Gerade noch schwarze Zahlen Allianz ohne Prognose
13.05.2009, 14:39 UhrEuropas größter Versicherungskonzern Allianz wagt sich nach einem nur mageren Gewinn im ersten Quartal weiter nicht aus der Deckung. "Eine Prognose für das Gesamtjahr geben wir nicht", sagte Allianz-Vorstand Helmut Perlet in einer Telefon-Konferenz. Die anhaltenden Unsicherheiten über die Entwicklungen der Weltwirtschaft machten einen konkreten Ausblick unmöglich.
Die Situation an den Kapitalmärkten wirke sich massiv auf das Ergebnis des Konzerns aus, sagte Perlet. Nach dem Verkauf des verlustreichen Sorgenkindes Dresdner Bank an die Commerzbank zeigte die Allianz in den ersten drei Monaten auch Schwächen im Kerngeschäft. Auch auf mögliche weitere Belastungen durch das schwierige Börsenumfeld stellt sich die Allianz ein.
Sollten die Aktienkurse bis Ende Juni so bleiben wie derzeit, würde dies zu weiteren Abschreibungen zwischen 300 und 400 Mio. Euro führen, sagte Perlet. Im ersten Quartal musste die Allianz insgesamt knapp eine halbe Mrd. Euro auf ihre Anlagen in Aktien, Renten und Immobilien wertberichtigen.
In den ersten drei Monaten rettete sich der Konzern wegen der Belastungen aus dem Dresdner-Bank-Verkauf gerade noch in die schwarzen Zahlen und verbuchte einen Gewinn von 29 Mio. Euro. Im Vorjahreszeitraum hatte die Allianz noch 1,15 Mrd. Euro verdient. Das operative Ergebnis brach um gut ein Drittel ein von 2,2 Mrd. auf 1,4 Mrd. Euro. Dagegen erhöhten sich die Gesamtumsätze des Unternehmens von 27 Mrd. auf 27,7 Mrd. Euro.
Mehr Schäden durch harten Winter
Vor allem im wichtigsten Geschäftsfeld mit Schaden- und Unfallversicherungen ging es mit dem Gewinn im ersten Quartal kräftig abwärts um gut 59 Prozent auf 431 Mio. Euro. Auch angesichts des langen und harten Winters seien die Schäden höher ausgefallen, sagte Perlet. Außerdem hatte ein Verkauf eigengenutzter Immobilien in Deutschland das Vorjahresergebnis einmalig um 238 Mio. Euro aufgebessert. Die für das Versicherungsgeschäft wichtige Schadenkosten-Quote verschlechterte sich im Jahresvergleich von 94,8 auf 98,5 Prozent. Je weiter diese Quote unter 100 Prozent liegt, desto profitabler arbeiten Versicherer.
In der Lebens- und Krankenversicherung machte der Allianz die Krise weiter zu schaffen. Auch angesichts eines Umsatzanstiegs in der Sparte sieht der Konzern aber erste Anzeichen einer Erholung. Im Geschäftsfeld Financial Services, in dem die Allianz ihr nach dem Dresdner-Verkauf verbliebenes Bankgeschäft, die Vermögensverwaltung und den Bereich Alternative Investment Management gebündelt hat, konnte der Konzern beim Gewinn etwas zulegen. Insgesamt aber brach das Ergebnis im fortgeführten Geschäft um gut 69 Prozent ein auf 424 Mio. Euro.
Coba-Verkauf positiv
F ür die Trennung von der Dresdner Bank, deren Integration jetzt die Commerzbank belastet, zog Perlet eine insgesamt positive Bilanz. Mit dem Verkauf habe man eine "gute Lösung" für das Institut gefunden. Im Frühjahr 2008 hätten sich erstmals Chancen für eine Banken-Konsolidierung in Deutschland ergeben. Angesichts der Komplexität sei der Deal dann zügig abgewickelt worden.
Für die Herausforderungen in diesem Jahr sieht sich der Konzern gut positioniert, auch wenn die Finanz- und Wirtschaftskrise "deutliche Spuren" im Geschäft hinterlassen dürfte, wie es im Quartalsbericht heißt. "Die Kennzahlen des operativen Geschäfts sind solide." Die Allianz habe ausreichend Kapital, um den anhaltend schwierigen Marktbedingungen standzuhalten.
Quelle: ntv.de