Marktberichte

Tauziehen zwischen Bulle und Bär Wall Street knapp behauptet

Von Lars Halter, New York

Bullen und Bären lieferten sich am Donnerstag an der Wall Street ein Tauziehen. Enttäuschende Zahlen aus dem Finanz- und Hightechsektor, schwache Konjunkturdaten und ein hoher Ölpreis verbreiteten negative Stimmung, doch hielten sich die Märkte unerwartet wacker und schlossen nahe der Null-Linie.

Der Dow-Jones-Index verlor minimale 0,02 Prozent auf 13.889 Punkte, während der marktbreite S&P-500-Index mit einem Minus von 0,08 Prozent bei 1.534 Punkten schloss.

Die Nasdaq schlug sich minimal besser und beendete den Handel mit einem Plus von 0,24 Prozent bei 2.799 Punkten.

Das täuschte jedoch nicht über die allgemein schlechte Stimmung auf dem Parkett hinweg, für die es zahlreiche Gründe gibt. Der Ölpreis ist am Donnerstag erneut auf ein Allzeit-Hoch geklettert und schloss bei 89,78 Dollar pro Fass. Die viel gefürchtete 90-Dollar-Marke steht damit unmittelbar bevor, und auch die von Experten mehrfach angesprochenen 100 Dollar pro Fass sind durchaus in Reichweite.

In die Serie negativer Konjunkturdaten reihte sich der Arbeitsmarkt ein. So ist die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung in der vergangenen Woche um 28.000 auf 337.000 gestiegen, den höchsten Stand seit fast zwei Monaten.

Derweil ist der Phily Fed Index unerwartet stark eingebrochen. Er deutet zwar noch auf ein leichtes Wachstum in der Verarbeitenden Industrie im Großraum Philadelphia hin, enttäuscht aber Beobachter, die auf einen höheren Wert gesetzt hatten. Auf dem Parkett werden zur Zeit schlechte Nachrichten als solche aufgenommen, da man sich zunehmend um die Stabilität der US-Konjunktur sorgt.

Sorgen macht man sich weiter auch um die Immobilien- und Kreditkrise. Die Bank of America hat im vergangenen Quartal wegen hoher Abschreibungen im Kreditbereich und eines dramatischen Einbruchs im Investmentbanking die Erwartungen bei weitem verfehlt. Statt der angestrebten 1,06 Dollar pro Aktie weist man einen Profit von 82 Cent aus, damit liegt man um mehr als 25 Prozent unter den Prognosen. Die Aktie verliert 2,4 Prozent auf 48,85 US-Dollar.

Damit ist klar, dass die unerwartet guten Zahlen von J.P. Morgan am Vortag wohl die Ausnahme waren. Der Dow-notierte Bankriese hatte bei einigen Anlegern die Hoffnung geweckt, dass die Branche besser durch die Krise gekommen sei als befürchtet. Die Bank of America steht nun aber ebenso schlecht da wie zuvor der Marktführer Citigroup und die regionalen Banken, die zu Wochenbeginn enttäuscht hatten.

Schwache Zahlen kamen auch aus anderen Sektoren: Der Dow-notierte Pharmazeut Pfizer blickt für das vergangene Quartal auf einen Gewinneinbruch um 77 Prozent, was mit einer Milliarden-Abschreibung wegen der Einstellung eines Insulin-Medikaments zusammenhängt. Diesen Sonderposten ausgenommen schlägt man aber die Erwartungen, und die Aktie kletterte um 0,8 Prozent.

So nachsichtig waren die Anleger bei Ebay nicht. Der Online-Riese Ebay schlägt die Prognosen ebenfalls nach Abzug von hohen Sonderkosten, die mit der Internettelefon-Tochter Skype zusammenhängen und unterm Strich für einen Verlust von 935 Mio. Dollar sorgen. Eine Verkaufsempfehlung der Deutsche Bank gab dem Papier den Rest, das um mehr als sechs Prozent abgab.

Nach Börsenschluss legte Google starke Quartalszahlen vor. Mit einem Gewinn von 3,91 Dollar pro Aktie und einem Umsatz von 4,23 Mrd. Dollar hat man die Erwartungen deutlich geschlagen. Der Aktie, die zur Zeit auf einem Allzeit-Hoch steht, sind dennoch weitere Gewinne am Freitag nicht garantiert, denn Anleger stören sich an einem Detail: Mit fast 16 000 Mitarbeitern ist die Belegschaft deutlich stärker angewachsen als erwartet, und das sorgt für höhere Kosten. Am Donnerstag sorgten die Vorschusslorbeeren jedoch noch für ein Plus von 0,97 Prozent auf 639,62 US-Dollar.

Quelle: ntv.de

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