Kostenfallen beim Fondskauf Anbieter drehen auf
11.05.2008, 09:57 UhrPrivatanleger, die ihr Geld in Fonds investieren wollen, müssen zum Teil mit deutlich gestiegenen Kosten rechnen. Einer aktuellen Studie zufolge haben die Gesellschaften die Ausgabeaufschläge und Managementgebühren teilweise drastisch erhöht. Nach Angaben des Münchner Analysehauses FWW Research stieg der Ausgabeaufschlag in einzelnen Fondskategorien im vergangenen Jahr um bis zu 30 Prozent. Für die Experten zeichnet sich damit ein neuer Trend ab. Noch im Jahr zuvor seien die Gebühren in vielen Fällen gesunken, heißt es in der Studie.
Spitzenreiter bei den Preissteigerungen war die Kategorie der so genannten alternativen Fonds, zu denen die Münchener zum Beispiel Hedgefonds und Rohstofffonds zählen. Hier wurde der Ausgabeaufschlag um durchschnittlich 30 Prozent auf 4,99 Prozent angehoben. Immobilienfonds verteuerten sich um rund 17 Prozent auf 5,12 Prozent und bei Aktienfonds stieg der Ausgabeaufschlag im Schnitt um 7,1 Prozent auf 4,34 Prozent.
Auch die Managementgebühren wurden in einigen Fondskategorien deutlich angehoben. So stiegen sie bei Derivatefonds auf 1,3 Prozent (plus 15 Prozent), bei Aktienfonds auf 1,48 Prozent (plus 6,5 Prozent) und bei alternativen Fonds auf 1,87 Prozent (plus 6,25 Prozent).
Während der Ausgabeaufschlag sofort beim Fondskauf zu zahlen ist, bleiben die Managementgebühren dem Anleger meist verborgen, denn die Fondsgesellschaft zieht sie direkt vom angelegten Vermögen ab. Der Anleger merkt davon nichts, da er nicht weiß, wie die Wertentwicklung seines Fonds ohne den Abzug ausgefallen wäre. Einige Anbieter berechnen darüber hinaus noch eine erfolgsabhängige Gebühr.
Verzicht auf Beratung bringt Rabatt
"Anleger können beim Fondskauf viel Geld sparen, und damit die Erträge ihres Investments erhöhen", sagt Karin Baur vom Magazin "Finanztest" der Stiftung Warentest. So bieten viele freie Fondsvermittler bis zu 100 Prozent Rabatt auf den Ausgabeaufschlag bei zahlreichen Fonds und Sparplänen an.
Zwar müssten die Anteile im Depot einer Fondsbank gelagert werden, das sei jedoch kein Nachteil. "Die Fondsbanken sind sicher", betont Baur. Auf eine eingehende Beratung müssten Anleger beim Kauf über die Vermittler jedoch meist verzichten. Auch Direktbanken und Discountbroker bieten Rabatte auf den Ausgabeaufschlag an. Der direkte Kauf bei Fondsgesellschaften lohnt sich hingegen kaum, da sie nur sehr selten Rabatte gewähren.
Ungeachtet vieler günstigerer Möglichkeiten kaufen fast drei Viertel aller Anleger ihre Fonds bei Banken und Sparkassen, obwohl hier fast immer der volle Aufschlag fällig wird. Allerdings können Anleger auch hier sparen, wenn sie sich den Fonds direkt über die Börse beschaffen lassen. Denn dabei fallen nur die banküblichen Transaktionskosten an.
Gerade bei größeren Anlagesummen sei der Kauf über die Börse häufig günstiger als die Zahlung des regulären Ausgabeaufschlags, erläutert die Expertin. Grundsätzlich sollte aber niemand den Kauf von der Höhe des Aufschlages abhängig machen. "Was zählt ist die Qualität des Fonds", unterstreicht Baur.
Absatzfaktor Abgeltungssteuer
Das Angebot an Investmentfonds wächst weiter rapide. Anleger können in Deutschland unter 6.600 Produkten wählen, und allein im vergangenen Jahr kamen laut FWW 600 neue Fonds dazu. Den größten Zuwachs gab es bei Aktien-, Dach- und Indexfonds. Und die Anleger investieren kräftig. So verzeichneten die Publikumsfonds nach Angaben des Bundesverbands Investment- und Asset Management (BVI) im ersten Quartal 2008 Zuflüsse von 11,3 Mrd. Euro, und damit rund drei Mal so viel wie im letzten Quartal des Vorjahres. Gefragt waren vor allem sicherheitsorientierte Produkte wie Geldmarkt- und Mischfonds.
Die Nachfrage dürfte im Jahresverlauf wegen der Einführung der Abgeltungssteuer ab 2009 weiter steigen. Ab dann werden alle Kapitaleinkünfte einheitlich mit 25 Prozent besteuert. Wer jedoch noch in diesem Jahr Wertpapiere kauft, für den bleiben Gewinne nach der 12-monatigen Haltefrist auch über 2009 hinaus steuerfrei. "Wir erwarten für das laufende Jahr eine gesteigerte Nachfrage vor nach Aktien- und Mischfonds, sagt BVI-Sprecher Andreas Fink.
Quelle: ntv.de