Online spielt die Musik Wall Street feiert Plus
27.04.2012, 22:20 Uhr
(Foto: REUTERS)
Hiobsbotschaften aus der Eurozone, überraschend Positives von der Berichtssaison - am Ende stehen bei den Indizes an der Wall Street die Pluszeichen. Zwei Werte verführen dabei die US-Anleger zu einem regelrechten Kaufwahn.
An der Wall Street haben zum Wochenschluss ermutigende Unternehmenszahlen die Sorgen um die Konjunktur und das kriselnde Europa in den Hintergrund gedrängt. Eine wichtige Marktstütze war der Amazon-Konzern, der die Anleger mit seinem Umsatzplus erfreute. Der weltgrößte Onlinehändler sorgte damit für einen ähnlichen Glanzpunkt wie zuletzt Apple. Beide setzten der für Börsianer bislang größtenteils erfreulichen Berichtssaison die Krone auf.
Auch eine spürbare Konjunkturabschwächung im 1. Quartal trübte die Stimmung nicht entscheidend ein. Sinkende Investitionen der Unternehmen drückten das Wachstum auf eine Jahresrate von 2,2 Prozent. Analysten hatten nur einen Rückgang auf 2,5 Prozent erwartet.
"Der wirkliche Treiber dieses Marktes und der Grund dafür, dass er die schlechten BIP-Nachrichten vergleichsweise gut verdaut hat, ist die Erwartung der Investoren, dass die Fed und andere Zentralbanken reagieren und Geld drucken werden", kommentiert Adam Sarhan von Sarhan Capital. "Wenn sich die Daten weiter verschlechtern, dürfte das die Hand der Fed in Bewegung setzen."
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte legte 0,2 Prozent auf 13.228 Punkte zu. Der breiter gefasste S&P-500-Index schloss bei 1403 Zählern, ein Plus von 0,2 Prozent. Der Index der Technologiebörse Nasdaq gewann 0,6 Prozent auf 3069 Punkte. Auf Wochensicht legte der Dow-Jones-Index 1,5 Prozent, der S&P 500 1,8 Prozent und die Nasdaq 2,3 Prozent zu. In Frankfurt ging der Dax mit einem Plus von 0,9 Prozent bei 6801 Zählern aus dem Handel.
Berichtssaison statt Spanien
Zufriedenstellende Quartalszahlen der US-Unternehmen überstrahlten auch die Herunterstufung Spaniens durch Standard & Poor's, die die Börsianer daran erinnerte, dass die europäische Schuldenkrise noch lange nicht ausgestanden ist. "Im großen und ganzen war die Berichtssaison positiv", sagte Marktanalyst Andre Bakhos von Lek Securities. "Sie erwies sich als Gegengewicht zur Schuldensituation in Europa und den zuletzt durchwachsenen Wirtschaftsdaten."
Ein Kursfeuerwerk legte die Amazon-Aktie mit einem Plus von am Ende 15,7 Prozent hin. Anleger honorierten insbesondere, dass sich der teure Investitionskurs offenbar langsam auszuzahlen beginnt. Über seinen Tablet-Computer Kindle Fire verkaufte der Konzern im 1. Quartal deutlich mehr digitale Produkte wie E-Books, Magazine und Spiele. Hier liegt für Amazon das Geschäft der Zukunft.
Auch auf die Zahlen des Reiseportals Expedia reagierten Investoren euphorisch und machten die Anteilsscheine zum größten Gewinner am Markt. Das Kursplus betrug knapp 23,5 Prozent.
Ford übertraf dank starker Absätze auf dem Heimatmarkt im 1. Quartal die Erwartungen von Analysten. Aber das Management sprach von Marktanteilsverlusten in den USA im April. Die Ford-Papiere gaben daher 2,3 Prozent ab.
Das Quartalsergebnis von Procter & Gamble (P&G) wurde von Sonderposten belastet, der P&G-Aktienkurs sank um 3,6 Prozent.
Merck & Co erfüllte mit dem bereinigten Ergebnis die Erwartungen der Analysten, doch enttäuschte der Umsatz. Die Aktien des Pharmakonzerns schlossen unverändert.
Chevron bewegenten sich ebenfalls nicht nach oben oder unten, nachdem der Ölkonzern für das 1. Quartal einen Rückgang seiner Fördermenge ausgewiesen hat. Dieser Rückgang liege aber im Einklang mit dem, was die Wettbewerber des Unternehmens gemeldet hätten, sagte ein Marktexperte.
Quelle: ntv.de, rts/DJ