Marktberichte

"Die Spannung endet nicht" Dax zögerlich erwartet

Wer 2011 dabei war, ist ja schon einiges gewohnt.

Wer 2011 dabei war, ist ja schon einiges gewohnt.

(Foto: AP)

Zu Beginn der neuen Woche rechnen Händler europaweit mit Abschlägen. Die Liste der potenziell marktbewegenden Themen ist lang. Auch am deutschen Aktienmarkt erwarten Beobachter einen schwachen Start.

Am deutschen Aktienmarkt zeichnen sich zu Beginn der zweiten Kalenderwoche des Jahres weiter fallende Kurse ab. Der Leitindex Dax dürfte Beobachtern zufolge den internationalen Leitbörsen folgen. Der XDax wird kurz nach 8.00 Uhr mit 6042 Punkten errechnet, 0,3 Prozent bunter dem Xetra-Schluss von Freitag von 6058. "Die Märkte scheinen die Schuldenkrise nicht beiseite schieben zu können", sagt Marktstratege Cameron Peacock.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Die Vorgaben sind schwach: Sowohl die US-Börsen als auch die asiatischen Märkte waren zuletzt von moderaten Abgaben geprägt. Ein viel beachtetes Konjunktursignal kam aus dem aufstrebenden Schwellenland Indien: Der indische Ministerpräsident hat die Wachstumsprognose für das Land leicht abgesenkt, was an der Börse des Subkontinents mit Kursverlusten quittiert wurde.

In ihrem Morgenkommentar vor der Frankfurter Börse nannte n-tv Börsenkommentatorin Katja Dofel die großen Themen des Tages: Abgesehen von der Messe für Unterhaltungselektronik in Las Vegas und dem Auftakt der Automesse in Detroit dürfte sich der Markt mit dem Ausblick auf die anstehende Berichtssaison an der Wall Street befassen. Zuvor empfängt Bundeskanzlerin Angela Merkel Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy in Berlin zu einem neuerlichen Euro-Spitzengespräch. "Die Spannung endet nicht", kommentierte Dofel mit Blick auf die neu auflammende Nervosität rund um das Thema Schuldenkrise.

"Große neue Erkenntnisse erwarte ich mir nicht von dem Treffen", schränkte der Händler einer europäischen Großbank die Aussichten ein. Die leichte Euphorie zu Jahresbeginn sei jedenfalls zum Teil wieder aus dem Markt gewichen. Die Anleger schauten wieder auf die Entwicklung der Renditen an den Anleihemärkten. In der laufenden Woche wollen Italien und Spanien Anleihen platzieren.

Die deutsche Handelsbilanz hat im November vor allem wegen eines kräftigen Exportanstiegs einen unerwartet hohen Überschuss verzeichnet. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte, betrug der Überschuss nach vorläufigen Ergebnissen 16,2 Mrd. Euro. Im Vorfeld befragte Volkswirte hatten einen Überschuss von nur 12,2 Mrd. Euro prognostiziert. Die Exporte erhöhten sich gegenüber dem Vormonat saisonbereinigt um 2,5 Prozent, während die Importe um 0,4 Prozent zurückgingen. Die saisonbereinigte Handelsbilanz wies einen Überschuss von 15,1 Mrd. Euro auf. Ihr Vorjahresniveau überstiegen die Exporte im November 8,3 Prozent und die Importe um 6,7 Prozent.

Wegweisende Konjunkturdaten stehen am Montag ansonsten nicht auf dem Programm, dafür gibt der US-Aluminiumkonzern Alcoa nach Börsenschluss den Startschuss für die Saison der US-Quartalsberichte. Analysten rechnen mit einem Gewinn je Aktie von 0,02 Dollar. Die Schätzungen waren zuletzt zurückgenommen worden.

Im Tagesverlauf sind weitere Nachrichten von der "North American International Auto Show" in Detroit zu erwarten. Die großen Autokonzerne stehen hier im Rahmen zahlreicher Pressekonferenzen Rede und Antwort.

Die Automobilwerte dürften in der neuen Woche nach Ansicht von Beobachtern an die Stärke der Vorwoche anknüpfen. "Was da an Absatzzahlen und Nachrichten gekommen ist, war wirklich sehr gut", meinte ein Händler. Mit den Gewinnen von "BMW & Co" in der Vorwoche sei zwar schon einiges vorweg genommen worden, aber zumindest gegen stärkere Verluste sollten sich die Automobilwerte behaupten. "Dafür werden schon die Nachrichten von der Auto Show in Detroit sorgen", fügt der Händler hinzu. Die Hersteller dürfte die amerikanische IAA weidlich nutzen, um sich ins rechte Licht zu stellen.

Im frühen Parketthandel gaben MAN 1,0 Prozent ab und Infineon 0,9 Prozent. Die Automobilwerte bewegen sich zunächst kaum. "Was da an Absatzahlen und Nachrichten gekommen ist, war wirklich sehr gut", meinte ein Händler. Auf Vorgaben aus Japan müssen die europäischen Aktienmärkte zu Wochenbeginn verzichten: Am Montag bleiben die Börsen in Tokio wegen des Feiertags zum "Tag der Volljährigkeit" geschlossen.

Die Aktien von Adidas gaben trotz optimistischer Aussagen 0,3 Prozent ab. 2012 sei weiteres Wachstum zu erwarten, sagte Finanzvorstand Robin Stalker in einem Interview mit der Börsen-Zeitung. "Damit sollte der Wert sich weiterhin gegen den Abwärtssog stemmen", meinte ein Händler.

Technisch gesehen habe der Dax noch leichte Toleranzen, hieß es aus dem Lager der charttechnisch orientierten Analysten. Allzu starke Abgaben sollte er sich aber nicht erlauben. "Jede Konsolidierungsbewegung, die oberhalb des 38,2-prozentigen Fibonacci Retracements der laufenden Aufwärtsbewegung um 6025 Punkten verläuft, steht einer fortgesetzten Jahresanfangsrally nicht im Weg", legte sich Analyst Dirk Oppermann von der DZ Bank fest.

Blick in die Runde

Zu Wochenbeginn zeichnen sich an Europas Börsen Kursverluste ab. Überwiegend schwache Vorgaben aus Asien nach reduzierten Wachstumsprognosen aus Indien sowie nachgebende US-Futures legen Beobachtern zufolge Verluste zur Eröffnung nahe. Nach Angaben von IG Markets wird der FTSE mit einem Minus von 20 Punkten indiziert, der CAC mit 24 und der Dax mit einem Abschlag von 30 Stellen. "Die Märkte scheinen die Schuldenkrise nicht beiseiteschieben zu können", sagt Marktstratege Cameron Peacock. Ähnlich äußert sich auch Goldman Sachs: "Die jüngsten Makrodaten sind insgesamt erfreulich ausgefallen." Dennoch dürften die anhaltenden Entschuldungsprozesse in Europa die Finanzmärkte bis auf weiteres belasten.

Das Treffen im Berliner Kanzleramt dürfte sich für Merkel und Sarkozy unter anderem um die Vorbereitung auf den kommenden EU-Gipfel Ende Januar drehen sowie um die Restrukturierungsbemühungen in Italien unter der neuen Regierung Monti und die nach wie vor ungeklärte Lage in Griechenland. Die Verhandlungen zwischen der dortigen Regierung und den Gläubigern um einen Schuldenschnitt dauern an.

Ob der bisher angestrebte Schuldenschnitt von 50 Prozent ausreichen wird, die griechischen Staatsfinanzen wirkungsvoll zu entlasten, wird derzeit von den Experten intensiv diskutiert. "Große neue Erkenntnisse erwarte ich mir nicht von dem Treffen", sagte ein Händler einer europäischen Großbank. Die leichte Euphorie zu Jahresbeginn sei jedenfalls zum Teil wieder aus dem Markt gewichen. Die Anleger schauten wieder auf die Entwicklung der Renditen an den Anleihemärkten. In der laufenden Woche wollen Italien und Spanien Anleihen platzieren.

Quelle: ntv.de, mmo/DJ

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