Herber Gewinneinbruch Bank of America enttäuscht
18.10.2007, 13:43 UhrDie Krise an den Kapitalmärkten setzt der Bank of America deutlich stärker zu als erwartet. Wegen schwerer Einbußen im Investmentbanking brach der Netto-Gewinn des zweitgrößten US-Geldhauses im abgelaufenen Quartal um ein Drittel auf 3,7 Mrd. Dollar ein. Das Institut stellt sich zudem auf massiv steigende Kreditausfälle ein. Die vorgelegten Ergebnisse dämpften an den Märkten Hoffnungen auf ein rasches Ende der Krise und brachten weltweit Finanztitel unter Druck.
"Obwohl die Verwerfungen an den Kapitalmärkten auch die meisten unserer Wettbewerber getroffen haben, sind wir sehr enttäuscht von unserer Leistung im dritten Quartal", erklärte Bank-Chef Kenneth Lewis. Vor einem Monat hatte das Institut bereits bedeutende Belastungen im Zuge der Krise an den Kreditmärkten angekündigt. Die nun vorgelegten Zahlen übertrafen aber auch die skeptischsten Prognosen, da viele Experten nicht mit so gravierenden Auswirkungen auf das im Branchenvergleich kleinere Investmentbanking-Geschäft der Bank gerechnet hatten.
Je Aktie belief sich das Ergebnis ohne Sonderposten auf 84 Cent und lag damit deutlich unter den von Analysten im Schnitt vorausgesagten 1,06 Dollar. Ähnliches gilt für die gesamten Einnahmen, die mit knapp 16 Mrd. Dollar klar die Erwartungen verfehlten.
Wie auch bei den Konkurrenten etwa der Citigroup, JPMorgan Chase oder der Deutschen Bank bekommt die Bank of America die Folgen der Kreditmarktkrise vor allem im Investmentbanking-Geschäft zu spüren. Hier schmolz der Gewinn des Vorjahresquartals von 1,43 Mrd. Dollar fast komplett dahin und betrug nun nur noch 100 Mio. Dollar. Im Handelsgeschäft schrieb das Geldhaus sogar rote Zahlen. Dabei lief es besonders bei strukturierten Produkten - also etwa Wertpapieren, die mit Hypotheken besichert sind - nicht rund. Dieser so genannte Asset-Backed-Securities-Markt ist im Zuge der vom US-Immobiliensektor ausgegangenen Marktturbulenzen komplett zusammengebrochen.
Im Kreditgeschäft legt die Bank of America nun Milliardensummen zur Seite, um sich für mögliche Ausfälle zu rüsten. Die Risikovorsorge erhöhte sie um rund drei Viertel auf gut zwei Mrd. Dollar. Besonders bei Darlehen für Verbraucher und kleinere Unternehmen steige angesichts der Schwäche des Häusermarktes das Ausfallrisiko, erklärte die Bank. Dies drückte auch auf das Ergebnis im Hauptgeschäft mit Privatkunden. Der Gewinn sank hier um 16 Prozent auf 2,45 Mrd. Dollar. Den Anlegern gefiel das Zahlenwerk überhaupt nicht: Die Bank-of-America-Aktie verlor zu Börsenbeginn rund 3,7 Prozent und zog auch die den Dow-Jones-Index der US-Standardwerte sowie den breiter gefassten S&P-500-Index und den deutschen Dax nach unten.
Der faktische Zusammenbruch des US-Hypothekenmarktes hat weltweit eine Vertrauenskrise an den Finanzmärkten ausgelöst. Riskantere Produkte finden nur noch schwer Käufer, und die Refinanzierung von Krediten wird schwieriger, was in den Bilanzen der Banken Spuren hinterlässt. Beim US-Marktführer Citigroup brach der Gewinn um knapp 60 Prozent ein. JPMorgan konnte das Ergebnis nur dank eines starken Vermögensverwaltungs- und privaten Beteiligungsgeschäfts um zwei Prozent steigern. Um die Folgen der Kreditmarktkrise auf die Gesamtwirtschaft abzufedern, haben sich die drei US-Großbanken mit anderen Instituten auf den Aufbau eines milliardenschweren Fonds verständigt, der marode Hypothekendarlehen zurückkaufen soll. Der Vorstoß geht auf eine Initiative des US-Finanzministeriums zurück. Über Beteiligungen deutscher Banken daran ist bislang nichts bekannt.
Quelle: ntv.de