Krise und Konjunktur Dax taucht ab
26.05.2011, 17:40 UhrDer Dax gibt nach enttäuschenden US-Daten weiter nach. Börsianer sprechen angesichts der Sorgen um die Finanzkrise im Euroraum von einen "Käufer- und Verkäuferstreik".
Die Sorgen um Griechenlands Schulden und den schleppenden Aufschwung in den USA drücken die Stimmung der Anleger: Selbst die Aussicht, dass China Portugal-Anleihen des Euro-Stabilitätsfonds EFSF zeichnen könnte, beruhigte die Gemüter nur kurzfristig.
Nach einer freundlichen Eröffnung rutschte der Dax immer weiter ab und ging mit einem Minus von 0,8 Prozent bei 7114,09 Punkten aus dem Handel. Bei den Werten in der zweiten Börsenreihe fiel das Minus geringer aus, hier gab der MDax 0,1 Prozent auf 10.624,72 Punkte ab. Der TecDax gab 0,6 Prozent nach auf 892,97 Punkte.
Zu der Nervosität infolge der angespannten Haushaltslage in Ländern am Rande der Eurozone gesellte sich am Nachmittag Enttäuschung über US-Konjunkturdaten. So beantragten mit 424.000 Amerikanern mehr Bürger erstmals Arbeitslosenhilfe als erwartet. Zudem fiel die Wirtschaftsleistung in den USA im ersten Quartal einer zweiten Schätzung zufolge schwächer aus als erhofft.
Etwas Unterstützung bekamen Europas Aktienmärkte von einem Bericht in der "Financial Times", demzufolge EFSF-Chef Klaus Regling ein großes Interesse bei chinesischen Investoren an der nächsten Anleihe-Emission des Rettungsfonds zur Finanzierung der Portugal-Hilfen ausmachte. Dem Euro verhalf das jedoch nur zeitweise nach oben.
Für Gesprächsstoff sorgte daneben die hohe Nachfrage nach Bezugsrechten der Commerzbank. Die Commerzbank-Aktien legten im Handelsverlauf bis zu vier Prozent auf 3,33 Euro zu, die Bezugsrechte sogar bis zu neun Prozent auf 1,04 Euro. "Da stößt viel Nachfrage auf ein schwindendes Angebot", sagte ein Händler. Ein anderer sprach von normalem Bezugsrechte-Handel: "Einige Anleger versuchen, einen schnellen Cent zu machen." Fundamental gebe es keinen neuen Erkenntnisse, erklärte ein weiterer Händler: "Die Bank steht heute nicht besser da als vor drei Tagen." Im Handelsverlauf bröckelte das Plus bei der Commerzbank-Aktie auf 0,2 Prozent ab.
Am Tag ihrer Hauptversammlung waren auch die Aktien der Deutschen Bank zeitweise gesucht. Die Papiere verlor jedoch bis Handelsschluss 0,4 Prozent. Vorstandschef Josef Ackermann erklärte den Aktionären, die Bank brauche kein frisches Kapital, der von den Anteilseignern zu schaffende Kapitalrahmen sei eine reine Vorsichtsmaßnahme.
Auf der Verliererseite standen nach Dividendenabschlägen die Aktien der Deutschen Post und SAP. Die Aktien gaben 3,9 bzw. 1,9 Prozent ab. Bayer-Aktien gerieten nach einer Herunterstufung durch die Analysten der UBS auf die Verkaufslisten vieler Anleger und verloren 1,9 Prozent.
Ein negativer Analystenkommentar durch eine US-Großbank belastete Händlern zufolge die Papiere von BMW, die um 1,7 Prozent nachgaben.
Eine Berg- und Talfahrt erlebten die Titel von Klöckner & Co, die nach der Kapitalerhöhung zunächst ins Minus gerutscht waren, sich dann ins Plus vorarbeiteten und zu Handelsschluss doch 1,5 Prozent abgaben. Analysten äußerten sich laut Händlern positiv, weil Klöckner & Co mit der Kapitalerhöhung vor allem weitere Übernahmen finanzieren wolle. Damit könne das Unternehmen sein Wachstum weiter vorantreiben.
Im TecDax ragten die Aktien von Singulus mit einem Plus von 5,9 Prozent auf 4,51 Euro heraus. Der Spezialanlagenbauer hatte nach Erhalt eines Großauftrags für 2011 eine 33-prozentige Umsatzsteigerung in Aussicht gestellt.
Quelle: ntv.de, sla/rts