Nach Spanien ist vor Spanien Euro sucht die Richtung
18.04.2012, 15:30 Uhr
Von der kommenden Auktion spanischer Bonds erwarten Händler neue Impulse für den Devisenmarkt.
(Foto: picture alliance / dpa)
Der Euro pendelt um die Marke von 1,31 Dollar. Als Impulsgeber fungieren die Auktionen von Staatsanleihen. Und auch der Ifo-Geschäftsklimaindex wirft seine Schatten voraus.
Trotz fallender spanischer Renditen gibt der Euro am Mittwoch nach. Mit 1,3071US- Dollar tendiert die Gemeinschaftswährung deutlich niedriger als im späten Handel in New York, als sie 1,3125 Dollar gekostet hatte.
Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 1,3093 festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,7638 Euro. Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,81915 britische Pfund, 106,64 japanische Yen und 1,2032 Schweizer Franken fest.
Spanien im Fokus
Dabei schien sich an den Rentenmärkten zumindest bei den spanischen Anleihen am Tag vor einer als besonders wichtig eingestuften Anleihe-Auktion eine Entspannung abzuzeichnen. Die Renditen spanischer Papiere gaben nach. Im zehnjährigen Bereich rutschten sie bis auf 5,733 Prozent von 5,9 Prozent am Vorabend.
Spanien will erstmals seit Oktober zehnjährige Anleihen begeben. Zudem werden zweijährige Papiere feilgeboten. Das Volumen wird insgesamt mit bis zu 2,5 Mrd. Euro aber nicht sehr hoch sein. Ohnehin hat das Land bereits einen großen Teil der für 2012 geplanten Kapitalaufnahme bewältigt. Daher sei selbst ein geringeres Volumen kein Problem, heißt es am Markt.
Analysten zufolge befindet sich die Gemeinschaftswährung derzeit im "Abwarte-Modus". Nach Einschätzung der Commerzbank ist die Nervosität der Anleger mit Blick auf die angespannte Lage an den Anleihenmärkten in Spanien und Italien wieder etwas abgeflaut. Von einer Entwarnung kann aber keine Rede sein: Mit der Auktion zehnjähriger spanischer Anleihen stehe ein wichtiger Lackmustest an, der dem Markt noch "sauer aufstoßen" könnte, warnte Commerzbank-Expertin Carolin Hecht. Bis zur Veröffentlichung der Ergebnisse der Spanien-Auktion dürften sich die Anleger am Devisenmarkt zurückhalten. "Diese Auktion länger laufender Schuldtitel ist entscheidend und wird ein genaueres Bild der Stimmung zeichnen", sagt Nicholas Spiro von Spiro Sovereign Strategy.
Das Land ist zuletzt wieder ins Visier der Märkte geraten und musste Investoren für frisches Geld höhere Zinsen zahlen. Im Blick behielten die Anleger aber auch den Ifo-Index am Freitag. Nach den jüngst schwachen deutschen Industriedaten erscheint es laut Hecht noch fraglich, ob der Ifo ähnlich positiv überrascht wie der ZEW-Index am Dienstag.
Monti ändert Prognose
Derweil könnte nun auch Italien wieder stärker in den Fokus der Anleger rücken: Die Regierung von Ministerpräsident Mario Monti rechnet nicht mehr damit, im kommenden Jahr einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen zu können. Die Regierung in Rom hob am Mittwoch die Prognose für das Haushaltsdefizit gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) für 2013 auf 0,5 Prozent von zuvor 0,1 Prozent an. Zugleich rechnet die Regierung damit, dass die Wirtschaftsleistung in diesem Jahr stärker schrumpfen wird als bislang befürchtet. Allerdings hob sie aber die BIP-Prognose für 2013 leicht an. Doch die Kurse der zehnjährigen italienischen Anleihen zogen auf 5,52 Prozent an, am Vorabend hatten sie bei 5,48 Prozent gelegen.
Der Bund nahm unterdessen bei der Auktion kurzlaufender Bonds 4,2 Milliarden Euro auf und musste dafür nur noch einen Mini-Zins von 0,14 Prozent berappen. "Die Investoren haben immer noch Angst", erklärt ein Händler.
Devisenhändler in London führen den leichten Abschlag beim Euro auch auf die Forderung des französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy nach einem schwächeren Außenwert des Euro zurück. "Das sollte man nicht überbewerten, schließlich ist in Frankreich Wahlkampf", meint ein Händler in Frankfurt. Sarkozy tritt am Wochenende zur ersten Runde der Präsidentenwahlen an. Er liegt in Umfragen hinter dem sozialistischen Herausforderer Francois Hollande.
Spekulationen rund um die Geldpolitik sorgten aber beim Yen und Pfund Sterling für Kursbewegung: So holte der Dollar zum Yen wieder auf und kletterte auf 81,37 Yen von 80,86 Yen am Vorabend. Händler machen dafür die Aussicht auf eine weitere Lockerung der japanischen Geldpolitik verantwortlich.
Schwindende Spekulationen auf eine weitere Lockerung der britischen Geldpolitik geben dem Pfund Sterling dagegen neuen Schub. Dem Protokoll der April-Sitzung der Bank of England (BoE) zufolge ist das Risiko gewachsen, dass die derzeit hohe Inflation in Großbritannien mittelfristig bestehen bleibt. Damit rücke eine weitere Lockerungsrunde in weitere Ferne, erklärten Börsianer. Der Euro bröckelt bis auf 0,8178 Pfund ab und tendiert damit so niedrig wie zuletzt Ende August 2010.
Quelle: ntv.de, jga/rts/DJ