA, die den Banken ihre toxischen Wertpapiere abnehmen würde, die Finanzwerte zumindest kurzzeitig angefeuert hatte, rechnen Beobachter nun damit, dass die Euphorie schnell vorbei sein könnte. "Eine ausgeprägte Kurserholung infolge der Stabilisierung des Finanzsektors ist zwar möglich, aber sehr unwahrscheinlich", heißt es bei Fortis. "Belastungsfaktoren wie der weltweite Schuldenabbau, die immer schwächere Konjunktur und die abnehmenden Unternehmensgewinne mahnen bei Aktien zur Vorsicht."
Von Konjunkturseite stehen in der neuen Woche als wichtigste Indikatoren unter anderem die deutsche Industrieproduktion, Auftragseingänge sowie der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe auf der Agenda. Aus den USA werden der ISM-Index zum Verarbeitenden Gewerbe, die pers önlichen Ausgaben und neueste Zahlen zum angeschlagenen Arbeitsmarkt erwartet.
Beäugt wird an den Finanzmärkten auch die Zinsentscheidung der Bank of England (BoE) und die EZB-Ratssitzung am Donnerstag. Bei der EZB steht so gut wie fest, dass die Leitzinsen nicht geändert werden. EZB-Präsident Jean-Claude Trichet hatte die Februar-Sitzung mehrfach als "nicht wichtig" bezeichnet. "Die Tür für eine weitere Lockerung - vermutlich schon im März - dürfte er aber wie bisher offenhalten", glauben die Commerzbank-Volkswirte.
Quelle: ntv.de, von Anika Lehmann, Reuters