Obama hilft auf die Sprünge Dax bremst knapp vor Grün
29.07.2011, 17:59 UhrNach Aussagen von US-Präsident Obama zum US-Schuldenstreit verringern sich die Verluste am deutschen Aktienmarkt deutlich. Seine Worte nähren Hoffnungen, dass über das Wochenende eine Einigung zwischen Republikanern und Demokraten erzielt werden könnte. Die Zeit drängt.
Mit zuversichtlichen Äußerungen zu einer baldigen Einigung im US-Schuldenstreit hat US-Präsident Barack Obama am Freitag für einen versöhnlichen Handelsausklang gesorgt. Obama hatte in seiner Rede unter anderem betont, die Positionen der beiden zerstrittenen Kongress-Parteien der Demokraten und Republikaner seien nicht allzu weit voneinander entfernt. Er sei zuversichtlich, dass eine Lösung gefunden werde. Ohne Einigung droht den USA am kommenden Dienstag die Zahlungsunfähigkeit.
Der Dax machte als Reaktion auf die Obama-Rede seine Verluste größtenteils wett und beendete den Xetra-Handel 0,4 Prozent im Minus bei 7158,77 Punkten. Der EuroStoxx50 verringerte sein Minus auf 0,7 Prozent. An der Wall Street drehte der Standardwerteindex Dow Jones sogar kurzzeitig ins Plus.
Einen deutlicheren Kursanstieg verhinderten aber schwache US-Konjunkturdaten. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs im zweiten Quartal statt der erwarteten 1,8 Prozent lediglich um 1,3 Prozent. Gleichzeitig wurde der Wert für das Vorquartal auf 0,4 von 1,9 Prozent gesenkt. "Die US-Daten sind ernüchternd ausgefallen", sagte Volkswirt Rainer Sartoris von HSBC Trinkaus. Die USA habe die Krise offenbar noch nicht überwunden. Sein Kollege Ralf Umlauf verwies zusätzlich auf das magere Plus von 0,1 Prozent bei den Konsumausgaben. Außerdem sei die deutliche Korrektur der BIP-Zahlen für das erste Quartal Besorgnis erregend. "Sie führt die USA an den Rand der Stagnation", fügte er hinzu.
Verstärkt wurde die Nervosität der Anleger durch die Ankündigung der Rating-Agentur Moody's, die Bonitätseinstufung Spaniens auf den Prüfstand zu stellen. Der spanische Ministerpräsident Jose Luis Rodriguez Zapatero kündigte daraufhin zusätzliche Sparmaßnahmen sowie Neuwahlen an. Auf der Suche nach "sicheren Anlagehäfen" nahmen einige Investoren Kurs auf Bundesanleihen. Der Bund-Future zog um X Ticks auf X Punkte an. Gold kletterte zeitweise auf ein neues Rekordhoch von 1632,30 US-Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) an.
Böse Überraschung für Metro-Aktionäre
Ins Rampenlicht rückte unter anderem Metro. Der Handelskonzern räumte ein, Finanzchef Olaf Koch habe die Umsatzprognose für 2011 vor Analysten auf null bis vier von bisher gut vier Prozent gekappt. Die Aktie rauschte daraufhin bei hohen Umsätzen um bis zu 3,6 Prozent in die Tiefe und schloss 0,3 Prozent schwächer. "Das war eine böse Überraschung", sagte ein Händler. Koch hatte am Dienstag in einer Presseerklärung die Gewinnprognose für 2011 bekräftigt, das Umsatzziel aber nicht erwähnt.
Ebenfalls Federn lassen mussten die Aktien der Deutschen Börse. Die Umsatzrückgänge des Frankfurter Börsenbetreibers drückten die Aktie 1,6 Prozent ins Minus. Das Gesamtbild sehe ziemlich traurig aus, sagte ein Börsianer. Wenn die Fusion mit Nyse Euronext nicht wäre, würde der Kurs heute wohl noch deutlicher abrutschen, fügte er hinzu. Im Februar war der Zusammenschluss mit der US-Börse vereinbart worden. Das Vorhaben wird derzeit von mehreren Regulierungsbehörden geprüft. Die Aktien der Nyse Euronext, die am kommenden Dienstag seine Quartalsergebnisse vorlegen will, gaben in Paris 2,4 Prozent nach.
Zu den Verlierern im Dax zählten auch HeidelbergCement. Der Baustoffkonzern verfehlte mit seinen Zahlen zum zweiten Quartal die Gewinnerwartungen der Analysten - die Aktien fielen daraufhin um knapp 1,0 Prozent.
Zu den wenigen Gewinnern im Leitindex zählten Linde mit einem Kursplus von 3,3 Prozent auf 125 Euro. Die Ergebnisse im zweiten Quartal hätten die Erwartungen übertroffen, lobte Peter Spengler, Analyst der DZ Bank, in einem Marktkommentar. Von April bis Juni stieg das operative Ergebnis um 5,7 Prozent auf 798 Mio. Euro - Analysten hatten im Schnitt mit 782 Mio. gerechnet. Linde-Rivale Air Liquide notierte 1,2 Prozent fester.
Rheinmetall landeten im MDax mit 1,6 Prozent im Minus und holten damit den größten Teil der Tagesverluste wieder auf. Die Analysten von Equinet monierten, dass der Konzern beim Ebit im zweiten Quartal weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben sei. Etwas Auftrieb könnten die Aktien Börsianern zufolge aber noch von dem möglichen Börsengang der Auto-Sparte erhalten. Der Konzern will diesen Schritt zu prüfen.
Im TecDax führten Morphosys mit minus 1,6 Prozent ein Kellerdasein. Die Anleger quittierten damit einen Verlust im zweiten Quartal. Die roten Zahlen sind laut Unternehmen vor allem auf die gestiegenen Ausgaben für die Erforschung neuer Medikamente zurückzuführen. Das Abrutschen in die Verlustzone sorge dennoch für Enttäuschung, sagte ein Händler. Aus Sicht von DZ-Bank-Analyst Michael Bissinger hat Morsphosys insgesamt aber ein solides Zahlenwerk vorgelegt und scheint auf einem guten Weg, seine Jahresziele zu erreichen.
Quelle: ntv.de, ddi/DJ/rts/dpa