Kursfeuerwerk Alle wollen Blackstone
22.06.2007, 07:39 UhrDer größte Börsengang in den USA seit fünf Jahren hat der Beteiligungsgesellschaft Blackstone mehr als vier Mrd. Dollar in die Kassen gespült. Am ersten Handelstag der Aktien an der Wall Street gab es ein regelrechtes Kursfeuerwerk. Die Papiere zogen in der Spitze zunächst gut 22 Prozent auf 38,00 Dollar an, tendierten im Mittagshandel dann noch rund 15 Prozent im Plus. Allein den beiden Blackstone-Gründern Stephen Schwarzman (60) und Peter Peterson (81) fließen mit einem Schlag 2,4 Mrd. Dollar in die Taschen. Sie gründeten die Gesellschaft vor 22 Jahren mit einem Startkapital von 400.000 Dollar.
Wegen der hohen Nachfrage insbesondere von Hedgefonds hatte die Firma den Ausgabepreis am Donnerstagabend mit 31 Dollar und damit am oberen Ende der angepeilten Spanne festgelegt. Platziert wurden mehr als zehn Prozent. Insgesamt wird Blackstone beim ersten Börsengang einer großen US-Beteiligungsfirma auf Basis des Ausgabekurses mit 33,48 Mrd. Dollar bewertet. Dies entspricht einem Drittel des Marktwertes der weltgrößten Investmentbank Goldman Sachs und drei Viertel der Kapitalisierung von Lehman Brothers.
Neben den Erlösen von 4,13 Mrd. Dollar verkauft Blackstone auch einen knapp zehnprozentigen Firmenanteil an China, was der Gesellschaft weitere drei Mrd. Dollar einbringt. Die Einnahmen sollen zum einen direkt an die 770 Mitarbeiter ausgezahlt werden. Zum anderen will Blackstone Kredite tilgen und weitere strategische Zukäufe tätigen. "Nach dem Börsengang haben sie nun richtig viel Geld in der Hand, um weiter auf Einkaufstour zu gehen", sagte Francis Gaskins, Chef der IPO-Forschungsfirma IPOdesktop.com. Medienberichten zufolge könnte schon bald der nächste Mega-IPO einer Beteiligungsfirma anstehen: Wie das "Wall Street Journal" und der Sender CNBC berichteten, plant auch Kohlberg Kravis Roberts & Co. (KKR) den Gang an die Börse. Die Investmentgruppe wollte dies nicht kommentieren.
Die von Vize-Kanzler Franz Müntefering als "Heuschrecken" gebrandmarkten Beteiligungsgesellschaften kaufen weltweit Firmen mit dem Geld privater Investoren oder mit geliehenem Kapital. Nach einiger Zeit verkaufen sie die oftmals kräftig umstrukturierten Unternehmen dann wieder -zumeist mit enormen Gewinnspannen. Die Branche erlebt seit einiger Zeit einen nie da gewesenen Boom. Allein in den ersten sechs Monaten dieses Jahres waren sie an Übernahmen im Volumen von mehr als 400 Mrd. Dollar beteiligt. Dies ist drei Mal mehr als noch vor einem Jahr. Die Finanzinvestoren profitieren dabei von den niedrigen Zinsen, einem ungebremsten Appetit der Investoren und enormen Kursgewinnen an den Aktienmärkten.
Widerstand aus Washington
Blackstone war zuletzt an den weltweit größten Übernahmen durch Beteiligungsfirmen beteiligt, so etwa beim Kauf des US-Bürovermieters Equity Office Properties Trust für 23 Mrd. Dollar. Auch bei der Deutschen Telekom ist die Gesellschaft beteiligt. 2006 verbuchte Blackstone einen Netto-Gewinn von 2,27 Mrd. Dollar. Insgesamt kontrolliert die Gruppe Investmentfonds mit einem verwalteten Vermögen von mehr als 88 Mrd. Dollar. Bei ihrer Gründung war die Firma eine kleine Beratungsgesellschaft für Unternehmen in Fragen rund um Übernahmen und Fusionen. In den folgenden Jahrzehnten bauten die ehemaligen Lehman-Banker Schwarzman und Peterson einen der größten Private-Equity-Giganten der Welt auf. Allein der 23-prozentige Anteil Schwarzmans ist nach dem Börsengang 7,74 Mrd. Dollar wert.
Die Nachfrage nach den Blackstone-Papieren war ungebrochen trotz zunehmenden politischen Widerstands in den USA. Denn angesichts der enormen Einnahmen der Beteiligungsfirmen in Verbindung mit bestehenden Steuervorteilen wurde der Börsengang von Blackstone mit Argwohn beäugt. So forderte der Vorsitzende des mit Aufsichtsfragen befassten Ausschusses des Repräsentantenhauses, Henry Waxman, den IPO in letzter Minute noch zu verschieben. Hintergrund ist die laufende Debatte über eine Gesetzesvorlage, die höhere Steuern für Beteiligungsfirmen vorsieht, die an der Börse gehandelt werden. Einer der Initiatoren dieses Entwurfs hat dabei vorgeschlagen, die geplante fünfjährige Übergangszeit etwa für Blackstone deutlich zu verkürzen.
Quelle: ntv.de