Zu wenig neue Kraftwerke BNetzA befürchtet Engpässe
19.02.2008, 11:43 UhrDie Bundesnetzagentur hat wegen des stockenden Kraftwerkbaus in Deutschland vor Engpässen bei der Stromerzeugung gewarnt. Für einen funktionierenden Wettbewerb müssten in Deutschland und auch im europäischen Ausland neue Kraftwerke ans Netz gehen, sagte Behördenchef Matthias Kurth auf einer Energiemesse in Essen. Er appellierte an die Europäische Union (EU), sich mit dem Thema zu beschäftigen. "Wie sollen die Strompreise sinken, wenn wir eine Knappheitssituation haben", sagte Kurth. Notwendig sei ein europäisches Gesamtkonzept.
Der Präsident der Bundesnetzagentur verwies darauf, dass Schätzungen zufolge bis 2012 allein in Deutschland Kraftwerke mit einer Leistung von insgesamt 20.000 Megawatt gebaut werden müssten. "Davon sind wir weit entfernt." Derzeit seien gerade ein Mal Anlagen mit einer Leistung von 7000 Megawatt im Bau. Die Bundesnetzagentur sei zwar nicht für den Kraftwerksbau zuständig, sagte Kurth, fügte jedoch hinzu: "Mehr Wettbewerb wird man nicht allein durch die Netze bekommen."
Höhere Kosten bei Neubauten
Fast täglich würden Neubauprojekte vertagt oder ganz aufgegeben, sagte Kurth. Neben dem politischen Widerstand wie beim RWE-Kohlekraftwerk im saarländischen Ensdorf spielten die deutlich gestiegenen Kosten, etwa für die Ausrüstung oder den Kauf von Verschmutzungsrechten, eine entscheidende Rolle. Allein auf den Zubau erneuerbarer Energie könne sich Deutschland bei seiner Energieversorgung aber nicht verlassen. "Der Wind bläst nicht immer." Es würden auch neue konventionelle Kraftwerke gebraucht.
In den vergangenen Monaten haben eine Reihe von Unternehmen den Neubau von Kraftwerken verschoben oder ganz abgeblasen, die bereits in wenigen Jahren ans Netz gehen sollten. RWE scheiterte mit seinem Milliardenprojekt in Ensdorf am Widerstand der Bevölkerung. Der Mischkonzern Evonik legte kürzlich wegen der explodierenden Kosten den geplanten Bau eines Steinkohleblocks im nordrhein-westfälischen Herne auf Eis. Und auch Branchenführer E.ON sieht die Errichtung eines Kraftwerksblocks am hessischen Standort Staudingen wegen des politischen Widerstands gefährdet.
Quelle: ntv.de