Marktberichte

Überraschend stabil Wall Street hält sich

Die US-Börsen blieben angesichts des Schocks nach dem Zusammenbruch und Verkauf von Bear Stearns überraschend stabil. Eine Senkung der Diskontrate hatte ebenfalls zu starken Verkäufen besonders bei den Finanztiteln gesorgt. Starke Gewinne bei J.P. Morgan ließen aber zumindest den Dow noch im Plus schließen.

Der Dow-Jones-Index kletterte um 21 Zähler oder 0,2 Prozent auf 11.072 Punkte. Der marktbreite S&P-500-Index gab um 12 Zählern oder 0,9 Prozent auf 1.276 Punkte nach. Die Hightech-orientierte Nasdaq sank um 35 Zählern oder 1,6 Prozent auf 2.177 Punkte.

Die Blue Chips konnten dabei nicht als Indikator für die allgemeine Stimmung benutzt werden, da von den durch den Verkauf von Bear Stearns betroffenen Aktien einzig JP Morgan Chase im Dow gehandelt wird, und die konnte starke Gewinne verbuchen. Der S&P-500-Index war ein besserer Richtungsweiser.

Die Notenbank hatte noch in der Nacht in einer Notsitzung den Diskontsatz um 25 Basispunkte gesenkt. Außerdem wurde ein neues Kreditprogramm ins Leben gerufen, bei dem auch Investmentbanken direkt von der Fed Geld leihen können. Damit sollen die Finanzwerte stabilisiert und mögliche Liquiditätsengpässe vermieden werden. Zunächst war dadurch aber befürchtet worden, dass die Notenbank von weiteren Schwierigkeiten weiß, die auf die Märkte zukommen, die Folge waren panikartige Verkäufe der Bankaktien.

Immer mehr Experten erwarten nun, dass der Zinssatz bei der regulären Sitzung am Dienstag um 100 Basispunkte gesenkt werden wird. Bisher war man von einer Zinssenkung um 75 Basispunkte ausgegangen.

In der Zwischenzeit hat die Zinssenkung den Dollar auf neue Tiefststände gegenüber dem Euro und dem japanischen Yen getrieben. Dies hatte wiederum neue Höchststände beim Öl- und Goldpreis verursacht.

Die Anleger von JP Morgan freuten sich, denn zwei Dollar pro Aktie für die Investmentbank Bear Stearns sind eigentlich ein Spottpreis und ließ die JP-Morgan-Aktie um 10,3 Prozent klettern. Wenn man Schulden und Anlagen verrechnet, ist Bear Stearns laut Schätzungen nämlich noch 80 Dollar pro Aktie wert. Außerdem erhält JP Morgan eine erfolgreiche Broker-Einheit. Mit der Übernahme musste das Traditionshaus allerdings vor dem Konkurs gerettet werden, die Bear-Stearns-Aktie stürzte um 84 Prozent ab.

Nach dem schnellen Sturz von Bear Stearns gab es Spekulationen, dass in einem Dominoeffekt das nächste Finanzinstitut, das der Kreditkrise zum Opfer fällt, Lehman Brothers sein könnte. Deren Aktie fiel um knapp 20 Prozent, da die Ratingagentur Moody’s ihren Ausblick aufgrund von einer schwieriger werdenden Liquiditätssituation für das Brokerhaus gesenkt hatte. Auch die Schweizer Bank UBS stand unter verschärfter Beobachtung.

Man machte sich aber insgesamt um den Bankensektor Sorgen, denn wenn das fünftgrößte US-Finanzunternehmen innerhalb einer Woche zu Fall gebracht werden konnte, kann keine Bank sicher sein. Allerdings war der Ausverkauf bei den Banken weit weniger stark, als am Morgen erwartet worden war. Merrill Lynch gab um 5,7 Prozent nach und die Papiere von Morgan Stanley fielen um acht Prozent.

Angesichts des Trubels um Bear Stearns, J.P. Morgan und die Zinssenkung fanden die Konjunkturdaten am kaum Beachtung. Dabei war der Empire State Index im März von Minus 11,7 auf Minus 22,3 gefallen, was etwa doppelt so stark war wie erwartet. Die Industrieproduktion fiel um 0,5 Prozent.

Mitten in dem Trubel verkündet die Chicago Mercantile Exchange die Übernahme der New Yorker Rohstoffbörse Nymex. Dabei wird man für die Nymex 9,4 Mrd. Dollar bezahlen. Die Übernahme war schon seit längerem im Gespräch.

Quelle: ntv.de

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