Einstieg in russischen Markt Eon zieht es nach Osten
17.09.2007, 12:47 UhrDeutschlands größter Energieversorger Eon steht vor dem Einstieg in den russischen Strommarkt. Der Düsseldorfer Energieriese legte bei der Versteigerung des russischen Kraftwerksunternehmens OGK-4 das höchste Angebot vor. Für die Mehrheit an dem Konzern will Eon bis zu 4,6 Mrd. Euro zahlen.
Konzernchef Wulf Bernotat sagte: "Wir wollen damit einen wichtigen und großen Schritt zum Einstieg in den russischen Strommarkt machen, der zu den größten und wachstumsstärksten der Welt gehört." Insgesamt will sich der Konzern durch sein jetzt vorgelegtes Kaufangebot, eine Kapitalerhöhung und ein Angebot an die Minderheitsaktionäre bis zu 77 Prozent der Anteile an OGK-4 sichern. Mit einem Abschluss des Geschäfts rechnet der Konzern Ende des Monats. Erklärtes Ziel des Konzerns ist es, langfristig eine starke Position in den wachstumsintensiven Industrieregionen Ural, Westsibirien, Wolga und Zentralrussland aufzubauen.
Die zurzeit stattfindende Privatisierung der russischen Stromwirtschaft bietet den westlichen Energiekonzernen derzeit eine einzigartige Chance zum Eintritt in den russischen Markt. Die russische Regierung hat beschlossen, sechs Großkraftwerksgesellschaften an den Meistbietenden zu verkaufen. Der Hintergrund: Nur mit westlichen Milliarden und westlichem Know-how kann der gigantische Investitions- und Modernisierungsbedarf der russischen Stromwirtschaft gedeckt werden. Insgesamt wird der Investitionsbedarf bis 2010 auf über 120 Mrd. US-Dollar (86,5 Mrd. Euro) geschätzt.
Eon will im Ausland wachsen
So tief wie Eon hat dabei bislang allerdings noch kein anderer westlicher Konzern in die Tasche gegriffen. Zum Vergleich: Der italienische Konkurrent Enel zahlte für eine knapp 30-prozentige Beteiligung am Stromkonzern OGK-5 "nur" 1,3 Mrd. Euro.
Dennoch bezeichnete Bernotat den Kaufpreis für OGK-4 als angemessen. Denn das Unternehmen habe unter allen angebotenen russischen Stromkonzernen die mit einem Durchschnittsalter von 30 Jahren jüngsten Kraftwerke, die beste Auslastung und die günstigsten Betriebskosten. Außerdem erhalte Eon eine Mehrheit am Unternehmen.
Insgesamt betreibt das russische Unternehmen vier Gaskraftwerke und ein Kohlekraftwerk mit einer Gesamtkapazität von rund 8,6 Gigawatt. Das entspricht etwa sechs Prozent der russischen, thermischen Stromerzeugung. Die Kraftwerke von OGK-4 liegen Eon zufolge zum allergrößten Teil in der Region Europa/Ural, in der der Strombedarf auf Grund der steigenden Nachfrage der Grundstoff- und Schwerindustrie künftig besonders stark seien dürfte.
Geplant ist außerdem der Bau weiterer moderner Gaskraftwerke mit einer Kapazität von 2,4 Gigawatt bis 2011. "Damit haben wir eine hervorragende Ausgansposition für weiteres organisches Wachstum in einem Markt, der stromhungrig ist wie kaum ein anderer", meinte Bernotat.
Ob sich Eon auch bei der Versteigerung weiterer russischer Stromkonzerne mitbieten will, ließ Bernotat offen. Eine Entscheidung sei noch nicht gefallen. Finanziell wäre der Konzern dazu dank seiner gut gefüllten Kriegskasse ohne Probleme in der Lage. Bernotat betonte, Eon werde auch künftig mit Vorrang im Ausland investieren, da der Konzern in Deutschland schon aus kartellrechtlichen Gründen praktisch nicht mehr wachsen könne.
Quelle: ntv.de