Weihnachtsgeschäft läuft Atempause für US-Einzelhandel
12.12.2008, 16:39 UhrTrotz Rezession und steigender Arbeitslosigkeit haben die US-Amerikaner zu Beginn des Weihnachtsgeschäftes mehr Geld in die Hand genommen. Der Einzelhandel (ohne Tankstellen) setzte im November 0,2 Prozent mehr um als im Vormonat, wie das Handelsministerium mitteilte. Gleichzeitig hellte sich die Stimmung der Amerikaner im Dezember angesichts fallender Benzinpreise, massiver Rabattaktionen im Einzelhandel und sinkender Inflationserwartungen überraschend auf.
Der viel beachtete Index für das Verbrauchervertrauen der Universität Michigan stieg nach ersten Berechnungen auf 59,1 von 55,3 Punkten im Vormonat. "Trotzdem sehen die Konsumenten die Aussichten für die Wirtschaft noch pessimistischer, besonders für den Arbeitsmarkt", hieß es. Allein in der ersten Dezember-Woche stellten 573.000 Amerikaner einen Antrag auf Arbeitslosenhilfe - das waren so viele wie seit 26 Jahren nicht mehr.
Besonders gefragt waren zu Beginn des Weihnachtsgeschäftes elektrische Geräte: Hier stieg der Umsatz mit 2,8 Prozent so stark wie seit Anfang 2006 nicht mehr. Auch Bekleidung und Möbel liefen gut. Der gesamte Einzelhandel, Tankstellen mitgerechnet, setzte dagegen den fünften Monat in Folge weniger um. Das Minus betrug 1,8 Prozent. Allerdings ist dies vor allem sinkenden Kraftstoffpreisen geschuldet. Sie brachen um 14,7 Prozent ein und damit so stark wie noch nie. Sie folgten der Entwicklung der Ölpreise, die wegen der weltweit schwächeren Nachfrage eingebrochen sind.
Stark gesunken sind auch die Autoverkäufe mit einem Minus von 2,8 Prozent. Wegen der Finanzkrise kommen viele Kunden schwieriger an Kredite. Zudem halten sie sich wegen der unsicheren Konjunkturaussichten mit größeren Anschaffungen zurück. Große US-Automobilkonzerne sind wegen der Kaufzurückhaltung der Amerikaner massiv in Schwierigkeiten geraten.
Ökonomen skeptisch
Experten befürchten, dass der private Konsum wegen der Rezession vorerst als Konjunkturmotor ausfällt. "Die beschleunigte Eintrübung am Arbeitsmarkt ist kaum das richtige Umfeld für eine rasche Belebung der Konsumkonjunktur", sagte Commerzbank-Analyst Bernd Weidensteiner. "Die Amerikaner dürften in den nächsten Quartalen ihre Sparquote erhöhen." Die Umsätze im Einzelhandel gelten als wichtiger Indikator für die weltgrößte Volkswirtschaft. Diese hängt zu etwa zwei Dritteln vom privaten Konsum ab.
"Das erste Mal seit Wochen sind die US-Daten nicht schlechter ausgefallen als befürchtet", sagte Unicredit-Marktstratege Kornelius Purps. "Absolut gesehen sind sie aber immer noch katastrophal. Wir stehen weiterhin vor einem Berg von Problemen. Es ist noch viel zu früh, Entwarnung zu geben." Commerzbank-Ökonom Bernd Weidensteiner betonte: "Die Konjunkturlage stellt sich nicht als günstig dar, denn trotz des nur leichten Rückgangs im November lag der Einzelhandelsumsatz ohne Tankstellen im vierten Quartal bisher um annualisiert 11,5 Prozent unter dem Niveau des Vorquartals" Ein weiterer starker Rückgang des privaten Verbrauchs im vierten Quartal sei damit unvermeidlich. Der private Verbrauch werde bis auf weiteres als Konsummotor ausfallen.
James Knightley von ING Bank äußerte sich zudem wenig zuversichtlich für die Aussichten im US-Einzelhandel. "Angesichts der weiter steigenden Arbeitslosigkeit und mit dem niedrigen Verbrauchervertrauen gibt es nicht viel Positives für die Branche auszumachen", sagte er. Harm Bandholz von UniCredit in New York verwies darauf, dass der private Verbrauch - sollte er auch im vierten Quartal fallen - erstmals seit 1947 wieder drei Quartale in Folge einen Rückgang aufweisen würde.
Quelle: ntv.de