Oligarch in Not Deripaska verlässt Hochtief
10.10.2008, 07:01 UhrNach nur eineinhalb Jahren ist der russische Großinvestor Oleg Deripaska wieder bei Deutschlands größtem Baukonzern Hochtief ausgestiegen. Mit dem Verkauf des 9,99-Prozent-Pakets von Deripaskas Holding Basic Element verliert das Essener Unternehmen einen seiner beiden Großaktionäre. Die knapp sieben Millionen Aktien seien an die Commerzbank und die Allianz gegangen, sagte eine Sprecherin des Konzerns. "Die Aktien sind dort in guten Händen." Zweiter Großaktionär von Hochtief ist die spanische Infrastrukturholding ACS mit mehr als 25 Prozent. "Wir haben keinerlei Anzeichen, dass auch ACS bei uns aussteigen will", sagte die Hochtief-Sprecherin.
Der russische Milliardär hat mit seinem Engagement bei Hochtief viel Geld verloren. Am Donnerstag war sein Paket bei einem Kurs von 24,20 Euro gerade noch 170 Millionen Euro wert. Bei seinem Einstieg kostete die Aktie mehr als das Dreifache. Eine Sprecherin Deripaskas sagte, der überraschende Ausstieg zeige ein "umsichtiges Finanzmanagement" in der Finanzkrise. Die geplanten gemeinsamen Infrastrukturprojekte in Russland sollten dennoch fortgeführt werden. Hochtief und Basic Element planen einen Autobahnring rund um Sankt Petersburg, der als Mautprojekt auch gemeinsam betrieben werden soll.
Hochfliegende Pläne
Darüber hinaus hatten Deripaska und Hochtief hochfliegende Pläne in Russland. Unter anderem will sich der Konzern um den Bau des Olympischen Dorfes für die Winterspiele 2014 in Sotschi bemühen. Deripaska sollte Hochtief in Russland die Türen öffnen.
Der Milliardär gilt als reichster Mann Russlands. Erst in der vergangenen Woche hatte er seinen 20-Prozent-Anteil an dem kanadisch-österreichischen Autozulieferer Magna International verkauft, nachdem die Aktie seit Mai rund die Hälfte ihres Wertes verloren hatte. Die russische Börse hatte in den vergangenen Tagen massive Kurseinbrüche verzeichnet. Das hatte Spekulationen ausgelöst, Deripaska müsse sich von Beteiligungen trennen. Deripaska bekräftigte am Donnerstag, er wolle an seinen Anteilspaketen am österreichischen Hochtief-Rivalen Strabag und an der russischen Norilsk Nickel festhalten.
Commerzbank nicht dauerhaft
Die Commerzbank will ihre von weniger als drei auf 11,53 Prozent aufgestockte Beteiligung an Hochtief nicht auf Dauer behalten. "Wir halten das als Industriebeteiligung und werden diese nach und nach wieder zurückfahren", sagte ein Sprecher. Die Aktien seien als Sicherheiten schon vorher bei der Bank hinterlegt gewesen. Die Allianz meldete eine auf 3,27 Prozent erhöhte Beteiligung an Hochtief.
In den vergangenen Wochen hatten Spekulationen um eine von ACS ausgehende Übernahme und Zerschlagung von Hochtief immer wieder den Kurs des im MDax gelisteten Unternehmens getrieben. Die Absicht einer Zerschlagung hatten die Spanier dementiert.
Quelle: ntv.de