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Schaeffler soll draufsatteln Conti pokert hoch

Im Übernahmepoker mit Schaeffler will Conti den Preis hochtreiben. Das Familienunternehmen müsse noch ein paar Milliarden auf das derzeitige Angebot draufpacken, damit Continental der Übernahme durch Schaeffler zustimmt - oder sich mit einer Beteiligung von 20 Prozent zufriedengeben: Das sind die Bedingungen des DAX-Konzerns aus Hannover. Das derzeitige Übernahmeangebot der Schaeffler-Gruppe von rund 11,4 Milliarden Euro wies der Aufsichtsrat am Mittwoch zurück und stärkte damit Vorstandschef Manfred Wennemer in einer "Schicksalsstunde" den Rücken. Schaeffler wiederum scheint sich auf einen langen Kampf eingestellt zu haben.

Conti arbeitet zugleich weiter an einer Abwehr der Übernahme. Als große Frage gilt dabei, ob noch ein "weißer Ritter" präsentiert werden kann - ein freundlich gesonnener Großinvestor, der bei der Conti einsteigt. In Hannover zeigt man sich kämpferisch: "Wir sind erst in der ersten Spielhälfte, Schaeffler hat noch lange nicht gewonnen", heißt es im Umfeld des Autozulieferers. Wennemer könnte noch ein Ass im Ärmel haben.

Wortspielereien auf beiden Seiten

Eine Einigung mit Schaeffler sei "erstrebenswert", sagte Wennemer am Mittwochabend nach einer Krisensitzung des Aufsichtsrats - nur zu den genannten Bedingungen aber habe der Vorstand die Unterstützung des Aufsichtsrats, direkte Verhandlungen mit Schaeffler aufzunehmen. Schaeffler reagierte noch am Abend: Es werde begrüßt, dass Conti eine Einigung mit Schaeffler für "erstrebenswert" halte. Schaeffler warte nun darauf, dass die Continental AG ihre Vorstellungen "konkretisiere".

Schaeffler bietet den Conti-Aktionären bisher den Mindestpreis von 70,12 Euro pro Aktie - damit bewertet die Offerte den Reifenhersteller und Autozulieferer mit 11,4 Milliarden Euro. Dies ist aus Sicht von Conti viel zu wenig. Branchen-Analysten halten einen Preis zwischen 80 und 100 Euro für gerechtfertigt. Conti nennt kein genaues Preisziel. Alleine für den Kauf der Siemens-Sparte VDO hatte Conti im vergangenen Sommer 11,4 Milliarden Euro hingeblättert, sich dafür aber hoch verschuldet. Danach stürzte die Aktie ab, der Wert halbierte sich - Continental wurde zum Schnäppchen, Schaeffler griff zu und sicherte sich heimlich den Zugriff auf ein großes Aktienpaket.

Höheres Gebot von Schaeffler unwahrscheinlich

Direkt und über umstrittene, sogenannte Swap-Geschäfte - Tauschgeschäfte - hat die Schaeffler-Gruppe aus Herzogenaurach bereits Zugriff auf ein Aktienpaket von rund 36 Prozent - falls die an dem Deal beteiligten Banken bis zum Ende mitspielen. Bei den Swap-Geschäften geht es um einen Anteil von 28 Prozent. Conti hält das Vorgehen für rechtswidrig und setzt dem Vernehmen nach darauf, dass die Finanzaufsicht BaFin die Swap-Geschäfte vorerst blockiert. Bekommt Schaeffler aber die 36 Prozent, hätte das Familienunternehmen wegen der geringen Präsenz auf Hauptversammlungen faktisch das Sagen bei der Conti.


Ob Schaeffler auf die Conti-Bedingungen eingeht, scheint mehr als fraglich. Bislang pocht die Gruppe aus Herzogenaurach auf einem Anteil von mehr als 30 Prozent. Wenig wahrscheinlich dürfte zudem sein, dass Schaeffler den Preis erhöhen und mehr als nötig ausgeben sollte. Denn die Franken haben sich trickreich und aus ihrer Sicht legal eine mehr als gute Ausgangsposition verschafft - und können sich eigentlich zurücklehnen.

Conti-Burg wird dauerbelagert

"Schaeffler hat keine Zeitnot, sondern im Prinzip alle Zeit der Welt", sagte der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der FH Gelsenkirchen. Mit dem niedrigsten möglichen Übernahmeangebot wolle sich Schaeffler die Option schaffen, bei niedrigen Kursen künftig schrittweise zuzukaufen. Conti sei gebeutelt durch den schlechten Markt, hohe Zinsbelastungen, steigende Rohstoffpreise und die VDO-Integration. "Die Burg steht unter Dauerbelagerung."

Schaeffler selbst hatte bereits unmissverständlich deutlich gemacht, dass sich die Gruppe von ihrem Vorhaben trotz des Widerstands aus Hannover nicht abbringen lassen werde. Schaeffler- Geschäftsführer Jürgen Geißinger sagte: ""Wir sind geprägt durch langfristige strategische Orientierung und verfolgen unsere Ziele mit langem Atem."

Quelle: ntv.de

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