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"Bankrott könnte passieren" Countrywide in Not

Die US-Hypothekenkrise bringt den größten US-Anbieter von Baufinanzierungen, Countrywide Financial, in immer größere Nöte. Befürchtungen vor einem Konkurs im Zuge massiver Liquiditätsprobleme ließen den Countrywide-Aktienkurs weiter abstürzen, nachdem er am Mittwoch bereits die höchsten Tagesverluste seit dem Börsencrash 1987 verzeichnet hatte. Dem kalifornischen Hypothekenfinanzierer drohen zudem drastisch höhere Kosten für die kurzfristige Mittel-Beschaffung an den Finanzmärkten. Zur Verbesserung der Liquiditätslage nahm Countrywide eine Kreditlinie über 11,5 Milliarden Dollar komplett in Anspruch.

Auslöser für die heftigen Verluste bei Countrywide war am Mittwochabend eine Warnung des Analysten Kenneth Bruce von Merrill Lynch vor einem drohenden Bankrott des Hypothekenfinanzierers. "Wenn der finanzielle Druck auf Countrywide ausreichend stark wird oder der Markt Vertrauen in das Unternehmen verliert, dann kann das Modell platzen und letztlich zur Insolvenz führen", erklärte der Branchenexperte. Er stufte die Aktie auf "verkaufen" von "kaufen" herab.

Bankrott möglich

"Die entscheidende Frage ist, ob Countrywide überleben wird", betonte Analyst Paul Miller von Friedman, Billings, Ramsey & Co. Sollten die Liquiditätsprobleme länger als einen Monat anhalten, müsse der Hypothekenfinanzierer wohl Vermögenswerte mit einem hohen Abschlag verkaufen, was den Kurs weiter unter Druck brächte. "Ein Bankrott wäre hässlich, könnte aber passieren."

Auch die Kurse für Countrywide-Anleihen sanken kräftig. Ratingagenturen wie Moody's und Fitch senkten bereits ihre Bewertungen für Countrywide-Schulden. Das Unternehmen muss sich Händlern zufolge zudem mittlerweile darauf einstellen, etwa doppelt soviel an Zinsen für die Aufnahme kurzfristiger Gelder an den Finanzmärkten zu zahlen wie bislang. Dies könnte die Liquiditätsprobleme verschärfen. Um hier gegenzusteuern, nahm Countrywide die unbesicherten Milliardenkredite in Anspruch, die von 40 Großbanken bereitgestellt worden seien. Mehr als 70 Prozent davon habe eine Laufzeit von mehr als vier Jahren, während die restlichen Darlehen mindestens ein Jahr liefen.

Die Finanzierungsmöglichkeiten für die Hypothekenbranche hätten sich verschlechtert, räumte Countrywide-Vorstand David Sambol ein. Per Ende Juni hatte das Unternehmen nach eigenen Angaben liquide Mittel in Höhe von 186,5 Milliarden Dollar.

Die Aktien von Countrywide sind bereits seit einiger Zeit auf dem Sinkflug. Der Hypothekenfinanzierer büßte in diesem Jahr die Hälfte seines Wertes ein und kommt nunmehr auf eine Marktkapitalisierung von nur noch 12,3 Milliarden Dollar. Ungeachtet dessen hatte Countrywide-Chef Angelo Mozilo vor drei Wochen noch angekündigt, sein Unternehmen werde bald wieder Marktanteile gewinnen und zu den weltweit führenden Firmen der Branche gehören.

Krise ausgeweitet

Die Krise ist schon lange nicht mehr auf die USA beschränkt. Weltweit steigt die Angst der Anleger vor einer Ausweitung der Hypothekenprobleme auf die gesamte Finanzbranche. Dies könnte dann den Wirtschaftsaufschwung kräftig abbremsen. Zahlreiche Fonds auch in Deutschland, die am Hypothekenmarkt engagiert waren, mussten angesichts von Panikverkäufen ihrer Anleger bereits schließen.

Auch in Australien haben schon mehrere Institute vor Verlusten wegen der Krise gewarnt. Jüngstes Opfer ist der Hypothekenfinanzierer RAMS Home Loan Group, der am Donnerstag Probleme bei der Refinanzierung von Milliardenkrediten einräumte. Auch RAMS hat zunehmend Schwierigkeiten, am Kapitalmarkt Anleger für seine Papiere zu finden, was die Finanzierungskosten hochtreibt. Dies ließ den Aktienkurs um 60 Prozent einbrechen und bescherte dem Gesamtmarkt in Sydney die höchsten Tagesverluste seit mehr als sieben Jahren.

Quelle: ntv.de

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