Dramatische Zinssenkung Fed zieht Reißleine
16.12.2008, 22:19 UhrDie US-Notenbank (Fed) hat die Leitzinsen angesichts der düsteren Konjunkturaussichten auf einen historischen Tiefstand gesenkt. Die Zinsspanne liegt nunmehr bei 0,0 bis 0,25 Prozent nach zuvor 1,0 Prozent. Die Aussichten der US-Wirtschaft hätten sich weiter verschlechtert, begründete die Fed ihren beispiellosen Zinsschritt.
Die Lage auf dem Arbeitsmarkt habe sich weiter verschlechtert, der private Konsum, Investitionen und die Industrieproduktion seien anhaltend rückläufig, erklärte die Notenbank. Deshalb gelte es für die Fed, alle geldpolitischen Instrumente "für die Wiederherstellung eines nachhaltigen Wirtschaftswachstums und die Wahrung der Preisstabilität zu nutzen".
Die Zinssenkung war noch stärker als von US-Experten vorausgesagt worden war. Die meisten hatten mit einer Senkung um einen halben Prozentpunkt gerechnet. In der Mitteilung des Offenmarktausschusses kündigt die Fed weitere geldpolitische Maßnahmen, wie den Kauf von Staatsanleihen mit langer Laufzeit, an.
Aus Furcht vor einer weiteren Verschärfung der Rezession entschloss sich die Notenbank zu dem niedrigsten Zinsniveau seit 1971, als erstmals der Zielsatz für Tagesgeld ("Fed Funds Rate") festgelegt wurde. Seit August 2007 senkte die Fed ihren Leitzins von 5,25 auf bisher 1,0 Prozent. Die Europäische Zentralbank hatte ihren Zins am 4. Dezember auf 2,5 Prozent festgelegt.
"Uns gehen allmählich die Mittel aus"
Die US-Wirtschaft befindet sich in der Rezession. Seit Dezember vergangenen Jahres sind etwa zwei Millionen Arbeitsplätze verloren gegangen. Die Arbeitslosenquote beträgt 6,7 Prozent, der höchsten Quote seit den 30er Jahren in den USA.
Wirtschaftsexperten rechnen in den USA mit einer weiter negativen Konjunkturentwicklung. Der designierte US-Präsident Barack Obama versicherte erneut, mit einem umfangreichen Investitionsprogramm des Staates die Konjunktur wieder ankurbeln zu wollen. Im Kampf gegen die Rezession "gehen uns allmählich die Mittel aus", sagte er in Chicago mit Blick auf die Fed- Entscheidung und die ohnehin schon extrem niedrigen Zinsen.
"Wir gehen derzeit durch die härteste Zeit seit der großen Depression", betonte der Demokrat, der am 20. Januar das Präsidentenamt übernimmt. Die US-Demokraten im Kongress beraten bereits über Investitionsprogramme in Höhe von insgesamt 600 Mrd. Dollar.
Geringer Inflationsdruck
Wegen der Wirtschaftskrise sind die Verbraucherpreise in den USA rasant gefallen. Wie das US-Arbeitsministerium am Dienstag in Washington mitteilte, sanken die Preise auf Monatssicht um 1,7 Prozent. Dies ist der stärkste monatliche Preisrückgang seit Beginn der Erhebung im Jahr 1947.
Die Jahresinflation wurde erneut kräftig gedrosselt: Im Jahresvergleich stiegen die Verbraucherpreise im November den Angaben zufolge nur noch um 1,1 Prozent, nach einem Plus von 3,7 Prozent im Vormonat. Dies sei der geringste Anstieg seit Mitte 2002, teilte das Ministerium mit.
Der Inflationsdruck sei stark zurückgegangen, erklärte die Notenbank. Der Rückgang der Preise für Energie und andere Rohstoffe und die insgesamt schwächeren Aussichten für die Wirtschaft sprächen für einen weiteren Rückgang der Inflation in den kommenden Quartalen.
Quelle: ntv.de