Rekordprämie für Hellas-Schulden Trichet bremst Euro-Rutsch
08.04.2010, 17:15 UhrVertrauensbekundungen von EZB-Chef Jean-Claude Trichet für Griechenland verschaffen dem Euro am Donnerstag etwas Luft. Zuvor hatte die Angst vor einem Zahlungsausfall Griechenlands die Renditen von Staatsanleihen des Landes in die Höhe getrieben.

Mit dem Vertrauen in die griechische Wirtschaft fällt auch der Kurs der europäischen Gemeinschaftswährung.
(Foto: REUTERS)
Die Gemeinschaftswährung erholte sich am Nachmittag auf bis zu 1,3352 Dollar, nachdem sie am Morgen mit 1,3282 Dollar noch in die Nähe ihres Jahrestiefs gefallen war. "Trichet hat kein Öl ins Feuer gegossen mit seinen Äußerungen", kommentierte Helaba-Analyst Ralf Umlauf.
Trichet hatte erklärt, er glaube an den griechischen Plan zur Haushaltskonsolidierung und ein Staatsbankrott des hoch verschuldeten südeuropäischen Landes sei kein Thema. Zudem hatte sich Trichet offen für eine Beteiligung des Internationalen Währungsfonds an möglichen Hilfen für Griechenland gezeigt. Zuletzt hatten Spekulationen, Griechenland könne sich ohne harte Auflagen des IWF durch die Krise manövrieren, an den Märkten für Verunsicherung gesorgt.
Wie von den Märkten erwartet hat die EZB ihren Leitzins bei einem Prozent belassen. "Mit der neutralen Wortwahl lieferte EZB-Chef Trichet zudem keine Hinweise auf eine baldige Abkehr von der Niedrigzinspolitik in einem Umfeld moderater Inflation und einer risikobehafteten Konjunkturerholung", erklärte Umlauf. Die schwelende Griechenlandkrise schränke den Raum für eine Straffung der Geldpolitik ohnehin ein.
Horrende Rendite
Noch am Morgen hatte das Misstrauen gegenüber Griechenland den Devisenmarkt in Schach gehalten. Anlass dafür war die Schwäche griechischer Staatsanleihen, die bereits den siebten Tag in Folge deutliche Kursverluste verzeichneten. Im Umkehrschluss kletterte die Rendite dieser Papiere weiter nach oben. Zehnjährige Staatsanleihen Griechenlands rentierten zwischenzeitlich 4,56 Prozentpunkte über vergleichbaren deutschen Papieren, die am Rentenmarkt der Maßstab für ausfallsichere Staatsanleihen aus dem Euro-Raum gelten. Dieser Risikoaufschlag für die Griechen-Papiere ist der höchste seit der Einführung des Euro. "Die Refinanzierung Griechenlands wird dadurch noch schwerer und teurer", hieß es in einem Marktkommentar der Saxo Bank.
Auch die Versicherungsprämien für die Absicherung gegen einen Zahlungsausfall bei griechischen Staatsanleihen stiegen auf neue Rekordstände. Erstmals mussten Investoren für diese so genannten Credit Default Swaps (CDS) auf griechische Staatspapiere höhere Prämien zahlen als auf Anleihen Islands. Die gestiegene Unsicherheit trieb Anleger in die als sicherer Hafen geltenden Bundesanleihen, der Bund-Future stieg um 43 Ticks auf 123,55 Zähler. Die zehnjährige Bundesanleihe rentierte mit 3,082 Prozent.
Milliardensummen abgezogen
Für Aufsehen an den Märkten hatte die Bitte der vier größten griechischen Banken um Gelder aus dem Bankenrettungsfonds des Landes gesorgt. Vermögende Griechen hatten in kurzer Zeit rund 10 Mrd. Euro Einlagen aus den Banken abgezogen. Für die griechischen Banken ist das ein großes Problem, da sie die finanziellen Mittel ihrer Kreditgeschäfte traditionell vor allem aus den Kundeneinlagen ziehen. Die Institute wollen nun Zugang zu den verbleibenden Mitteln aus dem 28 Mrd. Euro schweren Hilfsfonds, den die Regierung 2008 im Rahmen der eskalierenden Finanzkrise eingerichtet hat.
Zugleich wurde bekannt, dass das Staatsdefizit Griechenlands oberhalb der bisherigen Prognosen ausfallen könnte. "Das Haushaltsdefizit könnte möglicherweise um 0,2 Prozentpunkte auf etwa 12,8 oder 12,9 Prozent nach oben revidiert werden", erklärte eine Sprecherin der griechischen Regierung. "Das Griechenland-Problem bleibt ungelöst", fasst ein Händler das Geschehen zusammen. Es bleibe der Eindruck, dass die Eurozone nicht in der Lage sei, ihre Probleme zu lösen. Um so wahrscheinlicher werde das Eingreifen des Internationalen Währungsfonds.
Quelle: ntv.de, nne/rts