Lidl-Affäre erreicht Bundestag Däubler-Gmelin übt Kritik
08.04.2008, 18:27 UhrDie Vorsitzende des Bundestags-Ausschusses für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe, Herta Däubler-Gmelin (SPD), hat das Verhalten des Discounters Lidl in der Bespitzelungsaffäre verurteilt. Die "einzig vernünftige Folgerung aus diesen Vorfällen" müsse sein, dass Lidl seinen Widerstand gegen die Schaffung von Betriebsräten aufgebe, fordert Däubler-Gmelin in einem am Dienstag veröffentlichten Brief an Lidl.
In dem Schreiben setzt sich die Bundestagsabgeordnete für ein gemeinsames Treffen mit der Gewerkschaft Verdi und Lidl ein. "Wir freuen uns, mit Frau Däubler-Gmelin sprechen zu können", teilte der Discounter am Abend mit.
Die Erklärungsversuche des Discounters nach den Überwachungsvorwürfen habe sie nicht verstanden, schreibt Däubler-Gmelin. Die Zeitungsanzeigen hätten die Folgerung nahegelegt, die Vermeidung von Diebstählen erfordere die Bespitzelung und Beobachtung von Lidl-Angestellten.
Der Discounter hatte sich in den vergangenen Wochen in Anzeigen bei Kunden und Mitarbeitern entschuldigt und um Vertrauen geworben. Außerdem hatte Lidl am Freitag angekündigt, bis auf weiteres auf Videoüberwachung in den Filialen verzichten zu wollen.
Der frühere Bundesdatenschutzbeauftragte Joachim Jacob will am Donnerstag damit beginnen, gemeinsam mit dem Discounter ein neues Konzept zum Schutz vor Diebstahl in den Filialen zu entwickeln. Jacob sagte der "Märkischen Oderzeitung", Lidl brauche eine Kontrollinstitution für den Datenschutz innerhalb des Konzerns. Die Stelle solle das künftige datenschutzrechtliche Konzept und die Arbeit von Detektiven überwachen.
Lidl werde auch künftig nicht völlig auf Videoüberwachung verzichten können, sagte Jacob dem Blatt. Ausgänge, aus denen Diebesgut weggeschafft werde oder Mitarbeiter, gegen die es Verdachtsmomente gebe, dürften auch weiterhin überwacht werden. Lidl soll mit Hilfe von Detektiven Beschäftigte in zahlreichen Filialen systematisch überwacht haben, hatte das Magazin "stern" im März berichtet. Datenschützer prüfen die Vorgänge.
Quelle: ntv.de