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Finanzkrise ist schuld Bahn-IPO bringt weniger ein

Der Börsengang der Deutschen Bahn wird wegen der Finanzkrise Kreisen zufolge deutlich weniger Geld einbringen als vom Bund erhofft. Unternehmenskreisen zufolge ist nun nur noch mit Einnahmen von weniger als fünf Mrd. Euro zu rechnen. Im April lagen die Schätzungen noch bei bis zu acht Mrd. Euro. Bahn-Chef Hartmut Mehdorn wollte sich nicht auf den erwarteten Erlös festlegen. Er rechne aber trotz der Finanzkrise mit einem anständigen Preis für die Bahn-Aktie, sagte er gegenüber n-tv.

Die Bundesregierung hatte zuvor bekräftigt, dass sie trotz der Lage der Finanzmärkte am Zeitplan des Börsengangs festhalte. Auf den von der Bahn genannten 27. Oktober als ersten Handelstag der Aktien legte sich die Regierung allerdings nicht fest. Politiker der Opposition nannten einen Verkauf zum jetzigen Zeitpunkt unverantwortlich.

Die zum Verkauf stehenden 24,9 Prozent am Bahn-Verkehrsbereich DB Mobility Logistics (DB ML) würden von den am Börsengang beteiligten Banken im Schnitt zwar mit mehr als fünf Mrd. Euro bewertet, sagte ein Insider gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Davon muss allerdings - wie bei Börsengängen üblich - noch ein Abschlag abgezogen werden. Dieser werde angesichts der Unruhe an den Finanzmärkten sicher höher ausfallen als in weniger turbulenten Zeiten.

Discount ist realistisch

Ein "Discount von zehn bis 15 Prozent ist sicherlich nicht aus der Luft gegriffen", sagte ein Branchen-Experte. Damit ergäbe sich ein Erlös von 4,25 bis 4,5 Mrd. Euro. "Die Resonanz der bisher angesprochenen Investoren ist sehr gut." Angesichts des Börsenumfelds müsse man aber Zugeständnisse machen. Im April hatte Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) nach Gesprächen mit Bankenvertretern noch gesagt, diese hielten einen Erlös von bis zu acht Mrd. Euro für möglich.

Die Bundesregierung wollte sich nicht zu möglichen Erlösen äußern. Regierungssprecher Thomas Steg sagte aber: "Wir befinden uns im Zeitplan und gehen davon aus, dass dieser Zeitplan entsprechend eingehalten wird." Die Regierung hatte vom Börsengang im Herbst gesprochen. Der genaue Termin bleibe aber den zuständigen Gremien wie Aufsichtsrat und Vorstand der Bahn in Abstimmung mit der Regierung überlassen. Die Verantwortlichen dort machten sich natürlich Gedanken über den "möglichst optimalen Zeitpunkt", sagte Steg. Händler in Frankfurt erklärten, sie rechneten mit einem schnellen Börsengang, da der politische Aufwand bei den Vorbereitungen sehr groß gewesen sei und der aufziehende Bundestagswahlkampf eine Platzierung noch schwieriger machen würde.

"Börsengang jetzt unverantwortlich"

FDP und Grüne lehnten einen Börsengang zum jetzigen Zeitpunkt ab: Das vom deutschen Steuerzahler geschaffene Vermögen dürfen nicht einfach verscherbelt werden, sagte der FDP-Verkehrsexperte Horst Friedrich. Grünen-Fraktionschef Fritz Kuhn nannte den Börsengang unverantwortlich. Zudem lehne man einen Verkauf von Anteilen an die russische Bahn, die Interesse angemeldet hatte, entschieden ab.

Die Bahn selbst hatte am Freitagmorgen bekanntgegeben, der erste Handelstag der Aktien der DB ML solle der 27. Oktober sein. Die Aktien sollten im sogenannten Prime Standard der Frankfurter Börse notiert werden. In den USA werden keine Aktien angeboten. Ab 13. Oktober sollten institutionelle Investoren angesprochen werden, Privatanleger könnten ab dann die Aktie zeichnen. Mehdorn erklärte, trotz der angespannten Finanzmärkte gehe man zuversichtlich in die heiße Phase des Börsengangs. Das Unternehmen warb dazu in mehrseitigen Anzeigen in großen Tageszeitungen am Freitag deutschlandweit für die Privatisierung. Es wäre der größte Börsengang in Deutschland seit dem Jahr 2000.

Quelle: ntv.de

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