China bremst, Japan sieht Licht Tokio schließt gehemmt
02.07.2012, 08:50 Uhr
Auf dem Weg in die japanische Zentralbank: Nachdenkliche Straßenszene in Tokio.
(Foto: REUTERS)
Von einer etwaigen Euphorie nach dem EU-Gipfel ist an den asiatischen Aktienmärkten wenig zu erkennen: Anleger in Japan, China und Südkorea halten sich weiter zurück. Enttäuschende Konjunkturdaten aus China überschatten die Stimmung. In Tokio legt die Notenbank ihren Tankan-Bericht vor.
Weitgehend schwunglos sind die Anleger an der japanische Börse in die neue Woche gestartet: Trotz der überraschenden Einigung auf dem EU-Gipfel für direkte Bankenhilfen aus dem künftigen Rettungsschirm ESM hielt sich die erhoffte Euphorie in Tokio in Grenzen. Analysten äußerten ihre Überzeugung, dass die Schuldenkrise in Europa noch lange nicht überwunden sei. Zudem müssten viele Details der Gipfelbeschlüsse noch geklärt werden. Die Skepsis zeigte sich auch bei den Devisen: Der Euro gab im asiatischen Handel leicht nach.
In Tokio ging der 225 Werte umfassende Nikkei-Index kaum verändert bei 9003 Punkten aus dem Handel. Der breiter gefasste Topix-Index gab 0,1 Prozent ab auf 769 Zähler. Auch die Aktienmärkte in Shanghai und Korea tendierten etwas schwächer. Dagegen lagen die Börsenbarometer in Singapur und Taiwan leicht im Plus.
Die Einigung der Euro-Länder auf neue Hilfsmöglichkeiten für Banken im Kampf gegen die Schuldenkrise hatte am Freitag ein Kursfeuerwerk an den Börsen in Europa und Amerika ausgelöst. Zu den wichtigsten Entscheidungen des EU-Gipfels zählt, dass Banken künftig direkte Hilfen aus dem Rettungsfonds ESM erhalten können und die Rolle der Europäischen Zentralbank bei der Aufsicht der Finanzinstitute gestärkt wird. Anleger sahen darin gute Ansätze zur Stabilisierung der Banken in der Region.
Das half, enttäuschende vom Wochenende in den Hintergrund zu drängen. Dort deutete sich weiter eine Abkühlung der Konjunktur an. Der Einkaufsmanagerindex fiel im Juni auf den niedrigsten Stand seit sieben Monaten, wie die Statistikbehörde der Volksrepublik mitteilte. Die Daten seien enttäuschend gewesen, aber auch erwartet worden, sagte Kanayama. Daher werde sich dies kaum auf die Stimmung auf dem Parkett auswirken.
Der Index lässt Rückschlüsse auf das für China sehr wichtige produzierende Gewerbe zu. Volkswirte gehen davon aus, dass die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt in diesem Jahr so langsam wie seit 13 Jahren nicht mehr wachsen könnte. Parallel dazu sank der Einkaufsmanagerindex der Großbank HSBC im Juni auf 48,2 Punkte (2. VÖ). Das ist der niedrigste Indexstand seit November 2011. Der Juni war damit der achte Monate in Folge mit einem Stand von unter 50 Punkten. Werte unter der Marke deuten auf ein Schrumpfen des Sektors hin, Werte darüber auf Wachstum. Grund für die trübe Lage ist vor allem die geringere Nachfrage aus Europa und Nordamerika.
Tankan-Bericht lässt hoffen
Ein Lichtblick für Anleger kam aus Tokio: Die großen japanischen Unternehmen haben sich im zweiten Quartal weniger pessimistisch über ihre Geschäftsbedingungen gezeigt und wollen mehr investieren. Außerdem hellt die solide heimische Nachfrage den Ausblick für die japanische Volkswirtschaft auf, wie aus dem viel beachteten Tankan-Bericht der Bank of Japan (BoJ) hervorgeht.
Die Ergebnisse lindern etwas den Druck auf die Währungshüter, ihre Geldpolitik kommende Woche noch weiter zu lockern und zusätzliche Anleihen auf die eigene Bilanz zu nehmen. Das Geschäftsklima der Großunternehmen verbesserte sich auf einen Stand von minus 1, nachdem bei der letzten Umfrage vom März noch ein Wert von minus 4 verbucht wurde. Volkswirte hatten dagegen nur eine minimale Verbesserung auf minus 3 erwartet.
Experten zufolge ist der neueste Tankan-Bericht dafür, dass die japanischen Firmen optimistischer in die nähere Zukunft blicken. In ihrem jüngsten Monatsbericht hatte die BoJ geschrieben, dass die Wirtschaft beginnt, sich langsam zu erholen, weil der Wiederaufbau nach der für Aufträge sorge. Die großen Firmen wollen im laufenden Fiskaljahr, dass im April begonnen hat, ihre Investitionen um 6,2 Prozent steigern. Das ist fast doppelt so viel wie noch im vorherigen Bericht, als die Investitionen nur um 3,6 Prozent klettern sollten.
Im Jahr Zwei nach dem Beben
Der Tankan "war positiv, weil er zeigt, dass die Erholung stabil verläuft", sagte Maiko Noguchi, Volkswirtin bei Daiwa Securities. "Wäre das Ergebnis negativ ausgefallen, wäre es für die BoJ noch schwieriger geworden bei ihrer Sitzung in der nächsten Woche eine weitere Runde bei der geldpolitischen Lockerung auszuschließen. Das heutige Ergebnis wird den Druck senken und erlaubt es der Bank erst einmal, abzuwarten." Andere Analysten gehen trotzdem davon aus, dass die Notenbanker bei ihrem Zusammenkommen am 11. und 12. Juli eine Schippe drauflegen werden, um ihr Inflationsziel von 1 Prozent zu erreichen.
Bei den Service-Unternehmen war der Ausblick noch besser als bei den Industriekonzernen. Das Geschäftsklima stieg auf plus 8 im Juni, nachdem es im März-Tankan noch bei 5 notiert hatte. Auch hier wurde die Vorhersage der Volkswirte von plus 7 übertroffen. Die Mehrheit aller befragten Unternehmen rechnet in den kommenden Monaten mit einer leichten Abschwächung des Yen. Dies würde ihre Exportchancen deutlich erhöhen. Für den Tankan-Bericht befragt die BoJ über 10.000 Unternehmen.
In bleiben die Börsen zu Wochenbeginn wegen des Feiertages "Tag nach der Errichtung der Sonderverwaltungsregion Hongkong" geschlossen.
Quelle: ntv.de, DJ/rts