Euro belastet Flugzeugbau EADS-Chef fordert Exodus
22.04.2008, 19:52 UhrEADS-Chef Louis Gallois drängt seine Zulieferer angesichts des starken Euro, ihre Kosten zu senken und die Produktion in die Dollarzone zu verlagern. "Wenn wir die Luftfahrtindustrie in Europa sichern wollen, müssen wir den größten Teil auslagern", sagte Gallois. Die Maßnahmen des Airbus-Sanierungsprogramms Power8 seien schwierig und unpopulär.
Die Entscheidung, sich unter anderem von Airbus-Werken und einem EADS-Werk zu trennen, sei jedoch notwendig, um Handlungsspielraum zu gewinnen, sagte er. Schon ein Euro-Kurs von 1,45 Dollar zwinge dazu, das Geschäftsmodell von Airbus zu überdenken, bekräftigte er. "Aber das ist nicht genug", forderte er die Industrie zur Mithilfe auf.
EADS leidet derzeit stark unter dem hohen Euro, der am Dienstag ein Rekordhoch von 1,60 Dollar erreichte. Die Airbus-Flugzeuge werden - wie in der Luftfahrtbranche üblich - in Dollar abgerechnet. Die Kosten für die Produktion der Flugzeuge fallen aber in Euro an. Je höher der Euro, desto geringer die Gewinnmargen.
Mehr Geld vom Kunden
Wegen des schwachen Dollars und der hohen Metallpreise hatte Airbus bekannt gegeben, die Preise für seine Flugzeuge zu erhöhen. Die kleineren Maschinen mit einem Mittelgang sollen im Schnitt um zwei Millionen Dollar, die Großraumflugzeuge, zu denen auch der A380 gehört, im Schnitt um vier Millionen Dollar teurer werden.
Um im Wettbewerb bestehen zu können, gewähren Airbus und der US-Konkurrent Boeing bei großen Orders Preisnachlässe. Auf wieviel Gewinn sie dabei verzichten, legen aber beide nicht offen. Um mit Boeing mithalten zu können, müssten die Preise dem Wettbewerb angepasst werden, rechtfertigte Gallois die Praxis.
Streiks in Frankreich
Aus Ärger über den vorläufigen Verbleib der deutschen Airbus-Werke beim Mutterkonzern EADS haben die Beschäftigten der französischen Werke für Donnerstag einen Streik angekündigt. Es sei ungerecht, wenn die deutschen Werke in einer EADS-Tochterfirma zusammengefasst würden, während der Verkauf der französischen Werke weiter vorangehe, sagte ein Vertreter der Gewerkschaft CFTD dem Sender France Info.
"Die französischen Angestellten haben Angst, dass sie ihre Arbeitsplätze verlieren, weil Teile der Produktion in den Dollarraum verlagert werden sollen", sagte der Sprecher.
Widerstand im Werk
EADS hatte in der vergangenen Woche angekündigt, die drei deutschen Werke Varel, Nordenham und Augsburg zunächst in einer selbstständigen Tochterfirma zusammenzufassen, um sie später gemeinsam zu verkaufen.
Ursprünglich hatten die deutschen, britischen und französischen EADS-Werke gleichzeitig verkauft werden sollen. Die Verhandlungen für die Werke Laupheim sowie Maulte und Saint-Nazaire Ville (Frankreich) und Filton (England) sollen in den nächsten Wochen abgeschlossen werden.
Quelle: ntv.de