Gespräche vereinbart Bewegung im Milch-Streit
01.06.2008, 13:43 UhrDie Proteste der Milchbauern zeigen erste Wirkung: Nach zahlreichen Blockadeaktionen erklärte die Milchindustrie ihre Bereitschaft, sich mit den Landwirten an einen Tisch zu setzen. Bei dem Gespräch am Sonntagabend in Berlin wollen Milcherzeuger und Molkereien nach einer Lösung des Konfliktes suchen. Die Milchindustrie lenkte ein, weil viele Molkereien aufgrund der stundenlangen Blockaden weder Milch annehmen noch ausliefern konnten. Dadurch sei die Versorgung der Verbraucher gefährdet, sagte Verbandsgeschäftsführer Michael Brandl.
Die Milchbauern sind nach Angaben ihres Wortführers Romuald Schaber besonders verärgert darüber, dass sich die genossenschaftlichen Molkereien nicht mit ihnen solidarisieren. Sie hätten sich daher nur schwer überzeugen lassen, die Blockaden wieder aufzuheben, sagte der Chef des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM). Vor allem in Rheinland-Pfalz sei es "a bisserl heiß her" gegangen. Brandl sprach von einer "Eskalation der Situation", die vor allem den Norden Deutschlands, zum Teil aber auch Molkereien im ganzen Land erfasst habe. Auch in den Niederlanden verschärfte sich am Wochenende der Konflikt zwischen Milchbauern und Industrie. Der Molkerei-Riese Friesland Foods musste die Annahme von Milch stoppen, weil neun seiner Molkereien von Erzeugern blockiert wurden.
Von dem Gespräch am Sonntagabend erhoffte sich die Milchindustrie eine Deeskalation. Im Gegenzug versprach Brandl darüber zu reden, "welche Wege es geben kann, um eine Verbesserung des Milchpreises zu erreichen." Würden die Blockaden nicht aufgehoben, könne es sein, dass am Montagnachmittag oder Dienstag das eine oder andere Produkt ausgehe. Schaber sagte, schon jetzt leerten sich die Regale. Dagegen meldete der Einzelhandel, die Situation in den Läden und Supermärkten sei "total entspannt".
Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer (CSU) stellte sich am Wochenende auf die Seite der Milchbauern. Die großen Nahrungsmittelkonzerne verhielten sich nicht klug, wenn sie den geforderten Preis von 40 Cent pro Liter nicht zahlten, sagte er der "Welt am Sonntag". Einzelhandelssprecher Hubertus Pellengahr wies die Wortmeldung als Einmischung zurück. "Aus den Preisen hat sich die Politik herauszuhalten."
Dagegen forderte der Milchindustrie-Verband den Landwirtschaftsminister auf, einen "Runden Tisch der Milchwirtschaft" einzuberufen, an dem neben Bauern und Molkereien auch der Einzelhandel teilnehmen soll. Auch der BDM sieht die Politik in der Pflicht. Schaber begrüßte Seehofers Äußerungen. "Aber am Schluss wird man das natürlich auch an Taten messen", schränkte er ein.
Der Milchbauern-Verband will für seine rund 32.000 Mitglieder und die Landwirte anderer Verbände bei den Molkereien einen Mindestabnahmepreis von gut 40 Cent pro Liter erreichen. Derzeit zahlen die Betriebe zwischen 28 und 34 Cent. Die Milchbauern des BDM streiken seit Dienstag für höhere Milchpreise.
Quelle: ntv.de