EU-Kommission rechnet vor Deutschland in Rezession
10.09.2008, 11:10 UhrDie EU-Kommission hat Rezessionsängsten neue Nahrung gegeben. Nach der Zwischen-Konjunkturprognose schrumpfte die deutsche Wirtschaft seit April zwei Quartale in Folge. Damit wären die technischen Voraussetzungen für eine Rezession erfüllt. Der Rückgang zwischen April und Juni beträgt nach Angaben der Kommission 0,5 Prozent, der zwischen Juli und September 0,2 Prozent. Auch Großbritannien und Spanien befinden sich laut der Prognose in einer Rezession.
"Der Wachstumsausblick für die zweite Hälfte dieses Jahres hat sich klar verschlechtert", erklärte EU-Wirtschaftskommissar Joaqun Almunia mit Blick auf die Bundesrepublik als größte Volkswirtschaft der Europäischen Union. Grund sind die hohen Energie- und Lebensmittelpreise sowie die weltweite Finanzkrise. Für das Gesamtjahr rechnet Almunia dennoch weiter mit einem Wachstumsplus von 1,8 Prozent in Deutschland. Das ist etwas optimistischer als die Bundesregierung, die von 1,7 Prozent ausgeht.
Dunkle Wolken sieht Almunia über der Konjunktur der Eurozone. Der spanische Kommissar rechnet für dieses Jahr nur noch mit einem Wachstum von 1,3 Prozent in den 15 Ländern mit dem Euro. Das sind 0,4 Prozentpunkte weniger als bisher. Das Wachstum in allen 27 EU-Ländern beziffert er auf 1,4 Prozent, ein Rückgang um 0,6 Punkte.
DIW sieht rote Null
Auch nach Einschätzung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) ist die deutsche Wirtschaft im Sommer leicht geschrumpft. Für das laufende dritte Quartal sagt das DIW ein Minus von 0,1 Prozent zum Vorquartal voraus. Zuvor hatten die Berliner Forscher noch ein leichtes Plus von 0,1 Prozent prognostiziert. "Aus der noch schwarzen Null, die wir im August auf der Rechnung hatten, ist jetzt eine leichte rote Null geworden", sagte DIW-Konjunkturexperte Stefan Kooths bei n-tv. "In erster Linie ist es aber eine Null. Man kann also sagen, die deutsche Wirtschaft stagniert", so Kooths. Derzeit schwächele die deutsche Wirtschaft zwar, eine konjunkturelle Krise sei aber nicht in Sicht.
Besonders schlecht werden die Aussichten für die Industrie eingeschätzt: Für das Produzierende Gewerbe sagen die Berliner Forscher einen Rückgang um 1,5 Prozent vorher. "Hier schlägt sich nicht zuletzt die seit Monaten schwache Entwicklung der Auftragseingänge nieder", schrieben die DIW-Experten. Die Dienstleistungssektoren sieht das Institut hingegen im Aufwind: Die unternehmensnahen Dienstleister dürften dabei um 0,6 Prozent zulegen, die öffentlichen und privaten Dienstleistungen um 0,2 Prozent. Bei Handel, Gaststätten und Verkehr erwartet das DIW einen Anstieg um 0,4 Prozent.
Quelle: ntv.de