Inside Wall Street Spielerparadies in der Krise
05.03.2009, 18:06 UhrLas Vegas hatte einmal den Ruf nein, nicht nur die sündigste Stadt Amerikas zu sein, sondern auch eine krisensichere Metropole. Auch oder gerade in schlechten Zeiten geht Glücksspiel nämlich immer, zudem war in der Wüste Nevadas viel Platz, es wurde wie wild investiert und gebaut. Doch seit einigen Monaten schlittert das Senioren- und Kasinoparadies immer tiefer in die Krise.
So klaffen in der ganzen Stadt - am weltberühmten Strip und in den Wohngebieten - gewaltige Baugruben, hier und da ragen Ruinen aus dem Boden. Hotels, Kasinos und Häuser von Investoren, denen mitten im Bau das Geld ausging.
Zum Vorzeigeobjekt der Krise ist das 9 Milliarden Dollar schwere City Center geworden. Das von MGM Mirage und der Regierung in Dubai finanzierte Projekt sollte eigentlich bis Ende 2009 ein Hotelkasino mit 4000 Zimmern, ein Luxus-Resort mit 400 Zimmern, einen Apartment-Tower mit 2500 Wohnungen und 50 000 Quadratmeter Shopping mitten auf die Spielermeile bringen wäre nicht auch hier die Finanzierung gescheitert.
"Wir bemühen uns überall um Geld", klagt MGM-Vize Alex Feldman. Man sucht dringend Partner für rund 1 Milliarde Dollar, mit denen das City Center fertiggestellt werden könnte. Offiziell gibt man sich optimistisch und verkündet auf der Webseite einen möglichen Bezug zum Jahresende und hält Buchungsmöglichkeiten für Konferenzen im Jahr 2010 offen. Doch hinter vorgehaltener Hand gibt es kritische Stimmen.
Das mag nicht zuletzt darab liegen, dass jüngst kein geringerer als Barack Obama der Wüsten-City einen herben Schlag erteilte - ungewollt. "Es kann nicht angehen", schimpfte der Präsident, "dass Unternehmen mit Steuergeldern am Leben gehalten werden und das Management dann zur Konferenz nach Las Vegas fliegt." Obama griff damit natürlich die verschwenderischen CEOs an, die auch in der schwersten Krise Luxusreisen durchführen und auf Privatjets, teures Entertainment und VIP-Karten zum Superbowl nicht verzichten wollen.
Oscar Goodman, der Bürgermeister von Las Vegas, sieht das natürlich anders. Und zurecht: Die Stadt lebt nicht nur von Zockern und Träumern, sondern von tausenden von Konferenzen und Fachtagungen, die jedes Jahr in den Hotels gehalten werden. Bei den Konferenzen mag es immer wieder ein verschwenderisches Rahmenprogramm gegeben haben, auf das durchaus zu verzichten wäre. Konferenzen allgemein madig zu machen birgt aber ein großes Risiko für eine Branche, die Millionen Arbeitsplätze stellt.
Die größten Hotelbetreiber der USA, darunter Hilton, Hyatt, Marriott und Walt Disney, haben jetzt einen offenen Brief an Präsident Obama geschrieben und bitten künftig um vorsichtigere Kritik. An Geschäftsreisen - nicht nur nach Las Vegas - hingen immerhin 2,4 Millionen Jobs, dazu ein Umsatz von 240 Milliarden Dollar und rund 39 Milliarden Dollar an Steuern. Die Hotelbosse weisen darauf hin, dass Konferenzen, ob in Nevada oder sonstwo, vor allem wichtiger geschäftlicher Planung dienen, und dass sie deshalb nicht zu verteufeln seien.
Quelle: ntv.de