Überraschend viele Erstanträge US-Daten drücken den Ölpreis
18.10.2012, 15:45 Uhr
Nur eine dünne Haut aus Stahl trennt diesen Raffinerie-Mitarbeiter von den hochentzündlichen Reserven seines Arbeitgebers.
(Foto: REUTERS)
Die überraschende Schwäche im Wochenausweis der US-Arbeitsmarktdaten schieben die Rohstoffmärkte zurück in den Sorgenmodus. Die Preise für Rohöl aus den USA und Europa geben deutlich nach. Analysten der US-Großbank Goldman Sachs rechnen mittelfristig mit einem Preisrutsch.
Die unerwartete Entwicklung bei den Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA haben Anleger an den Rohstoffmärkten zurück in die Vorsicht getrieben. Ein Barrel (159 Liter) Nordseeöl der Sorte Brent verbilligte sich um 1,4 Prozent auf 111,68 Dollar. US-Öl der Sorte West Texas Intermediate (WTI) kostete mit 90,90 Dollar 1,3 Prozent weniger.
In den USA war die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe aus der vergangenen Woche stärker als erwartet gestiegen. Dies habe am New Yorker Ölmarkt Verkäufe ausgelöst, hieß es, nachdem die Ölpreise zuvor noch kaum verändert notiert hatten.
Viele Börsianer halten angesichts des hohen Öl-Angebots den Preis derzeit ohnehin für übertrieben hoch. Schließlich dürfte die weltweit lähmende Konjunktur für schwächere Nachfrage sorgen. Als Hauptgrund für das immer noch teure Öl werden daher die Spannungen im Nahen Osten genannt.
Die Analysten von Goldman Sachs senkten derweil ihre Prognose für den Brent-Preis für 2013 von 130 Dollar auf 110 Dollar je Barrel. Goldman hatte unter den großen Häusern bislang die höchste Preisprognose für Öl. Längerfristig sei sogar mit einem Brent-Preis von 90 Dollar zu rechnen, schrieben die Analysten in einer Studie.
Die jüngsten Wachstumsdaten aus China hatten im Rohstoffhandel zuvor keine größeren Bewegungen ausgelöst: Die Preise für Öl, Gold und Kupfer notierten am Vormittag nahezu unverändert auf Vortagesniveau. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft legte im dritten Quartal wie erwartet 7,4 Prozent zum entsprechenden Vorjahreszeitraum zu.
Nur beim Gold zeigte sich gegen Mittag deutliche Bewegungen: Der Preis für eine Feinunze liegt derzeit 1743,70 Dollar - und damit nicht ganz 6 Dollar unter dem Niveau des Vorabends. Ein fallender Goldpreis deutet üblicherweise auf eine sinkende Risikofurcht unter Anlegern hin.
Scharfe Blicke Richtung China
Dabei lieferten die Konjunkturdaten aus China eigentlich greifbare Hinweise auf eine Stabilisierung der Weltwirtschaft. Das geringere Plus beim chinesischen BIP war zwar die siebte Abschwächung in Folge. Analysten bewerteten die Daten aber insgesamt gar nicht so schlecht.
Im Vergleich zum zweiten Quartal hatte das BIP mit 2,2 Prozent stärker als von Analysten erwartet zugelegt. Sie hatten nur mit einem Plus von 1,8 Prozent gerechnet. "Die Wirtschaft signalisiert eine Stabilisierung. Das sind gute Nachrichten", fasste ein Händler zusammen. Allerdings habe Chinas Regierung nun vermutlich weniger Grund für weitere Konjunkturprogramme.
Händler erklärten die freundliche Stimmung an den Ölmärkten auch mit der Hoffnung auf ein stärkeres Wirtschaftswachstum in den USA. Fortschritte in Europa, wie etwa die zufriedenstellend verlaufene Auktion spanischer Staatsanleihen, dürften die Aussichten für die US-Wirtschaft deutlich aufgehellt haben. Mehrfach hatten US-Beobachter die europäische Schuldenkrise als einer der größten Hindernisse für eine rasche Konjunkturerholung bezeichnet.
Quelle: ntv.de, dpa/rts