Sorgenfalten wegen Basel III Wall Street unter Stress
07.09.2010, 22:30 UhrDie Wall Street zweifelt an der Gesundheit des europäischen Bankensektors. Die Konsequenz: fallende Kurse zum Start in die Handelswoche nach einem wegen des Labor Day verlängerten Wochenendes.
Neue Sorgen um die Kapitalausstattung europäischer Banken haben die US-Aktienbörsen ins Minus gedrückt. Händler zeigten sich verunsichert darüber, dass die neuen, unter dem Schlagwort "Basel III" bekannten Kapitalregeln die europäischen Institute zu massiven Kapitalaufstockungen zwingen könnten. Zudem hieß es in einem Bericht des "Wall Street Journal", die Bestände der Banken an möglicherweise gefährdeten Staatsanleihen seien bei den europäischen Stresstests für die Branche zu niedrig angesetzt worden. Nach dem soliden Ausklang der vergangenen Woche nahmen viele Anleger zum Start in die neue Handelswoche Gewinne mit. Am Montag hatten die US-Börsen wegen des Feiertags Labor Day geschlossen.
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte pendelte im Verlauf zwischen einem Hoch von 10.446 und einem Tief von 10.332 Punkten. Er schloss 1,0 Prozent tiefer bei 10.340 Zählern. Der breiter gefasste S&P-500-Index gab 1,2 Prozent auf 1091 Stellen nach. Der Nasdaq-Composite verlor 1,1 Prozent auf 2208 Punkte. In Frankfurt hatte der Dax 0,6 Prozent leichter geschlossen bei 6117 Punkten.
Verschärfte Eigenkapitalvorschriften
Die Baseler Bankenaufseher ziehen die Zügel offenbar fester an als erwartet. Sie einigten sich auf einen Entwurf für verschärfte Eigenkapitalvorschriften. Das letzte Wort sollen aber die Notenbanken und Aufsichtsbehörden haben. Für Unruhe auch in New York sorgte eine Berechnung des deutschen Bankenverbandes BdB, dass wegen "Basel III" die zehn größten heimischen Banken 105 Mrd. Euro mehr Kapital bräuchten.
"Das ist sicher ein Thema, das immer wieder hochkocht", sagte Peter Jankovskis von OakBrook Investments. Wie groß die Bedenken derzeit auch tatsächlich seien, sie dienten den Investoren als Anlass dafür, Geld abzuziehen. "Es gibt Zweifel an der Gesundheit des europäischen Bankensektors, die kommen und gehen", sagte auch Tom Schrader von Stifel Nicolaus Capital Markets. Und diese wirkten sich auch in den USA aus: "Wenn die Banken in England eine Erkältung haben, müssen die Institute hier niesen", sagte Schrader.
Banken unter Druck – Oracle obenauf
Die in den USA gehandelten Aktien europäischer Banken gerieten unter Druck: Die Papiere der Deutschen Bank gaben 3,2 Prozent nach, die Aktien von UBS fielen 2,9 Prozent und Barclays-Anteilsscheine verbilligten sich sogar um 5,7 Prozent. Aber auch die Papiere heimischer Banken gaben nach: Die Titel der Bank of America fielen um 2,2 Prozent, JP Morgan Chase notierten 2,3 Prozent schwächer.
Zu den Gewinnern zählten dagegen die Aktien von Oracle mit einem Plus von 5,9 Prozent. Der Softwarekonzern hatte bekanntgegeben, den ehemaligen Hewlett-Packard-Chef Mark Hurd als Konzernpräsidenten gewonnen zu haben. Doch inzwischen geht HP gerichtlich gegen das Engagement vor. Der Computerriese führt eine Gefährdung seiner Geschäftsgeheimnisse an.
Quelle: ntv.de, rts