Staatsanleihen statt Aktien Tokio schließt im Minus
31.01.2011, 10:10 UhrAktien sind vielen Anlegern derzeit wegen der angespannten politischen Lage in Ägypten zu heiß. Nachdem bereits die Wall Street am Freitag deutlich nachgab, ziehen Asiens Börsen nun zum Großteil nach.
Belastet von den Abgaben bei den Exportwerten haben die Kurse an der Börse in Tokio mit einer schwächeren Tendenz geschlossen. Auch die anhaltenden Unruhen in Ägypten und die schwachen Vorgaben aus den USA hätten die Stimmung getrübt, hieß es. Der Nikkei fiel zeitweise auf den tiefsten Stand seit zwei Monaten, nachdem mehrere Unternehmen ihre Gewinnerwartungen für das Gesamtjahr heruntergeschraubt hatten. Gegen den Trend legten die Aktienkurse von Energiekonzernen zu, weil Investoren auf einen weiter steigenden Ölpreis spekulierten. Bei den Devisen präsentierte sich der Euro im asiatischen Handel robust bei 1,3615 Dollar.
In Tokio schloss der 225 Werte umfassende Nikkei-Index 1,2 Prozent schwächer bei 10.237 Punkten. Einen Fall unter die Marke von 10.000 Punkten schloss ein Analyst allerdings aus. "Das ist nicht das gleiche wie die Schuldenkrise in der Eurozone, so dass die Korrektur nicht besonders lang und scharf ausfallen dürfte", argumentierte er. Das Interesse des Marktes sei zudem bereits auf die im Wochenverlauf anstehenden US-Konjunkturdaten gerichtet, sagte ein Händler. So stehen beispielsweise am Freitag die US-Arbeitsmarktdaten für Januar auf der Agenda.
Der breiter gefasste Topix-Index sank um 1,0 Prozent auf 910 Zähler. Auch die Indizes in Südkorea, Hongkong und Singapur verzeichneten deutliche Verluste. Dagegen notierten die Börsen in Taiwan und Shanghai leicht im Plus.
Staatsanleihen statt Aktien
"Die Lage in Ägypten ist im Fluss", sagte Pimco-Analyst Mohamed El-Erian. Deswegen würden viele Anleger Aktien meiden und stattdessen in Staatsanleihen und Rohstoffe investieren, die allgemein als sichere Anlagen gelten.
Besonders die Exportwerte zeigten sich mit Abgaben, nachdem der Yen gegenüber den anderen Währungen wieder zulegte. So gaben Sony 2,7 Prozent nach und Fujifilm verbilligten sich um 3,1 Prozent. Einen Abschlag von 2,2 Prozent verzeichneten Nissan Motors. Das Unternehmen hat aufgrund der anhaltenden Unruhen in Ägypten vorübergehend eine dortige Produktionsstätte stillgelegt. "Die Investoren reagieren derzeit sehr sensibel auf Nachrichten aus Ägypten", erklärte ein Analyst das Minus der Aktie.
Mit einem Abschlag von 1,4 Prozent schlossen Softbank den Handel, obwohl das Unternehmen laut einem Bericht der Wirtschaftszeitung "Nikkei" den operativen Gewinn im Zeitraum April bis Dezember um 30 Prozent auf ein Rekordniveau gesteigert haben dürfte. Hier habe der schwache Gesamtmarkt die Aktie mit nach unten gezogen, sagte ein Händler.
Fujitsu gaben 6,2 Prozent ab. Das Unternehmen hatte den Ausblick für den operativen Gewinn für das Gesamtjahr bis Ende März deutlich gesenkt. Die Aktie wurde zudem durch eine Kurszielreduzierung von Nomura belastet. Auch Konica Minolta senkte die Gewinnprognose, die Aktie brach um 7,8 Prozent ein.
Der starke Yen und Gewinnmitnahmen sorgten bei Elpida Memory für ein Minus von 3 Prozent. Gegen den Trend legten die Papiere des Ölkonzerns Inpex um 0,8 Prozent zu.
Die schweren Ausschreitungen in Ägypten hatten den US-Börsen am Freitag den heftigsten Kurseinbruch seit rund sechs Monaten eingebrockt. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte gab 1,4 Prozent auf 11.823 Punkte nach. Der breiter gefasste S&P-500 fiel um 1,8 Prozent auf 1276 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq büßte sogar 2,5 Prozent auf 2687 Punkte ein.
Bei den Devisen blieb der Euro stabil: Die europäische Einheitswährung tendierte bei 1,3615 Dollar nach 1,3608 im späten US-Handel am Freitag nach. In der vergangenen Woche hatte der Euro noch mit 1,3760 Dollar den höchsten Stand seit zwei Monaten markiert. Zum Yen notierte die US-Währung mit 81,96 Yen unverändert.
Verluste in Seoul
Die Unruhen in Ägypten sorgten auch an der Börse in Seoul für eine sehr schwache Tendenz. Der Kospi verlor 1,8 Prozent auf 2070 Punkte. "Der Index könnte sich am Dienstag aber bereits wieder erholen, da die Abgaben wohl doch etwas übertrieben waren", so ein Händler. Allerdings dürfte das Ausmaß der Erholung an die Entwicklung in Ägypten gekoppelt sein. So hätten die Anleger nach der zuletzt positiven Entwicklung auch nach einem Grund für verstärkte Gewinnmitnahmen gesucht, merkte ein anderer Händler an. Daher sollten die Auswirkungen insgesamt begrenzt bleiben.
Vor allem die Automobil- und Bauwerte hätten unter den Unruhen in Ägypten gelitten, hieß es. Hier gaben GS Engineering & Construction um 7 Prozent nach. Bei den Automobilwerten hieß es zur Begründung, ein möglicher Anstieg des Ölpreises könnte für eine sinkende Nachfrage sorgen. Hyundai Motor fielen um 4,8 Prozent und die Aktien des Zulieferers Hyundai Mobis gaben um 6,3 Prozent nach.
Gegen den Trend legten die Chemie- und Ölwerte zu. Hier wurde auf die Erwartung eines weiter steigenden Ölpreises verwiesen. Die Aktien des Raffineriebetreibers SK Innovation stiegen um 2,8 Prozent und LG Chem verbesserten sich um 2,9 Prozent.
China uneinheitlich
Mit einem deutlichen Aufschlag haben die Aktienkurse an der Börse in Shanghai zu Wochenbeginn die Sitzung beendet und damit den vierten Handelstag in Folge ein Plus verzeichnet. Im Vorfeld der anstehenden Feiertage gebe es allerdings nur noch ein begrenztes Aufwärtspotenzial für den Markt, hieß es. Vom 2. bis zum 8. Februar findet aufgrund der Neujahrsfeiertage kein Handel statt.
Der Shanghai-Composite gewann 1,4 Prozent auf 2791 Punkte. In Hongkong gaben die Aktienkurse dagegen nach. Der Hang-Seng-Index verlor 0,7 Prozent auf 23.447 Zähler.
"Im Vorfeld der Feiertage dürfte der Marke seine Gewinne verteidigen", erwartet ein Händler aus Schanghai. So hätten sich aktuell die Sorgen bezüglich weiterer geldpolitischer Maßnahmen seitens der chinesischen Notenbank etwas reduziert. Der Index wird am Dienstag um die Marke von 2800 Punkten erwartet.
Vor allem Aktien aus dem Bereich Wasseraufbereitung zeigten sich mit starken Gewinnen. Hintergrund waren Aussagen der chinesischen Regierung in den kommenden zehn Jahren umgerechnet rund 608 Mrd. Dollar in diesen Bereich zu investieren. Dies dürfte sich in einem starken Anstieg der Auftragseingänge niederschlagen, hieß es aus dem Handel. Chongqing Three Gorges Water Conservancy & Electric Power und Qianjiang Water Resources legten jeweils um 10 Prozent zu.
Auch die Aktien der Hersteller von Hochgeschwindigkeitszügen notierten mit einem deutlichen Aufschlag. Hintergrund waren Aussagen der CSR, die für das Jahr 2011 mit einem Anstieg des Nettogewinns um mehr als 50 Prozent rechnet. Die Aktien legten daraufhin 5 Prozent zu. China CNR gewannen nach dem Erhalt eines Auftrages über 7,7 Mrd. Yuan 6,8 Prozent an Wert.
Quelle: ntv.de, rts/DJ