Spanien zieht den Boden weg Dax kommt nicht auf die Beine
05.06.2012, 17:40 Uhr
Börsenhändler hoffen auf neue Rettungsmaßnahmen der G7 in der Schuldenkrise.
(Foto: picture alliance / dpa)
Spaniens Finanzminister räumt offen Probleme bei der Refinanzierung seines Landes ein und schickt damit Europas Börsen auf Talfahrt. Nur die Hoffnung auf neue Rettungsmaßnahmen verhindert Schlimmeres. MDax und TecDax schließen sogar mit Gewinnen.
Die Refinanzierungsprobleme Spaniens haben für neue Unruhe an den europäischen Finanzmärkten gesorgt. Nach einer freundlichen Eröffnung über der psychologisch wichtigen Marke von 6000 Punkten rutschte der Dax aus Sorge über Spanien und den ungewissen Ausgang der bevorstehenden Wahlen in Griechenland wieder in die Verlustzone. Der deutsche Leitindex hatte zu Handelsbeginn 0,4 Prozent zugelegt, drehte dann aber ins Minus und schloss 0,1 Prozent schwächer bei 5969 Zählern. Der MDax verteuerte sich dagegn leicht um 0,2 Prozent auf 9733 Punkte, der TecDax legte sogar 0,3 Prozent zu und ging mit 716 Stellen aus dem Handel.
Die Hoffnung auf Maßnahmen der sieben größten Industrienationen (G7) zur Krisenbekämpfung verhinderte allerdings größere Kursverluste. Nach Angaben des japanischen Finanzministers Jun Azumi haben sich die G7-Länder in einer Telefonkonferenz darauf geeinigt, die Probleme in Griechenland und Spanien gemeinsam anzugehen. Es handele sich aber um einen regelmäßigen Dialog, sagte ein Sprecher der EU-Kommission zu dem Gespräch. Die Telefonkonferenz sei "kein Alarmtreffen".
Zwei Tage vor einer weiteren Emission spanischer Staatsanleihen hatte der spanische Finanzminister Cristobal Montoro in einem Radiointerview erklärt, die Märkte seien zu den derzeitigen Finanzierungskosten de facto für Spanien nicht mehr zugänglich. "Der Risikoaufschlag bedeutet, für Spanien ist die Tür zum Markt geschlossen", sagte Montoro. "Der Risikoaufschlag sagt, dass wir als Staat ein Problem haben, den Markt anzuzapfen, wenn wir unsere Schulden refinanzieren müssen."
Spanien-Sorgen drücken
Spaniens Bankensektor taumelt nach dem Kollaps des Immobilienmarktes immer tiefer in die Krise. Das Land leidet unter den riesigen Kapitallöchern im Bankensystem, speziell bei der Großbank Bankia. Weder Deutschland noch Frankreich hätten das Land deshalb jedoch gedrängt, einen Antrag für internationale Hilfen zu stellen, sagte Montoro und dementierte damit anderslautende Presseberichte. Ein Regierungsvertreter, der namentlich nicht genannt werden wollte, bestätigte jedoch, dass Deutschland die Regierung in Madrid dränge, bei der Lösung der Bankenprobleme des Landes Hilfen des Euro-Rettungsschirms EFSF in Anspruch zu nehmen. "Die Spanier wollen aber nicht, sie sind zu stolz", erklärte der Regierungsvertreter weiter.
Zudem belasteten negativen Konjunkturnachrichten aus dem Euroraum den Markt. Die Wirtschaftsstimmung im Mai war im Euroraum so schlecht wie seit fast drei Jahren nicht mehr. Zudem waren die Einzelhandelsumsätze in der Eurozone im April überraschend stark gefallen. Die Anleger seien hochnervös, erklärten Analysten. Hoffnungen auf neue Geldspritzen für den Bankensektor gaben Finanzwerten jedoch Auftrieb. Gegen den Trend gab die Aktie der Deutschen Bank gut ein Prozent nach.
Die Aktien der Deutschen Post schnitten vergleichsweise gut ab. Sie verloren 0,1 Prozent. Wegen einer Steuernachzahlung rechnet der Logistikkonzern zwar mit einer Gewinnbelastung. Nach Ansicht eines Analysten dürfte diese aber gering ausfallen. Die bestätigte Unternehmensprognose zeige zudem, dass das operative Geschäft sehr solide laufe.
Eon-Aktien gehörten dagegen mit minus 1,2 Prozent zu den schwächsten Werten. Der Versorger hatte zuvor mitgeteilt, dass bei einem ehemaligen Mitarbeiter im Handelsbuch "Unregelmäßigkeiten" festgestellt worden seien. Diese Auffälligkeiten im Energiehandel belasteten den größten deutschen Strom- und Gasversorger in Millionenhöhe, hieß es.
Quelle: ntv.de, dpa/rts/DJ