Marktberichte

Wie geht es weiter in Athen? Dax legt zu

Ein Athener Ladenbesitzer schaut sich die Zerstörungen der Nacht an. Wie geht es weiter in Griechenland?

Ein Athener Ladenbesitzer schaut sich die Zerstörungen der Nacht an. Wie geht es weiter in Griechenland?

(Foto: REUTERS)

In Athen toben Straßenschlachten, aber der deutsche Aktienmarkt bleibt nüchtern. Der Dax zieht nach der Zustimmung des griechischen Parlaments an, besonders die gebeutelten Bankaktien können wieder Boden gut machen. Es bleibt jedoch die Sorge, wie es weitergeht

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Die Zustimmung des griechischen Parlaments zu dem umstrittenen Sparpaket hat die Anleger am deutschen Aktienmarkt zuversichtlich gestimmt. Der Leitindex kletterte um 0,68 Prozent auf 6738 Zähler. Größere Gewinne schmolzen wegen Gewinnmitnahmen dahin. Zudem warnten Analysten vor zu viel Optimismus: "Es besteht weiterhin die Angst, dass die griechischen Bemühungen, die Sparziele zu erfüllen, nicht zuletzt wegen des fehlenden Rückhalts der Bevölkerung scheitern könnten", schrieb Helaba-Experte Christian Schmidt in einem Kommentar.

Der Unmut der Bevölkerung hat sich zuletzt in Streiks, Demonstrationen und auch gewaltsamen Protesten entladen. Das Parlament hatte in der Nacht das Sparpaket abgesegnet, das den Weg für weitere Milliardenhilfen von Europäischer Union und Internationalem Währungsfonds ebnet.

Auch auf dem deutschen Parkett zählten die Finanzwerte zu den Gewinnern. Commerzbank und Deutsche Bank stiegen um 1,6 beziehungsweise 0,5 Prozent.

Die Augen richten sich nun auf Mittwoch: Dann müssen die Finanzminister der Eurozone das zweite Sparpaket bewilligen. Dieses soll ein Volumen von 130 Mrd. Euro haben. Es mehren sich allerdings die Stimmen, die dies für zu gering erachten. Daneben rücken auch die Verhandlungen zwischen den Gläubigerbanken und der griechischen Regierung wieder stärker in den Fokus. Es scheint zwar grundsätzlich eine Einigung über einen Schuldenschnitt von 70 Prozent und Kuponzahlungen für die neuen Anleihen von 3,6 Prozent vorzuliegen. Völlig unklar ist jedoch, wie hoch die Annahmequote der privaten Gläubiger ausfallen wird. Das hat direkte Auswirkungen auf die notwendige Größe des zweiten Hilfspakets für das Land. Der nächsten Regierung in Griechenland werde es "extrem schwer fallen, die Beschlüsse umzusetzen", sagt IG Markets.

Skeptische Stimmen warnen zudem vor der faktischen Unmöglichkeit für die Griechen, ihre Sparversprechungen umzusetzen. Das Land befinde sich in einer Depression, zudem fehle der echte Wille zur Reform. Dies zeige sich an der Abstimmung im Parlament: Dort musste die Regierungskoalition 43 eigene Abgeordnete ausschließen. Dies entsprach fast einem Fünftel aller Abgeordneten.

Zudem lastet die Anarchie in Athen auf dem Markt. "Es fällt schwer, mitgerissen zu werden, wenn im Hintergrund Athen brennt", sagt Mike Hollows von HiFX in Auckland. "Außerdem fehlt die Zusicherung, dass die Parteien auch nach der nächsten Parlamentswahl beim Ja zur Reform bleiben", sagt Heino Ruland von Ruland Research.

Neben den Banken sind vor allem Versorger weiter auf Erholungskurs. So stiegen RWE um 1,6 Prozent auf 32,15 Euro. Auch die Autowerte setzen ihre Kursrally fort: VW kletterten um 2,6 Prozent an die Dax-Spitze, Daimler um 1,5 Prozent und BMW um 0,98 Prozent.

Im MDax legten Bilfinger Berger nach der Vorlage von Geschäftzahlen zu. Sie stiegen zeitweise um gut drei Prozent, davon waren zum Xetra-Schluss noch 1,9 Prozent übrig.

Die Aussicht auf einen Verkauf weiterer Anteile an Hapag-Lloyd gab TUI Auftrieb. Die Aktien des Touristik-Konzerns stiegen um 1,6 Prozent auf 6,39 Euro. "Dies sind zweifellos gute Nachrichten für TUI-Anleger", schrieb DZ-Bank-Analyst Herbert Sturm in einem Kommentar. Allerdings sei bereits mit einem derartigen Deal gerechnet worden. Er rate daher Investoren, Gewinne mitzunehmen.

Quelle: ntv.de, rts/DJ

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