Asien-Börsen suchen Richtung Tokio-Minus, Shanghai-Plus
23.03.2011, 12:00 Uhr
Tokio im März 2011: Der Wetterbericht bekommt für die Bürger der Stadt eine ganz eigene Bedeutung.
(Foto: REUTERS)
Sonne über Shanghai, dunkle Wolken über Tokio: Angesicht der anhaltenden Probleme in Fukushima drücken Sorgen vor den langfristigen Auswirkungen des Erdbebens auf die Stimmung im asiatischen Aktienhandel. Bei Toyota sind die Probleme offenbar größer als bislang bekannt.

Irritierende Momentaufnahme: Im Zentrum Tokios spiegelt sich ein Angestellter beim Blättern in Kopien in den blank polierten Fassaden.
(Foto: REUTERS)
Unter dem anhaltenden Druck einer drohenden Nuklearkatastrophe in Japan sind viele Fernost-Börsen wieder auf Talfahrt gegangen. Vor allem in Tokio war nichts mehr zu spüren von der Zuversicht auf ein baldiges Ende der Krise, die den Indizes noch am Vortag ein kräftiges Plus beschert hatte. Vielmehr beschäftigten sich die Investoren wieder verstärkt mit den Kosten des Erdbebens.
Die reinen Bebenschäden könnten sich einer Einschätzung der japanischen Regierung zufolge auf mehr als 300 Mrd. Dollar belaufen. Das wäre im Vergleich zu den frühen Schätzungen von Versicherungsexperten beinahe eine Verdoppelung der Schadenssumme.
Nikkei deutlich tiefer
In Tokio schloss der 225 Werte umfassende Nikkei-Index 1,7 Prozent im Minus bei 9449 Zählern. Der breiter gefasste Topix-Index verlor 0,8 Prozent auf 861 Punkte. Auch an den Börsen in Südkorea und Hongkong ging es bergab. Freundlich präsentierten sich dagegen die Aktienmärkte in Singapur, Taiwan und Shanghai. In Shanghai waren im Vorfeld von Bankbilanzen vor allem Finanzwerte gefragt.
Auf dem Parkett im Blickpunkt stand abermals der Betreiber des havarierten AKW Fukushima, Tepco. Japanische Banken sind Branchenkreisen zufolge bereit, Tepco mit Krediten im Umfang von fast 25 Mrd. Dollar zu unterstützen. In Tokio wurden die Titel des AKW-Betreibers besonders rege gehandelt. Im Aufwind der Berichte über Notkredite verbuchte die Tepco-Aktie nach dem Kurssprung des Vortags erneut Gewinne. Doch dieser Trend war nur vorübergehend: Die Papiere gingen letztlich 4,5 Prozent leichter aus dem Handel.
Toyota und Sony leiden
Toyota leidet unterdessen stärker als bisher bekannt unter den Folgen der Naturkatastrophe: Bei dem Autokonzern verzögert sich das Wiederanfahren mehrerer Produktionsstraßen. Der VW-Rivale verschob wegen der Erdbebenfolgen zudem den Start zweier neuer Modelle in Japan, die die Prius-Serie eigentlich Ende April ergänzen sollten. Die Aktien wurden um 1,2 Prozent billiger gehandelt.
Zu den Verlierern zählten auch die Aktien von Sony mit einem Minus von 0,2 Prozent. Der Elektronikkonzern muss wegen des Bebens die Produktion in fünf weiteren Fabriken verlangsamen.
Gefragt war dagegen der Zement-Hersteller Taiheiyo, der zeitweise bis zu 13 Prozent höher gehandelt wurde und schließlich 3,4 Prozent fester schloss. Der japanische Branchenprimus hob seine Dividendenprognose an. Investoren setzen zudem darauf, dass das Unternehmen kräftig beim Wiederaufbau des Landes nach Erdbeben und Tsunami mitmischen kann.
"Der Markt schaut sich genau an, welche Unternehmen Vorteile durch die Katastrophe haben und welche nicht", sagte Toru Hashizume von Stats Investment Management. "Die generelle Stimmung bleibt schwach und dem Index stehen weitere Abverkäufe bevor, solange die Wirtschaft gebremst wird."
Shanghai viertes Plus in Serie
Der Aktienmarkt in Shanghai schloss dagegen fester, während der Index in Hongkong leicht nachgegeben hat. Der Shanghai Composite Index gewann unter Führung des Immobilien- und des Kohlesektors 1 Prozent auf 2949 Punkte und schloss nur knapp unter dem Tageshoch. Er legte damit den vierten Handelstag in Folge zu. Der HSI in Hongkong büßte dagegen 0,1 Prozent ein auf 22.825 Zähler. Analysten sehen den Index in Schanghai nun vor dem starken Widerstand bei 3000 Punkten.
Teilnehmer äußerten sich zuversichtlich für die weitere Entwicklung angesichts der verbreiteten Hoffnung auf robustes Gewinnwachstum der Unternehmen im ersten Quartal. Immobilienaktien seien aufgrund ihrer attraktiven Bewertungen nach den jüngsten Verlusten und mit Hoffnungen auf starke Erstquartalszahlen gesucht gewesen, hieß es im Handel. Gleichwohl gebe es weiter Bedenken bezüglich möglicher geldpolitischer Straffungsmaßnahmen der Regierung zur Eindämmung des Preisauftriebs.
Beijing Urban Construction Investment & Development gewannen 7,1 Prozent auf 15 Yuan und Poly Real Estate Group 3,9 Prozent auf 13,29 Yuan. Für Gemdale ging es um 3,1 Prozent nach oben auf 6,92 Yuan.
Aktien aus dem Kohlesektor seien von Nachfragehoffnungen getrieben worden, nachdem einem Pressebericht zufolge das Kabinett einem Notprogramm zum Aufbau eines Bestands von 5 Millionen metrischer Tonnen zugestimmt hat. Yanzhou Mining gewannen 4,7 Prozent auf 33 Yuan und Guizhou Panjiang Refined Coal 2,7 Prozent auf 37,78 Yuan.
Am Markt in Hongkong hätten die Ergebnisausweise von Cosco Pacific, Wharf und Belle die Stimmung geprägt, hieß es. Diese hätten zwar nicht enntäscuht, aber Gewinnmitnahmen ausgelöst. Allerdings sei der HSI in den vergangenen drei Tagen auch um 2,6 Prozent gestiegen.
Quelle: ntv.de, rts/DJ