Rotes Tuch für Bullen Wall Street knickte ein
20.06.2002, 22:10 UhrDie schlechten Nachrichten aus dem hohen Norden Europas in Form einer Umsatzwarnung des Handy-Riesen Nokia ließen auch die US-Börsen nicht kalt. Allerdings könnten die deutlichen Abschläge des Vortages bereits wieder Schnäppchenjäger auf den Plan rufen, machten Händler Hoffnung. Es blieb vorerst bei der Hoffnung. Der Dow Jones fiel 1,4 Prozent auf 9.432 Punkte, für die Nasdaq ging es 2,1 Prozent auf 1.465 Punkte nach unten. Vor allem in der letzten Handelsstunde gerieten die Kurse nochmals massiv unter Druck.
Der Handy-Hersteller Nokia hat seine Umsatzprognose für das zweite Geschäftsjahr nach unten korrigiert. Die Finnen erwarten nun nur noch ein Umsatzwachstum von maximal zehn Prozent, bislang hatte das Unternehmen mit maximal 15 Prozent gerechnet. Die Aktie legte im US-Handel 0,2 Prozent auf 12,43 Dollar zu.
Zudem hatten die Anleger noch eine ganze Reihe Konjunkturdaten zu verdauen. Der Index der Frühindikatoren ist im Mai um 0,4 Prozent auf 112,2 Punkte gestiegen. Dies gab das private Wirtschaftsforschungsinstitut Conference Board bekannt. Analysten hatten nur mit einem Anstieg um 0,2 Prozent nach einem Rückgang um 0,4 Prozent im April gerechnet.
Das US-Leistungsbilanzdefizit hat sich im ersten Quartal deutlich ausgeweitet und ein Rekordhoch erreicht. Der Fehlbetrag sei in den vergangenen drei Monaten auf 112,49 Milliarden Dollar gestiegen, so das US-Handelsministerium. Analysten hatten lediglich mit einer Ausweitung des Defizits auf 107,36 Milliarden Dollar gerechnet. Das US-Aussenhandelsdefizit lag im April nach Angaben des Handelsministeriums bei 35,94 Milliarden Dollar und damit über den Analystenerwartungen von 32,48 Milliarden Dollar.
Die Erstanträge auf Arbeitslosigkeit in den USA sind in der Woche zum 15. Juni auf 393.000 nach 395.000 in der Vorwoche gefallen. Analysten hatten allerdings mit einem stärkeren Rückgang auf 387.000 Anträge gerechnet.
Unter Druck standen vor allem Aktien aus dem Biotech-Bereich. Das Biotech-Unternehmen Genzyme General hatte zuvor seine Prognosen für das laufende Quartal nach unten korrigiert. Der Gewinn je Aktie wird nach Angaben des Unternehmen nun maximal bei 26 Cent liegen und nicht mehr wie zuvor prognostiziert bei bis zu 35 Cent. Die Papiere brachen 24 Prozent auf 19,70 Dollar ein.
Schlechte Nachrichten gab es auch von ImClone. Nach Angaben des Unternehmens erwägt die Börsenaufsichtsbehörde SEC nun Schritte gegen das gesamte Unternehmen wegen falscher Angaben zu den Aussichten eines Krebsmedikaments. Der frühere Chef des Unternehmens, Samuel Waksal, war in der vergangenen Woche wegen des Verdachts auf Insiderhandel festgenommen worden. Die Aktie gab 21 Prozent auf 9,03 Dollar nach.
Weiter kräftig unter Druck stand der Chiphersteller Micron Technologies. Bereits am Mittwoch waren Ermittlungen der US-Wettbewerbshüter wegen Preisabsprachen im Speicherchipbereich bekannt geworden. Das hat das Vertrauen in die ohnehin stark gebeutelte Branche empfindlich gestört. Die Micron-Aktie verlor 8,4 Prozent auf 18,40 Dollar.
Die Investmentbank Morgan Stanley hat ihre Empfehlung für die Aktie des Autobauers General Motors auf „equalweight“ von zuvor „overweight“ zurückgenommen. Den Konkurrenten Ford stuften die Analysten ebenfalls auf „equalweight“ von zuvor „overweight“ herunter. Die General Motors-Aktie fiel 4,6 Prozent auf 53,75 Dollar, für Ford ging es 4,6 Prozent auf 15,73 Dollar nach unten.
Zahlen legte die Investmentbank Goldman Sachs vor. Der Gewinn je Aktie betrug nach Angaben des Unternehmens im abgelaufenen Quartal 1,06 Dollar und lag damit auf dem Niveau des Vorjahresquartals. Analysten hatten mit einem Plus je Aktie von 98 Cent gerechnet. Die Aktie gab 2,4 Prozent auf 72,70 Dollar nach.
Quelle: ntv.de