IWF: Krise nicht gelöst Es gibt noch viel zu tun
10.05.2008, 09:58 UhrDer Internationale Währungsfonds (IWF) sieht die Probleme der globalen Finanzkrise längst nicht als gelöst an. Zwar sei die unmittelbare Gefahr eines Zusammenbruchs der Finanzmärkte geringer geworden, sagte IWF-Vizedirektor John Lipsky der "Süddeutschen Zeitung". Es gebe jedoch viel zu tun, um eine Wiederholung zu verhindern, betonte Lipsky, der in dem Interview vor "Selbstzufriedenheit" warnte.
Im vergangenen März hatte Lipsky die Regierungen aufgefordert, "das Undenkbare zu denken". Die Finanzkrise sei so schlimm, dass notfalls riesige Ausgabenprogramme notwendig seien, um die Weltwirtschaft zu stabilisieren. Wegen dieser Aussage wurde der IWF seither viel kritisiert; Politiker besonders aus Europa warfen Lipsky übertriebenen oder gar gefährlichen Pessimismus vor.
Einen Schritt vom Abgrund entfernt
In der Rückschau sieht sich Lipsky bestätigt. "Ja wir haben das Undenkbare gedacht und deshalb sind wir jetzt wieder einen Schritt vom Abgrund weggetreten", sagte Lipsky. Zu den vorher undenkbaren Maßnahmen zählt er dabei die Rettung der Investmentbank Bear Stearns durch die amerikanische Notenbank Fed und die Liquiditätshilfen, die die Bank von England gewährt hat.
Mittlerweile mehren sich die Stimmen, dass Licht am Ende des Tunnels zu sehen ist: fast ein Jahr nach Ausbruch der Finanzmarktkrise sieht Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann Anzeichen für ein Ende der Turbulenzen. "Wenn keine weiteren Schocks auftreten, glaube ich, dass wir das Schlimmste gemeinsam bewältigen können. Aber die Lage ist weiter fragil."
Höhepunkt liegt hinter uns
Auch bei der Commerzbank sieht man nach einem schwierigen Jahresauftakt eine allmähliche Beruhigung der Finanzmärkte. "Die Märkte haben sich im April normalisiert", sagte Finanzchef Eric Stutz.
Auch aus den USA kommen weiße Rauchzeichen. Der Höhepunkt der Finanzkrise ist nach Einschätzung des US-Finanzministers Henry Paulson überschritten. "Das Schlimmste liegt wahrscheinlich hinter uns", sagte Paulson. Es werde aber noch einige Verwerfungen geben und einige Monate dauern, bis der Stress vollständig überwunden sei.
Quelle: ntv.de